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0983 - Die Schamanin

0983 - Die Schamanin

Titel: 0983 - Die Schamanin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Holz, obwohl er die »Haut« leicht eindrücken konnte.
    Wer war diese Frau?
    Er kannte ihren Namen, mehr nicht. Er wußte, daß sie eine Schamanin war, die das alte Wissen ihrer Vorfahren gesammelt hatte, das sie nun einsetzte.
    Bill zog die Hand wieder zurück. Er schielte dabei auf den Vogel, der allerdings nichts tat. Er hockte da und wartete einfach nur ab. Wenn etwas passierte, was ihm nicht paßte, würde er eingreifen, das stand auch für Bill Conolly fest.
    Der Reporter setzte sich wieder normal hin. Mit dem Rücken drückte er sich gegen die Lehne. Dann strich er über sein Gesicht und stöhnte leise auf.
    Er wußte selbst nicht, weshalb er so aufgeregt war. Es war nichts geschehen, er hatte nichts gesehen, auch keinen Geist, keinen feinstofflichen Körper und…
    Bill erstarrte.
    In Sekundenschnelle schien er zu vereisen. Da war etwas, obwohl er es nicht sah, denn etwas hielt plötzlich seine Fußknöchel umklammert…
    ***
    Der Reporter saß bewegungslos auf dem Stuhl. Er konnte es nicht glauben, es war nicht vorstellbar für ihn, und so hielt er zunächst einmal den Atem an. Er hörte seinen eigenen Herzschlag sehr laut. Bis er schließlich Luft holen mußte.
    Etwas war passiert. Er hatte es nicht gesehen, aber sehr deutlich gespürt. Jemand umklammerte seine Fußknöcheln, aber er konnte nicht erkennen, wer oder was das war, denn als er nach unten schaute, da sah er nichts, gar nichts.
    Damit wäre Bill nicht zurechtgekommen, hätte man in zuvor nicht eingeweiht.
    So konnte er sich schon besser zurechtfinden, denn jetzt wußte er, daß der Geist den Körper der Frau verlassen hatte und ihn umgab. Er sah ihn nicht, aber der Astralleib sah ihn.
    Bill drehte den Kopf. Es kam ihm selbst naiv vor, daß er sich damit aufhielt, aber er war auch irgendwo hilflos, kam mit dem Phänomen nicht zurecht.
    »Wo bist du…?« Er hatte die Worte leise gesprochen und war nicht mal enttäuscht, keine Antwort zu bekommen, denn wer immer ihn auch umgab, er hielt sich zurück.
    Bill versuchte es trotzdem. »Imelda…?«
    Seine Stimme verklang, doch eine Antwort erhielt er nicht. Bill kam sich dabei vor, als schwebte er selbst in diesem seltsamen luftverdünnten Raum wie ein Geist. Er saß nicht auf dem Stuhl, sondern hatte sich in der sitzenden Haltung erhoben, als wäre er von anderen Händen fortgetragen worden.
    Ein Geräusch schreckte ihn auf.
    Der Rabe am Kopf der Frau hatte sich bewegt. Nur kurz war das Rascheln der Flügel zu hören gewesen. Jetzt hob er mit einer ruckartigen Bewegung den Kopf. Seine glatten, wimpernlosen Augen waren auf den Reporter gerichtet.
    Der Blick gefiel ihm nicht. Er kam ihm so stechend vor, als wollte er ihn durchbohren.
    Bill verzog den Mund. Er lächelte. Der Rabe war nicht normal. Im Märchen konnten sich Menschen in Tiere verwandeln. Auch hier hatte er den Eindruck, als wäre der Rabe kein echter Vogel, sondern tatsächlich ein Mensch, der sich später in ein Tier verwandelt hatte.
    »Schon gut«, flüsterte er, »schon gut…« Mit den Händen strich er an seinen Beinen entlang, weil er nachfühlen wollte, ob die Berührungen noch vorhanden waren.
    Nein, da war nichts mehr.
    Bill schüttelte den Kopf. War es Einbildung gewesen? Ihm fiel auf, daß sich die Spulen des kleinen Recorders noch immer drehten. Er wollte das Gerät ausschalten, aber seine Hand bewegte sich plötzlich nicht mehr. Ein Flüstern hatte sie gestoppt.
    »Grenzen werde ich überschreiten, Bill. Grenzen. Ich erobere die Welt. Es gibt keine Hindernisse mehr. Ich bin auf der Reise. Ich fliege weit, weit weg…«
    Conolly war durcheinander. Er wußte nicht, wer da gesprochen hatte.
    Natürlich, es war Imeldas Stimme gewesen, aber sie war kaum aus ihrem Mund gedrungen, das hätte er gesehen, denn keine der beiden Lippen hatte sich auch nur um eine Idee bewegt.
    Oder der Rabe?
    Er schaute hin.
    Regungslos saß das Tier auf der Stelle. Bill traute weder ihm noch der Schamanin. Er kam sich vor wie jemand, der in einem Geisterreich gefangen war…
    ***
    »Hat Dad schon was von sich hören lassen?« fragte Johnny, als er die Küche betrat.
    »Nein.«
    Das eine Wort hatte dem Jungen gereicht. Wenn seine Mutter so sprach, war sie sauer und ärgerte sich. Das konnte Johnny verstehen, denn sein Vater war schon zu lange weg.
    »Ich wasche mir noch die Hände, dann komme ich. Was gibt es den heute abend?«
    »Pfifferlinge - frische. Auf dem Markt sahen sie herrlich aus. Ich habe eine Suppe gekocht. Anschließend bekommst du sie mit

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