0984 - Griff aus dem Dunkel
sie sich Sorgen um ihn machten.
Als er das erfuhr, umspielte ein kaltes Lächeln seine Lippen. Nein, um ihn brauchten sich die beiden keine Sorgen zu machen. Mehr schon um sich selbst.
Bei diesem Gedanken umklammerten seine Hände den Griff der Spitzhacke noch fester.
Wenig später wußte er, was seine beiden Freunde vorhatten. Für ihn waren sie keine Kumpel oder Klassenkameraden mehr. Sie hatten sich in Feinde verwandelt, die ihn störten.
Das wollte er nicht.
Es gab Gegenmittel, um dies zu beenden. Eines davon hielt er in seinen Händen.
Johnny lächelte böse.
Danach zog er sich zurück. Und jetzt schien er über den Boden zu schweben, denn lautlos konnte er sich plötzlich bewegen, als hätten ihn die unsichtbaren Kräfte getragen.
Die beiden anderen aber betraten den Friedhof. Johnny sahen sie nicht.
Der hielt sich bereits versteckt. Er lauerte…
***
Die beiden Jungen standen auf dem Friedhof. Keiner konnte von sich behaupten, daß er sich wohl fühlte, aber weder Tim noch Mike gaben ihren Gedanken freien Lauf, denn keiner wollte sich vor dem anderen blamieren. So blieben sie erst einmal stehen und horchten in sich hinein, während sie zugleich in die Dunkelheit lauschten.
Sie lag vor ihnen wie eine Wand. So dicht, daß sie die Gräber mit ihren Steinen und Kreuzen nicht sahen und beide eigentlich nicht das Gefühl haben konnten, sich auf einem Friedhof aufzuhalten. Sie hätten auch an einem anderen dunklen Platz stehen können.
Nur die Bäume zeichneten sich als bedrohliche Schatten ab. Das Laub wuchs noch dicht an den Zweigen, schimmerte aber manchmal auf, wenn der Wind mit ihm spielte. Dann drehte es die Unterseiten nach oben. Welche Lichtreflexe darüber hinweghuschten, war nicht zu sehen, denn der Mond hatte sich hinter mächtige Wolkenbänke zurückgezogen.
»Nichts«, sagte Tim leise. »Oder siehst du etwas?« Er wollte mit seiner Bemerkung schon den Rückzug einleiten.
»Wir sind kaum zwei Minuten hier.«
»Trotzdem.«
»Willst du kneifen?« zischte ihn Mike an.
Tim schwieg und hob nur die Schultern, was Freund Mike zu einer spöttischen Bemerkung veranlaßte. »Du willst wieder zurückgehen, nicht wahr?«
»Das habe ich nicht gesagt.«
»Wir werden auch nicht gehen, sondern erst nachschauen.«
»Johnny ist nicht hier.«
»Das weißt du?«
»Dann hätte er sich gemeldet.«
»Idiot«, sagte Mike. »Warum haben wir denn dann sein Fahrrad an der Mauer gesehen?«
»Er kann es hier abgestellt haben.«
»Schiß, das glaubst du doch selbst nicht!«
Tim schwieg, denn Mike hatte recht. Er wollte es selbst nicht glauben, aber er hatte nach einer Möglichkeit gesucht, den Plan rückgängig zu machen.
Mike ließ sich nicht beirren. Als er vorging, folgte ihm Tim. Er hatte damit gerechnet, daß Mike jetzt damit anfangen wollte, den Friedhof abzugehen und zu untersuchen, wobei er hinter Grabsteinen und Buschwerk nachschaute, aber er schlug eine andere Richtung ein und ging auf das schiefstehende Gebäude zu.
»Was willst du denn dort?«
Mike antwortete, ohne sich umzudrehen. »Nachschauen. Nicht mehr und nicht weniger.«
Irgendwie fürchtete sich Tim vor diesem alten Bau. Der Grund war ihm unbekannt, aber er kam nicht dagegen an. Das war eben so, und er flüsterte: »Glaubst du denn, daß sich Johnny dort aufhält? Was soll er denn da? Der ist doch nicht blöd.«
»Soll ich lachen?«
»Wieso?«
Mike blieb endlich stehen. Er gönnte auch Tim somit eine kurze Pause, was den wiederum hoffen ließ, ihn von seinem Plan abbringen zu können. »Johnny hat schon einmal so komisch reagiert. Der ist doch einfach verschwunden. War das logisch?«
»Nein.«
»Eben, das meine ich auch. Es war nicht logisch. Und deshalb kann ich mir vorstellen, daß er sich versteckt hält. Irgendwo hier. Auch in diesem Haus.«
Tim nickte, fragte aber gleichzeitig: »Weißt du überhaupt, was das dort ist?«
»Das kann ich mir denken. Da werden die Toten aufgebahrt.«
»Eben.«
»Und wenn schon!« fuhr Mike seinen Freund an. »Können Tote etwas tun? Stehen sie plötzlich auf, um dir an die Kehle zu gehen? Ich glaube nicht. Es sei denn, du siehst dir einen von diesem komischen Zombie-Streifen an. Aber die gibt es ja nicht mehr. Also würde ich mich an deiner Stelle geschlossen halten.«
»Du hast Nerven.«
»Klar, die brauche ich auch.« Mike wartete nicht mehr ab. Er ging jetzt schneller auf sein Ziel los, das aussah, als wollte sich ihm dieser Teil des Hauses entgegenneigen. Da mußten die Handwerker
Weitere Kostenlose Bücher