0982 - Der Auserwählte
Gefangener behandelt?" erkundigte ich mich, als wir vor dem Eingang angekommen waren.
„Natürlich nicht", erwiderte der Blaugekleidete. „Wohin solltest du schon gehen? Du kennst dich in der Station nicht aus und würdest nicht einmal dein Schiff finden."
„Richtig", bestätigte ich grimmig.
Er ging davon und ließ mich allein vor meinem Quartier stehen. Ich untersuchte die Räume, die man nach unserer Ankunft dem Arkoniden angewiesen hatte, aber sie waren verlassen. Die Hoffnung, dort auf eine Spur von Atlan zu stoßen, war auch gering gewesen. Ich kehrte in meine Unterkunft zurück. Ich glaubte nicht, daß ich beobachtet oder belauscht wurde.
Laire war inzwischen vermutlich wieder mit Atlan beschäftigt. Dessen schlimmer psychischer Zustand machte eine Fortsetzung des Trainings ja nicht möglich.
Ein paar Stunden lang unternahm ich nichts. Ich lag da, versuchte mich zu entspannen und dachte nach.
Mein Plan, irgendwo in der Station ein Versteck zu suchen, erschien mir immer weriiger verlockend, aber ich gab ihn nicht auf.
Nach einiger Zeit verließ ich den Wohnraum und trat auf den Gang hinaus. Es herrschte vollkommene Stil]e. Niemand schien sich in der Nähe aufzuhalten. Ich erreichte unangefochten einen Zugang zu einem Antigravschacht und schwebte acht Ebenen höher. Ich gelangte in ein labyrinthartiges Gewirr von Gängen, die parallel zu einem Röhrentransportsystem verliefen. Nachdem ich minutenlang herumgeirrt war, entdeckte ich einen Raum mit rundem Querschnitt, in dem die Schaltzentrale der Transportanlage untergebracht war. Von hier aus wurden vermutlich die Zubringerdienste für die einzelnen Werkstätten geregelt. Auf einem Netz kleiner Bildschirme entdeckte ich ein Schema der gesamten Anlage, das es mir ermöglichte, mich in dieser Ebene zu orientieren. Es bereitete mir nun keine Mühe, den richtigen Ausgang zu einem Trakt mehrerer Werkstätten zu finden.
Als ich den Hauptgang dorthin erreicht hatte, vernahm ich plötzlich ein eigenartiges Geräusch. Es horte sich an, als würden mehrere Menschen mit den Fingernägeln auf dem Boden kratzen. Gleich darauf zog auf dem nächsten Quergang eine Prozession eigenartiger Wesen vorüber, die mich entweder noch nicht gesehen hatten oder einfach keine Notiz von mir nahmen. An der Spitze bewegten sich zwei knapp zwei Meter große Individuen, von denen jedes drei Beine und zwei lange Arme besaß. Die Arme endeten in einem Dutzend feiner Klauen. Die Haut der Fremden war von großen Schuppen bedeckt, bis auf einige Stellen, an denen das Fleisch durchschimmerte. Die Schädel glichen denen von Echsen, besaßen schmale lange Kiefer und drei nebeneinander angeordnete Kämme. Die Augen schimmerten gelblich. Den beiden größeren Exemplaren folgte eine Gruppe kleinerer, wobei es sich eindeutig um die Nachkommen dieses seltsamen Pärchens handelte. Solche Wesen hier zu sehen, verblüffte mich, denn wir waren dieser Spezies auf keiner der anderen Burgen je begegnet.
Ich überlegte, ob ich weitere Teilnehmer eines Trainingsprogramms vor mir sah. Wenn dem so war, gingen dort vorn potentielle Verbündete vorbei, mit denen ich auf dem schnellsten Weg in Kontakt kommen mußte.
Während ich noch darüber nachdachte, wie ich das anstellen könnte, drehte das kleine Wesen, das am Ende der Kolonne ging, den Kopf und schaute iri meine Richtung. Es stieß einen schrillen Ruf aus, der zweifellos ein Alarmsignal war. Sofort machte die ganze Kolonne kehrt und kam auf mich zu. Obwohl die Zeit, da Menschen fremde Intelligenzen allein nach deren Aussehen beurteilten, längst der Vergangenheit angehörte, verfolgte ich den Aufmarsch der Echsenähnlichen nicht ohne Mißbehagen, denn ich trug keinerlei Waffen, und über den Ausgang eines Kampfes konnte bei diesem arg ungleichen Kräfteverhältnis kein Zweifel bestehen.
Doch die Bewegungen der Ankömmlinge deuteten eher auf Neugier als auf Aggressivität hin.
Das größere der beiden ausgewachsenen Exemplare sagte etwas und zeigte dabei auf mich. Der zu meiner Ausrüstung gehörende Translator war auf die Sprache der sieben Mächtigen justiert, angesichts meines Aufenthaltsorts eine logische Vorkehrung.
„Gehörst du zu den Zeitlosen und Mächtigen, und wie ist dein Name?" übersetzte das Gerät.
Ich starrte den Fremden verblüfft an.
„Nein", sagte ich schließlich, nachdem meine Überraschung abgeklungen war. „Mein. Name ist Perry Rhodan, und ich bin in der Weltraumfabrik, um ein Trainingsprogramm zu absolvieren."
Das
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