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0983 - Die Schamanin

0983 - Die Schamanin

Titel: 0983 - Die Schamanin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Der Bannstrahl dieser Frau hielt ihn umfangen wie ein unsichtbares Gefängnis, aus dem er sich nicht befreien konnte.
    »Und ihr lebt zusammen? Ihr seid nicht geschieden?«
    »Sind wir nicht.«
    »Dann ist eure Ehe glücklich?«
    »Ist sie.«
    »Schön, schön«, flüsterte sie. »Ihr hängt aneinander, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Wo lebt ihr in London?«
    »In einem Haus. In einem eigenen Haus. Im Süden. Es ist sehr schön dort.« Es kam Bill gar nicht in den Sinn, es mit einer Lüge zu versuchen.
    Dazu war er nicht in der Lage. Dieser andere Bann umklammerte ihn noch immer, sogar noch stärker. Imelda war weiterhin die Spinne, er die Fliege, die im Netz dieser Spinne hing, und er sah auch weiterhin nur ihr Gesicht, das sein maskenhaftes Aussehen nicht verändert hatte. Es schien nicht aus Haut, sondern aus Holz zu bestehen.
    »Wo ist das genau?«
    Mit flüsternder Stimme gab Bill die Adresse bekannt. Er registrierte das zufriedene Lächeln der Schamanin nicht und auch nicht das leichte Nicken.
    Imelda war zufrieden, aber sie fragte trotzdem weiter. »Deine Frau und deinen Sohn hast du zu Hause gelassen?«
    »Ich nehme Sheila nur selten mit auf Dienstreise.«
    »Hat sie Angst um dich?«
    »Immer.«
    »Ja, eine Frau, die liebt, muß Angst um ihren Mann haben.« Imelda rieb ihre Hände und kicherte. »Ich freue mich wirklich, daß dich dein Weg zu mir geführt hat. So kann ich tief durchatmen und mich für die Zukunft vorbereiten.«
    Bill gab darauf keine Antwort, denn sie hatte ihn nichts gefragt, und er war allein darauf programmiert worden, nur Fragen zu beantworten, die Imelda stellte.
    Der Tisch zwischen ihnen war klein, und wenn sich Imelda nach vorn beugte, konnte sie Bill berühren. Das tat sie auch. Bill spürte plötzlich ihre Finger über sein Gesicht gleiten. Die Kuppen strichen an seiner rechten Wange entlang wie eiskalte Fäden.
    Das war genau der Augenblick, in dem er wieder erwachte und zu sich selbst fand. Die Augen der Frau kamen ihm nicht so groß vor, als würde er in ihnen ertrinken. Es war wieder so wie immer, und der Reporter holte tief Luft.
    Er schüttelte den Kopf. Im Mund spürte er einen fremden Geschmack.
    Dann schaute er zu, wie Imelda sein Glas nahm und aus dem Krug die Flüssigkeit hineingoß. »Hier, du wirst Durst haben. Es ist besser, wenn du etwas trinkst.«
    Ohne zu überlegen, griff der Reporter zu. Er setzte das Glas, an. Der Trank war noch kalt und rann angenehm durch seine Kehle.
    Imelda wartete noch, bevor sie fragte: »Fühlst du dich wieder besser, mein Freund?«
    »Ein wenig.«
    »Und du willst noch immer ein Gespräch mit mir führen und auch Beweise für meine Kunst erhalten?«
    »Deshalb bin ich hier.«
    »Dann komm mit. Ich habe mich entschlossen, dir zu vertrauen. Ich werde dich einweihen in die Geheimnisse der Schamanenkunst, und ich werde dir berichten, was ich erlebte.«
    Der Reporter hatte zwar zugehört, aber nicht alles begriffen. »Warum sprichst du von Erlebnissen?«
    Imelda tat erstaunt. »Wolltest du nicht alles wissen?« flüsterte sie. »Das ganze große Geheimnis?«
    »Sicher, das schon, aber…«
    »Keine Widerrede, mein Freund.« Sie erhob sich. »Komm mit, und du wirst begeistert sein.«
    Bill sah, daß sich die Frau erhob, und auch er stand auf. Nicht so locker wie Imelda, er stemmte sich regelrecht hoch. Imelda stand bereits und wartete auf ihn. Sie trug noch immer ihr Badetuch, streckte die Hand aus und faßte Bill an. Er spürte ihre Haut an der Innenseite der Hand, und sie kam ihm spröde vor.
    Sie ging mit ihm weg. Beide traten hinein in den hinteren Teil des Raumes, wo sie kurz vor einer Tür stoppte. Imelda drehte den Knauf und schob die Tür auf. »Tritt ein, Bill, und du wirst eine andere Welt erleben…«
    ***
    Irgendwo hatte Imelda schon recht, denn die Welt in dem Zimmer konnte beim besten Willen nicht als normal angesehen werden. Es gab keine normale Einrichtung. In der Mitte stand eine Liege. Sie war mit einem schwarzen Tuch bedeckt und zeigte als Druck einen Teil des Sternenhimmels. Unter der Decke und direkt über der Liege war eine Lampenschale befestigt, die sich nur allmählich erhellte, als Imelda einen Schalter betätigte.
    Sehr weiches Licht fiel als Kegel und konzentrierte sich einzig und allein auf die Liege, die noch frei war.
    Etwas verlegen schaute sich Bill um. Er sah keine Fenster, aber im Hintergrund standen zwei Totempfähle, die wie einsame Wächter Wache hielten.
    Imelda war von ihm weggegangen. Als sie wieder

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