0983 - Schwingen des Verderbens
über deren Respektlosigkeit.
»Sie redet nicht mit dir, Zarrton«, sagte der erste Corr. »Ich-darf-das ist sehr unfreundlich.«
»Vielleicht möchte sie liebevoll umarmt werden, Zolan.« Zarrton kicherte und wischte mit der rechten Hand über den linken Oberarm. Die kleinen Flämmchen, die ständig wie Elmsfeuer an seinem Körper entlang brannten, gingen für Sekunden aus und entflammten gleich wieder.
Er ging zu Kassandra, legte ihr beide Hände auf die Schultern und blickte ihr in die roten Augen. Seine Augen waren schwarzrot und schienen bis ins Innere der Dämonengöre sehen zu können.
»Es freut mich wirklich, dass wir uns endlich einmal begegnen, Vassagotochter«, brummte Zarrton. »Wir werden bestimmt viel Spaß miteinander haben. Zumindest ich werde das haben. Bei dir bin ich mir nicht so sicher… Vassagotochter«, schränkte er den Status der Vergnügungssüchtigen gleich darauf ein.
»Was habt ihr gegen meinen Vater?«, brachte Kassandra mit krächzender Stimme hervor. Sie hielt Zarrtons Berührung fast nicht aus, so sehr ekelte sie sich vor dem Corr.
»Nun, zumindest nichts Effektives«, antwortete Zolan. »Er hat schon immer gegen die Corr paktiert, deswegen muss alles, was uns schadet, vernichtet werden.«
»Wie kann ich allein euch schaden? Die Hölle gibt es nicht mehr, da sollten alle Mitglieder der Schwarzen Familie Zusammenhalten«, forderte die Jungdämonin. Sie hatte keine Hoffnung, dass die Corr auf sie hören würden, dennoch wollte sie auf diese Forderung nicht verzichten. Davon abgesehen fiel ihr in der derzeitigen Lage kein anderes Argument ein.
»Familienbande zählen hier nicht«, fauchte der namenlose Dritte ihr entgegen. »Davon abgesehen, wie stellst du dir das vor? Sollen wir Corr uns etwa auf eine Stufe mit Vampiren, fliegenden Affen, Werwölfen oder gar Ghouls stellen? Oder gar den Amazonen, Irrwischen oder Schemen? Ich glaube, du bist verrückt geworden, Vassagotochter Ich-darf-das.«
»Ihr gehört doch gar nicht mehr zu Zarkahrs Leuten!«, stieß Kassandra hervor. »Ihr tragt nämlich das Zeichen der Verbannten! Also gehört ihr auch nicht mehr zur Schwarzen Familie.«
Zarrton hielt immer noch die Schultern der Dämonengöre umklammert. Kassandra blickte kurz auf seine Hände und bemerkte mit Erschrecken, dass die Flämmchen des Corr auf ihrer Haut weiter brannten und sich mit den Funken verbanden, die öfter über ihre Körperoberfläche tanzten. Sie blies das Elmsfeuer aus, doch noch bevor sich Erleichterung in ihr breitmachen konnte, entflammten sie sich wieder von selbst. Normalerweise machte Kassandra Feuer nichts aus, aber sie bemerkte angsterfüllt, dass das Feuer des Corr schmerzte.
»Wie du siehst, meine Liebe, gehörst du bald zu unserer Familie.« Zarrton lachte laut auf, er ließ Kassandras Schultern los und ging zu seinen Artgenossen zurück. »So, wie unsere Freunde dort hinten.«
Auf eine Handbewegung von ihm rutschten einige der Kristalle von der Wand, und als sie auf dem Boden lagen, verwandelten sie sich in Hilfsgeister und Halbdämonen, Mitglieder verschiedener Sippen der Schwarzen Familie.
Kassandra zählte zwölf ehemalige Höllenwesen, die den Corr untertan waren. Sie schloss kurz die Augen und überlegte krampfhaft, was sie unternehmen konnte, um aus dieser Falle zu entkommen.
»Als die Hölle unterging und wir hier in der Nähe erwachten, haben wir diese Verirrten eingesammelt und uns nahe dieses Vulkans zusammengerottet«, erklärte Zolan. »Und jetzt gehörst auch du dazu, Ich-darf-das. Dreizehn ist so eine schöne Zahl…«
»Ich heiße Kassandra! Merk dir das!«, beschwerte sich die Jungdämonin.
»Wer sich hier etwas merkt, bist du, Vassagotochter«, sagte Zolan. »Denn ab sofort gehörst du uns. Den Stolz, den dir der Tölpel von Vater eingeimpft hat, kannst du dir bei uns nicht leisten.«
Er legte seine Hände auf ihre strähnigen Haare. Auch von ihm tanzten Flämmchen auf sie über und vermischten sich mit Zarrtons Elmsfeuer. An dieser Stelle schmerzten sie noch mehr als vorher. Kassandra zuckte zusammen und verzog das Gesicht.
»Tut es weh, mein Liebling?«, fragte Zolan scheinheilig. Er lachte, und fast hörte es sich gutmütig an. »Das soll es ja auch. Warte, bis das Feuer deinen ganzen Körper umfasst. Aber das wird lange dauern, denn schließlich wollen wir ja alle etwas davon haben. Und wenn du es gar nicht mehr aushältst und dir wünschst, tot zu sein, dann bist du eine von uns.«
»Niemals! Das werde ich nie sein,
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