Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
098 - Der Kerkermeister

098 - Der Kerkermeister

Titel: 098 - Der Kerkermeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
Art. Er verbeugte sich. Er sprach ein paar Brocken portugiesisch. Die schweren Kisten mit den Musketen wurden an Bord der kleinen Dschunke gebracht.
    Die Besatzung bestand aus acht Mann, die auf jeden Wink des Kapitäns gehorchten.
    Neugierig blickte ich mich an Bord um. Ein flaches Bohlendeck lief über die ganze Länge des gewölbten Floßdecks, und eine Reihe von Luken deckten mittschiffs die Öffnungen zu den zahlreichen Laderäumen ab. Die Besatzung und die Passagiere hausten unter dem Quarterdeck. Die Dschunke hatte fünf Masten, von denen aber der vorderste und der vorletzte nicht aufgerichtet waren. Die Segel bestanden aus geflochtenen Bastmatten.
    Von den sechs Samurais sah ich nichts. Ich blieb an Deck. Der Kapitän rief einige Befehle, und die Dschunke legte ab. Die Handhabung der Segel war recht einfach.
    Die Dschunke glitt langsam aus dem Hafen. Ich ging zum Kapitän und zeigte ihm die Karte, die ich von Pater Markus erhalten hatte. Er warf einen Blick darauf und gab sie mir zurück. Als ich mich nach den sechs Kriegern erkundigte, zeigte er zum Quarterdeck. Er wies mir eine winzige Kajüte zu. Sie war leer bis auf eine Hängematte.
    Beim Mittagessen sah ich dann endlich die sechs Krieger. Für mich sahen sie alle gleich aus. Sie waren etwa dreißig Jahre alt und für Japaner ziemlich groß und kräftig. Einer der Samurais deutete eine Verbeugung an, hielt es aber nicht der Mühe wert, sich und seine Kameraden vorzustellen.
    Ich nahm es gleichmütig hin. Die Samurais hielten sich für etwas Besseres. Damit mußte ich mich abfinden.
    Immer wieder versuchte ich, unseren Weg anhand der Karte zu verfolgen. Doch nach zwei Tagen hatte ich völlig die Orientierung verloren. Wir waren bereits an mehr als zwanzig kleinen Inseln vorbeigefahren.
    Am vierten Tag unserer Reise hatte der Kapitän eine schwache Stunde. Er unterhielt sich mit mir kurze Zeit. Ich fragte ihn nach der Insel, doch von seinen Erklärungen verstand ich nur einen Bruchteil.
    Tokoyo sollte eine Insel sein, auf der fürchterliche Dinge geschahen. Die Küsten sollten von Krabben bewacht werden, die Menschengesichter auf den Rücken hatten. In diesen Krabben sollten die Seelen von Verstorbenen leben. Auf der Insel sollten Jikininki hausen. Wenn ich den Kapitän richtig verstanden hatte, dann waren das menschenfressende Kobolde. Und das Mädchen O-Yuki, die Gefangene, die mein Freund zu retten versucht hatte, sollte eine Mujina sein - was immer das auch sein sollte. Ich konnte nicht mehr darüber erfahren, doch ich gewann den Eindruck, als habe der Kapitän vor der Mujina noch mehr Angst als vor dem grausamen Kokuo.
    Am fünften Tag trübte sich der Himmel. Nebelschwaden zogen über das Wasser, und die Besatzung schnatterte aufgeregt durcheinander.
    Immer wieder hörte ich ein Wort: Tokoyo!
    Die Insel mußte nahe sein. Der Nebel wurde immer dichter, doch nach einer halben Stunde löste er sich langsam auf. Dann tauchte eine Insel auf. Sie wurde in ein unwirkliches Licht getaucht. Steile Klippen umgaben sie wie eine Schildwehr.
    Wir segelten langsam um die Insel herum. Der Kapitän hielt einen Abstand von mehr als fünfhundert Klaftern. Eine leichte Brise trieb die Dschunke nach Norden.
    Die Insel sah unbewohnt aus. Kein Vogel war zu sehen. Es war unnatürlich still. Auch der Himmel hatte eine andere Farbe angenommen. Er schimmerte jetzt lachsrot.
    Die Felsen waren schwarz, und die Klippen ragten wie gewaltige Finger in den Himmel.
    Eine grauenvolle Drohung umgab die Insel. Das Unbehagen unter der Besatzung wuchs. Niemand sprach ein Wort, und alle vermieden es, zur Insel zu blicken.
    Endlich, als der Himmel schon dunkel wurde, fanden wir eine Stelle, wo eine Landung möglich war. Hinter einer langgezogenen Brandungsplatte erhob sich ein niedriger Steilhang, der zu überklettern war.
    Der Kapitän schrie einige Befehle, und die Dschunke fuhr näher an die Insel heran.
    Die sechs Samurai-Krieger kamen an Deck. Sie hatten ihre Rüstungen angelegt. Jetzt hatte ich Gelegenheit, die Rüstungen näher zu betrachten. Sie bestanden aus winzigen lackierten Stahlstreifen, die mit seidenen Kordeln zusammengeflochten waren. Die Rüstungen bestanden aus verschiedenen Teilen - Schenkelpanzern, metallbeschlagenen Ärmeln, einem Leibpanzer und breiten Schulterklappen, die wie riesige Epauletten über die Schulterpartie hingen. Um den Hals hatten sie einen eisernen Latz geschlungen. Das Gesicht war von einer schwarzen Eisenmaske bedeckt, und auf dem Kopf trugen sie

Weitere Kostenlose Bücher