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0984 - Griff aus dem Dunkel

0984 - Griff aus dem Dunkel

Titel: 0984 - Griff aus dem Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gesehen habe. Dann können wir ihn rufen.«
    »Und der gibt Antwort.« Obgleich ihm nicht danach zumute war, konnte sich Tim ein Lachen nicht verkneifen. »Was glaubst du denn? Erst haut er vor uns ab, dann…«
    »Hör auf zu meckern, ich…«
    Mike kam nicht mehr dazu, den Satz zu vollenden, denn die Gestalt erschien wieder. Sie stand vor ihnen, sie winkte ihnen sogar mit der rechten Hand zu, dann hörten beide die Stimme ihres Freundes. »He, kommt her, hier ist es richtig toll…«
    ***
    Es war nichts geschehen. Zumindest nicht in der Umgebung, in der sich Bill Conolly aufhielt. Sie kam ihm so schrecklich fremd vor, und sie wurde ihm immer fremder, je länger er neben der Liege hockte, die von Imeldas Körper belegt war.
    Seine Kleidung wurde in dieser Luft nicht trocken. Das war jedoch nur ein geringes Problem. Größere Sorgen bereitete ihm die Frau, die äußerlich nichts tat, sondern sich in eine tiefe Trance versetzt hatte und wahrscheinlich einen großen Teil ihrer Kräfte verloren hatte, um damit den Astralleib auszustatten.
    Er befand sich auf Wanderschaft, auf der Suche, und Bill wußte, daß er die Grenzen und Sperren überwunden hatte und sich somit weit weg befand. Wahrscheinlich an einem Ort, an den sich Bill gern selbst hingewünscht hätte. Das aber würde zunächst einmal ein Traum bleiben, denn hier hatte nicht er das Sagen, sondern andere, gefährliche Mächte und Kräfte, die durch Imelda befreit worden waren. Sie war der Fixpunkt in diesem mörderischen Spiel. Auf sie allein kam es an, denn sie beherrschte die anderen Kräfte, oder wurde sie von ihnen beherrscht?
    Bill konnte darauf keine Antwort eben. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als neben dieser Person zu bleiben und ihr immer wieder ins Gesicht zu starren, um herauszufinden, ob er diesem Ausdruck etwas über die Reise des Zweitkörpers entnehmen konnte.
    Das war leider nicht der Fall. So blieb Bill Conolly der einsame Mensch, der sich am dünnen Strohhalm der Hoffnung festklammerte, ohne selbst etwas unternehmen zu können.
    Imelda hatte ihm erklärt, wozu sie ihren Zweitkörper bringen wollte. Sie hatte sich auf die Familie Conolly eingeschossen. Zuerst war es Sheila gewesen, anschließend sollte Johnny an die Reihe kommen. Über sich selbst wollte Bill erst gar nicht nachdenken.
    Ausgerechnet Johnny!
    Noch immer dachte er über die Erklärungen nach. Imelda hatte tatsächlich davon gesprochen, Johnny zu einem Mörder werden zu lassen. So etwas wollte und konnte Bill nicht akzeptieren, doch wenn er ehrlich war, traute er dieser Person alles zu.
    Sie konnte an irgendeinem Punkt der Erde liegen. Schickte von dort ihren Astralleib aus, der andere Menschen in ihrem Sinne beeinflußte.
    Negativ beeinflußte.
    Bis hin zum Mord!
    MORD! MORD! MORD! Dieses eine Wort wiederholte er immer wieder.
    Er wollte es nicht, aber es kam ihm permanent in den Sinn, und als er es in Zusammenhang mit seinem Sohn brachte, da wurde ihm übel. Er hatte große Mühe, sich zusammenzureißen. Über seinen Rücken kroch ein eisiger Schauer, während die Handflächen naß vom Schweiß geworden waren.
    Das dokumentierte den Widerstreit seiner Gefühle. Auf der einen Seite wäre er dieser Schamanin am liebsten an die Kehle gefahren und hätte ihr das hölzern wirkende Gesicht zerstört, auf der anderen wußte er, daß er nichts machen konnte.
    Sie war die Stärkere. Sie hatte Johnny. Sie log nicht. Sie kostete ihren Triumph aus.
    Bill, der seinen Kopf gedreht hielt, ließ ihr Gesicht nicht aus dem Blick.
    Darin hatte sich nichts verändert. Es sah auch weiterhin aus wie geschnitzt, Die ölpfützenartigen, dunklen Pupillen konnte Bill nicht erkennen, denn sie hielt die Augen halb geschlossen. Wollte sie schlafen?
    Eine falsche Bewegung, und alles würde sich ändern. Nicht grundlos lauerte das Krokodil in der Nähe. Es dachte gar nicht daran, sich wieder in diesen schmutzigen Tümpel zurückzuziehen, lag nur da, lauerte und glotzte.
    Wie auch Corvatsch im Hintergrund. Der Rabe gehörte zu Imelda wie der Bolide zu einem Rennfahrer. Beide waren miteinander verbunden, ebenso wie mit dem Krokodil.
    Imelda hatte sogar Macht über Tiere. Sie hatte sich auf den Rücken der Echse setzen können, ohne daß ihr auch nur ein Haar gekrümmt worden war. Das nachzuvollziehen, war für den Reporter nicht einfach gewesen.
    Aber seine Gedanken an Johnny wurden zur Seite gedrängt, als er die Veränderung bemerkte. Weder bei sich noch bei den Tieren. Es ging um die liegende Imelda.

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