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0984 - Griff aus dem Dunkel

0984 - Griff aus dem Dunkel

Titel: 0984 - Griff aus dem Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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denn?«
    »Später.«
    Sie schwieg. Vielleicht hatte ihr meine Antwort nicht gefallen. Und so schaute sie weiter, bis sie plötzlich einen Laut ausstieß, der mich an einen Schrei erinnerte.
    »Siehst du ihn?«
    »Nein, aber Tim und Mike.«
    Das waren die beiden Freunde, mit denen Johnny die Vorstellung besucht hatte.
    Ich kannte die beiden nicht, im Gegensatz zu Sheila. Was sie tat, war nicht richtig, aber verständlich. Gegen den Strom der Menschen kämpfte sie sich vor, um zu den Freunden ihres Sohnes zu gelangen.
    Sheila winkte ihnen.
    Zum Glück hatten die beiden verstanden. Sie drängten sich zur Seite durch, und neben einem Holzgestell mit einem darüber gespannten Plakat blieben sie stehen.
    Sheila redete auf sie ein. Sie schaute sich dabei auch immer wieder um, aber Johnny kam nicht.
    Sheila entdeckte mich. »John!« stieß sie roboterhaft hervor und zitterte dabei. »John, er ist nicht da!«
    »Wieso?«
    »Johnny ist weg.«
    »Bitte?« Plötzlich lag ein Klumpen in meinem Magen. »Wieso weg? Das ist nicht möglich.«
    Sheila zeigte ein gequältes Gesicht. Sie stand kurz davor, die Nerven zu verlieren. »Mike und Tim können es sich auch nicht erklären.«
    »Moment mal.« Ich trat dicht an die beiden Jungen heran und wollte von ihnen wissen, was geschehen war und was genau sie wußten.
    Abwechselnd erklärten sie mir, daß sie sich auch gewundert hatten, aber sie hatten nicht mitbekommen, daß Johnny verschwunden war. Der Film hatte sie einfach zu stark gefesselt. »Und weiter?«
    »Nichts, Sir. Wir haben bis zum Ende gewartet.«
    »Ihr denkt also, daß er auf der Toilette steckt.«
    »Kann sein.«
    »So lange?«
    »Vielleicht ist ihm schlecht geworden.«
    Sheila schaute mich entsetzt an. »Okay«, sagte ich. »Los, Sheila! Zu den Toiletten!«
    Keiner betrat den hell gewordenen Kinosaal mehr, außer uns, und das wiederum paßte dem Mann mit den hellblonden Haaren nicht. Er rannte uns schimpfend nach, zerrte mich sogar an der Schulter zurück und schaute überrascht, als ich ihm meinen Ausweis zeigte.
    »Scotland Yard, Meister. Wo geht es hier zu den Toilettenräumen?« Er wies nach vorn. »Was - was wollen Sie denn dort?«
    »Nur nachschauen.«
    »Hören Sie, wir sind hier sauber. Bei uns ist alles okay.«
    »Das glauben wir Ihnen ja, aber Kontrolle ist immer besser.«
    Sheila war schon vorgelaufen. Ich holte sie ein, bevor sie die Tür zur Herrentoilette aufstoßen konnte. »Laß mich das machen.«
    »Warum? Hast du Angst?«
    »Nein, aber es ist besser.« Ohne noch eine weitere Erklärung zu geben, öffnete ich die Tür. Der erste Schritt schon brachte mich in den relativ großen und auch ziemlich schmutzigen Vorraum. Zu einem zweiten Schritt ließ ich mich nicht mehr hinreißen, denn der Anblick, der sich mir bot, hatte mich brutal gestoppt.
    Vor einem Waschbecken lag jemand in einer Blutlache. Aber nicht nur auf dem Boden sah ich das Blut, das Waschbecken ebenfalls war befleckt und zeigte dieses rote, makabre Muster.
    Der Mann war nicht Johnny. So fiel mir schon mal ein Stein vom Herzen.
    Ich entdeckte auch eine gebrauchte Spitze. Hier hatte es einen Junkie erwischt.
    Sheila stand neben mir. Sie schien die Luft anzuhalten und drohte jeden Augenblick zu explodieren. Dazu kam es nicht. Mit flüsternder Stimme sagte sie: »Mein Gott, es ist nicht Johnny.«
    »Nein.«
    »Aber er hat etwas mit ihm zu tun, John. Das weiß ich, das spüre ich genau.«
    Sie hatte die Sätze gegen meinen Rücken gesprochen, denn ich war bereits auf dem Weg zu dieser blutüberströmten Gestalt, die auf dem Bauch lag. Das Gesicht konnte ich nicht erkennen.
    War dieser Mann tot?
    Ja, er war es. Ich überprüfte es und schloß für einen Moment die Augen.
    Als ich mich aus der gebückten Haltung wieder aufrichtete, war mein Gesicht ausdruckslos geworden. Das wußte ich, auch ohne mich im Spiegel zu betrachten.
    Sheila lehnte neben der Tür an der Wand. Ihr Mund zuckte, und als sie mich sah, stand eine stumme Frage in ihren Augen.
    »Ich werde nachschauen, Sheila.«
    Die Türen zu den Toilettenkabinen zerrte ich auf. Auf keinem der nicht eben sauberen Örtchen fand ich Johnny, und ich atmete ein wenig erleichtert auf. Trotzdem, Johnny war weg!
    Ich drehte mich langsam um. Sheila stand noch immer an derselben Stelle. »Wo kann er sein, John? Wohin ist er gegangen? Warum ist er allein gegangen? Jedenfalls ohne seine Freunde.«
    »Ich würde das auch gern wissen.«
    Sheila senkte den Kopf. So konnten wir uns direkt anschauen. »Ist ihm

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