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0984 - Griff aus dem Dunkel

0984 - Griff aus dem Dunkel

Titel: 0984 - Griff aus dem Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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war. Selbst die Gier nach dem Stoff war aus seinen Augen verschwunden. Sie hatte einem unbegreiflichen Ausdruck Platz geschaffen, denn der Typ wußte wohl nicht, wie er an den Rand des Waschbeckens geraten war.
    Dann brach er zusammen.
    Er mußte geschlagen worden sein. Aber die Macht aus dem Unsichtbaren hielt ihn auf, bevor er noch zusammensinken konnte. Sie packte ihn im Nacken und rammte den Kopf nach vorn.
    Der Junkie schrie noch, als er mit Stirn und Nase gegen das Waschbecken schlug. Aus den Platzwunden schoß Blut auf die Keramik und färbte sie rot. Der Kopf wurde wieder hochgerissen. Der Körper streckte sich, und dann wiederholte sich das brutale Geschehen.
    Johnny wollte nicht zuschauen. Der erste Anblick hatte ihm schon gereicht.
    Er war frei, er mußte weg, fliehen, wobei er kaum darauf hoffen konnte, dem anderen zu entwischen. Auch wenn sich Johnny verkroch, der andere würde ihn finden. Immer!
    Der Waschraum war für den Jungen zu einem Kabinett des Schreckens geworden. Johnny warf sich nach draußen. Der Gang lag vor ihm, aber er lief ihn nicht wieder zurück. Er wollte ja nicht ins Kino, sondern durch den Hinterausgang verschwinden. Einen Notausgang, der nicht besetzt war. Johnny kannte sich da aus, er besuchte den Filmpalast nicht zum erstenmal.
    Kam ihm normalerweise der Gang so kurz vor, nun änderte es sich. Er war so verdammt lang und schien kein Ende zu nehmen. Er endete an einer Tür, die Johnny aufstieß und in eine Umgebung geriet, in der Holzund Pappständer mit Werbeplakaten für längst gelaufene Filme standen.
    Er sah das Plakat für den Streifen Mission Impossible und dachte daran, daß auch seine Mission so gut wie unmöglich war. Er erlebte etwas, das es nicht geben konnte.
    Ein Pfeil wies auf den Notausgang hin. Die Tür darf nicht verschlossen sein! dachte der Junge. Sie darf es nicht. Es ist unmöglich. Ich kann es nicht…
    Er riß sie auf.
    Ja, es klappte, und dann spürte er sofort die kühle Luft. Er hörte den Verkehr.
    Er sah den dunklen Himmel und die Finsternis um sich herum. Er stolperte einfach weiter, hinaus auf den Platz, wo Autos wenig später dicht an dicht standen, denn dieses Grundstück wurde auch als Parkfläche benutzt.
    Johnny fragte sich, ob er noch richtig bei Verstand war oder nur einen verfluchten Alptraum erlebt hatte, als er durch die Dunkelheit stolperte und erst dort stehenblieb, wo er sich auf einer Kühlerhaube abstützen konnte.
    Er fühlte sich matt, fast erschöpft, und er kam sich vor wie in einem Karussell sitzend, das einfach nicht aufhörte, sich zu drehen. Der Junge wußte nicht, aus welchem Grund man ihn angegriffen hatte, aber er wollte so schnell wie möglich seinem Patenonkel John Sinclair Bescheid geben, damit der sich darum kümmerte. Mit seinem Vater konnte er nicht sprechen. Der hielt sich in Haiti auf, um dort ein Interview mit einer Schamanin zu führen.
    Johnny richtete sich auf.
    Er atmete durch. Gleich mehrere Male. Das tat ihm gut.
    Er wollte auch das Ende des Films nicht mehr abwarten und sofort nach Hause fahren. Sein Rad stand vor dem Kino.
    Drei Schritte weit kam er.
    Dann fühlte er sich gepackt. Und diesmal umklammerte die unsichtbare Klaue seinen rechten Ellbogen so hart, als wollte sie dort die Knochen zermalmen.
    Das Grauen aus dem Unsichtbaren hatte ihn wieder!
    ***
    Sheila Conolly und ich hatten uns beeilt, um noch vor dem Ende der Vorstellung das Kino zu erreichen. Als wir den Vorraum des Kino-Palastes betraten, war ich überrascht, denn wir fanden die beiden Kassen geschlossen vor, und es hielten sich außer uns nur wenige Menschen hier auf. Drei Pärchen hatten den Weg hergefunden, um sich die Kinobilder anzuschauen.
    »Das war die letzte Vorstellung«, sagte ich und deutete auf die Tafel der Anfangszeiten.
    »Das wundert mich, John.«
    »Nicht in allen Kinos laufen Spat Vorstellungen.«
    Sheila nickte. Sie hatte ihre Blässe noch nicht verloren. Kein Wunder, nach dem, was sie erlebt hatte. Ihr war etwas Unfaßbares und zugleich Unheimliches widerfahren. Sheila war aus dem Unsichtbaren heraus sexuell belästigt worden. Sie hatte sogar den Eindruck gehabt, dicht vor einer Vergewaltigung zu stehen, und mit dieser Tatsache kam sie nicht zurecht. Da Sheila allein im Haus war, hatte sie sich überfordert gefühlt und mich angerufen. Ich war natürlich zu ihr gefahren und hatte diese erneute Belästigung miterleben müssen. Durch den Einsatz meines Kreuzes war die andere Macht dann verschwunden. Aber welche Macht?

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