098 - Die Geistergirls von W
Ergebnis gekommen. Nennen Sie es meinetwegen auch Erleuchtung . Bewusst geworden sind mir einige Dinge, als ich hilf-
und sprachlos in jenem Hospital in Alvarado lag, ohne erklären zu können, wie
ich dorthin gekommen war. Ich wohne nicht von Anfang an in diesem Haus. Ich bin
als junges Mädchen hierher nach Ondomas gekommen,
habe geheiratet. Anfangs wohnten wir genau am entgegengesetzten Ende des
Dorfes. Dieses Haus hier war das älteste. Ein Fremder lebte darin, der es sich
erbaut hatte. Seltsamerweise kannte niemand seinen Namen. Jeder nannte ihn nur den
Fremden , oder den Mann . Mehr war nie über ihn zu erfahren. Er mied
den Umgang mit den Dorfbewohnern und lebte völlig zurückgezogen .«
»Es ist ungewöhnlich, dass in einem so
kleinen Dorf wie Ondomas ein zurückgezogenes Leben,
ein Isoliertsein von den anderen Bewohnern,
eigentlich möglich war«, sinnierte de Valo alias
X-RAY-14.
»Sehr ungewöhnlich sogar. Aber der Mann war auch ungewöhnlich. Ich
wunderte mich auch, als ich hierher kam. Aber dann begriff ich, dass man ihn so nehmen musste ,
wie er war. Man verehrte ihn sogar, aus folgendem Grund: Er verstand sich auf
die Heilkunst. Man holte seinen Rat ein, wenn Menschen und Tiere krank waren.
Niemand durfte zu ihm ins Haus. Da war er eigen. Er sprach nur durch die
verschlossenen Fenster und Türen. Er gab genau an, welche Kräuter und
Substanzen sich der Ratsuchende besorgen und in welchem Verhältnis er sie
mischen sollte. Die Präparate, die auf diese Weise entstanden, halfen in fast
allen, selbst scheinbar aussichtslosen Fällen .«
»Haben Sie auch irgendwann mal den Rat oder die Hilfe dieses
seltsamen Mannes in Anspruch genommen ?« , fragte Larry
Brent und war wie elektrisiert. Das Gespräch hatte sich in eine Richtung
entwickelt, die keiner von ihnen erwartete.
»Ja. Wie jeder. Einige Male sogar. Als unsere Kinder krank wurden,
erhielten wir Hilfe. Pepe, unser Jüngster, hatte hohes Fieber, das nicht fallen
wollte. Er lag im Sterben, war nicht mehr ansprechbar. Ich ging zu diesem Haus,
das der unbekannte Namenlose bewohnte, und erklärte ihm den Zustand. Ich hatte
etwas zum Schreiben mitgenommen, in der Erwartung, von ihm einige Angaben zu
erhalten. Aber dem war nicht so. Er forderte mich auf, Punkt Mitternacht wieder
zum Haus zu kommen und das Tongefäß mitzunehmen, das vor seiner Tür stehen
würde. Von der darin befindlichen Flüssigkeit sollte ich meinem Jungen
stündlich einen Schluck zu trinken geben und ihn außerdem noch in der gleichen
Nacht von Kopf bis Fuß damit einreiben. Um Mitternacht kam ich zum Haus und
fand das Gefäß vor wie angekündigt. Ich führte auch die Anwendungen so durch,
wie er mir empfohlen hatte. Ich schloss die ganze
Nacht kein Auge und saß am Bett meines sterbenskranken Sohnes. Ich rechnete
nicht mehr damit, dass er durchkam. Er war völlig
abgemagert und bewusstlos . Tropfenweise flößte ich
ihm die Flüssigkeit ein. Als der Morgen graute, schlug Pepe die Augen auf. Das
Fieber war verschwunden, und nach vierzehn Tagen hörte ich meinen Sohn zum
ersten Mal wieder reden. Meine Freude war so groß, dass ich sie nicht für mich behalten konnte. Ich schrie sie hinaus, jedermann im
Dorf sollte von der wunderbaren Rettung erfahren. Alle freuten sich mit mir.
Und gemeinsam liefen wir zum Haus des Fremden, um ihn zu rufen, um ihm zu
danken. An der Tür war ein Zettel befestigt auf dem standen einige Worte
geschrieben. Ich werde sie mein Leben lang nicht vergessen. Sie lauteten: Pepes
Mutter soll hier einziehen. Ich wandere weiter ... Wir waren alle
erschrocken und verstanden die Botschaft nicht. Ich öffnete die Tür. Sie war
nicht verschlossen. Dann betrat ich als Erste das kleine Haus, das noch niemand
zuvor von innen gesehen hatte. Es enthielt einen alten, selbst
zusammengezimmerten Stuhl, ein primitives Bett und einen Schrank. Mehr nicht.
Wir entdeckten keine Küche, keine Töpfe, keinen Hinweis darauf, wovon der
Fremde sich in all den Jahren seiner Anwesenheit hier ernährt hatte. Kein
Mensch kann nur von der Luft leben .«
Larry und Luis Garcia wechselten einen schnellen Blick. Die
Wortwahl la Mamas berührte sie eigenartig. Kein Mensch ... hatte
sie gesagt. Vielleicht war der Namenlose auch gar keiner gewesen, sondern etwas
Fremdes, Außerirdisches, das ebenso geheimnisvoll, wie es nach Ondomas gekommen war, auch wieder verschwand. Die
Vermutungen der beiden Männer gingen noch weiter.
Sie versuchten einen Bogen zwischen den Ereignissen von damals
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