Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
098 - Horrortrip ins Tal der Toten

098 - Horrortrip ins Tal der Toten

Titel: 098 - Horrortrip ins Tal der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Orlik
Vom Netzwerk:
ja selbst, die Bißwunden wären verhältnismäßig klein. Wenn ein Tiger seine Krallen ins Fleisch schlägt, entstehen andere Löcher, nicht wahr?“
    Roussand rieb sich unbehaglich mit der Hand über sein faltiges Gesicht. Im Halbdunkel leuchtete das kurzgeschnittene weiße Haar. „Es ist idiotisch, so was auszusprechen. Schließlich weiß ich genau, daß es hier keine Kannibalen gibt!“
    „Wie bitte? Wollen Sie sagen, Doktor, die Wunden könnten von menschlichen Gebissen stammen? Das ist doch absurd.“
    „Natürlich ist es absurd. Seien Sie vorsichtig, Henry!“
    Die Tür fiel zu. Klingt so endgültig, dachte Henry, als schließe sich ein Sargdeckel. Er leuchtete mit der Taschenlampe. Den Morgenstern hielt er fest in der Rechten.
    Erst als er auf dem weichen Polster des Citroens saß, fühlte er sich ein wenig erleichtert. Er schaltete die Scheinwerfer an, setzte zurück auf den Hof und fuhr langsam zum Tor.
    Schwaden zogen durch das Licht. Nebelfetzen, aber sie drohten wie Geisterfinger. Unter dem Torbogen war nichts Verdächtiges zu bemerken. Hatten sich die Bestien ins Tal verzogen? Er rollte die langgestreckte Auffahrt hinab. Um alles zu hören, kurbelte er das linke Fenster auf.
    Er sah nichts, hörte nichts, fuhr bis zur Gabelung und bog dann zum Dorf ab. Die Straße war holprig. Er roch den Sumpf. Als er das Fernlicht aufblendete, bemerkte er die Gestalt.
    Es schien ein Mann zu sein. Seltsam, wie er sich bewegte. Taumelnd, als hätte er zuviel getrunken, gebeugt, mit pendelnden Armen. Er trug einen Kittel, der fast bis zum Boden reichte. Helles Leinen offenbar, ohne Gürtel. Wie ein Nachthemd aus Großmutters Zeiten umhüllte es die Gestalt.
    Gut hundert Schritt voraus ging die Gestalt dem Dorf zu. Henry fuhr schneller. Irritiert vom Licht drehte sich der Mann um.
    Im ersten Moment erschrak Henry. Dann staunte er. Nicht zu fassen, was so einfache Menschen wie die Dorfbewohner sich ausdenken konnten. Dieser hier war als Ungeheuer kostümiert und geschminkt. Gaston, der Maskenbildner, konnte davon lernen, obwohl er ein Könner in seinem Fach war.
    Möchte zu gern wissen, dachte Henry, was denen der Schloßherr für ihren Auftritt als Burggespenst bezahlt. Mann, sieht der aus! Aber das Unternehmen ist wohl abgeblasen. Die haben mitgekriegt, daß mordende Bestien unterwegs sind.
    Rasch näherte er sich dem Laiendarsteller, dessen abscheulicher Schädel wie von Lepra zerfressen aussah. Klebriges Haar hing mähnig herab. Um den Mund herum schien das Gesicht fleischlos zu sein. Ausgezeichnete Maske! Zwei grinsende Zahnreihen, umgeben von moderndem Fleisch.
    Sekundenlang blieb die Gestalt in der Mitte der Straße. Scheinbar unbeholfen taumelte sie jetzt zur Seite. Ein paar Meter noch, und Henry beugte sich schon zum Fenster, um das Geschöpf zu fragen, ob es ein weibliches oder männliches Monster darstellen sollte. Dessen war er sich jetzt nicht mehr sicher.
    „Heh, was ist denn?“
    Henry hielt.
    Die Gestalt hastete in panischer Flucht über den Sumpf. Noch einen Moment reichte der Lichtkreis der Scheinwerfer bis dorthin. Dann wurde er verschluckt von der Dunkelheit.
    „Spinner!“
    Henry griff zur Taschenlampe und leuchtete hinterher. Aber so weit reichte der dünne Strahl nicht. Als er sich dabei aus dem Fenster beugte, roch er den Sumpf. Eine penetrante Wolke von Fäulnis. Sumpf?
    „Nun mal langsam!“ befahl er sich. „Nicht Phantasie mit Wirklichkeit mischen, Henry! Weiß der Himmel, nach welchen Regeln sich dieser Gestank ausbreitet.“
    Nachdenklich fuhr er weiter. Im Scheinwerferlicht tauchten die Häuser auf. Kein Fenster war erhellt. Auch hier roch es nach Fäulnis, aber nur schwach. Als er durch die Straßen rollte, sah er: Die hölzernen Läden vor den Fenstern waren alle geschlossen.
    Wie ausgestorben! Ein Gespensterdorf! Er hielt beim Brunnen. Gegenüber lag das Gasthaus. Tische und Bänke standen im Freien. Darüber breitete eine mächtige Kastanie ihr Laubdach.
    Henry schaltete den Motor aus, ließ, aber die Scheinwerfer brennen. Er nahm den Morgenstern, stieg aus, knipste die Taschenlampe an und wollte zum Gasthaus.
    In diesem Moment hörte er das Schmatzen. Es klang, als stürzten sich Hunde über ihr Fressen. Sogar Knochen wurden zermalmt. Das Geräusch kam vom Ende der Straße. In diese Richtung leuchteten nur die Rücklichter des Citroen. Die Entfernung betrug etwa hundert Schritt.
    Henry blieb einen Augenblick lang wie angewurzelt stehen, rannte dann so schnell er konnte zum Wagen

Weitere Kostenlose Bücher