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0985 - Luzifers Gesandte

0985 - Luzifers Gesandte

Titel: 0985 - Luzifers Gesandte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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so.«
    »Ohne Motiv?« fragte ich skeptisch. Schon bei Glenda hatte ich dieses Thema angesprochen.
    »Die Kollegen haben keines finden können. Natürlich habe sie die berufliche Vergangenheit des Mannes durchwühlt, aber eine Spur fand man leider nicht. Unter den Personen, die Ralph Pernell festgenommen hatte, fand sich niemand, dem eine solche Tat zuzutrauen wäre. Das war also auch nichts.«
    »Und jetzt sind wir gefordert«, sagte Suko.
    Ich ließ seine Bemerkung für eine Weile im Raum stehen und erkundigte mich nach dem Grund. »Deutet irgend etwas darauf hin, daß andere Mächte mitmischen?«
    »Es könnte sein.«
    »Wieso?«
    Sir James hob die Hand. Ein Zeichen, daß er reden wollte. »Was ich Ihnen jetzt sage, John, ist keine Spur, auch kein konkreter Verdacht, es ist mehr ein Gefühl, dem ich nachgegangen bin, und es zeigt auch, zu was Menschen fähig sind.«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Hierdurch.« Sir James hob eine Zeitung an, die zusammengefaltet neben ihm gelegen hatte. Er reichte sie mir noch nicht herüber, sondern gab zunächst eine Erklärung. »Diese Gazette ist seit einigen Monaten auf dem Markt. Sie nennt sich Hades und…«
    »Unterwelt?« fragte ich.
    »Ja, der griechische Ausdruck. Sie hat diesen Titel, und es ist ein Blatt, auf das wir gut und gern verzichten können, denn die Artikel darin verherrlichen die Gewalt. Die Mitarbeiter oder Reporter greifen Verbrechen auf und schreiben darüber. Artikel über spektakuläre Blut-und Untaten, zu denen auch die entsprechenden Kommentare geschrieben werden. Sie beinhalten einen Zynismus, der schon mehr als menschenverachtend ist. Es wird über die Taten geschrieben, aber die Kommentare der Leute sind am ekligsten. Wenn Sie die Berichte lesen, werden Sie den Eindruck gewinnen, als würden sich die Leute an ihre eigenen Artikeln und Kommentaren ergötzen. Die Berichte sind wirklich so verfaßt, als wollten sie das Böse in diese, unsere Welt hereinholen, um sich mit ihm zusammen freuen zu können. Ich habe einige Ausgaben gelesen; der Tenor ist immer gleich. Es wird gedroht, es wird gewarnt, und es wird darüber geschrieben, daß jemand unterwegs ist, der die Menschen haßt. Einer, der durch die Welt wandert und sich auch als Wanderer bezeichnet, was immer man darunter zu verstehen hat. Mir ist auch nicht bekannt, wer diese Zeitung abonniert hat. Man bekommt sie nicht überall. Bei mir wäre kein Verdacht entstanden, wenn diese Zeitungsleute nicht schon euphorisch über den Familienmord geschrieben hätten. Diese Zeilen sind nicht mehr mit der kritischen Distanz eines Journalisten geschrieben worden. Beim Lesen spürt man, daß sich der oder die Schreiber sogar darüber freuen, daß diese Untat geschehen ist.« Sir James winkte mit der Zeitung. »Da, lesen Sie bitte selbst, John.«
    Ich stand auf, nahm sie ihm aus der Hand und faltete sie auseinander, als ich wieder saß.
    In übergroßen und runenhaft geschriebenen Lettern sprang mir der Name der Zeitung ins Auge.
    Jeder Buchstabe war leicht gerötet und sah aus wie mit Blut gefüllt, das aus den Umrandungen zu dringen drohte. Auf der ersten Seite war groß über das unbegreifliche Verbrechen berichtet worden. Ich las. Sir James und Suko ließen mich in Ruhe, und ich mußte meinem Chef wirklich recht geben. Wer diesen Artikel geschrieben hatte, der hatte sich tatsächlich an der Untat ergötzt. Der Schreiber hatte seine subjektive Meinung nicht einmal zwischen den Zeilen versteckt. Offen schrieb er darüber, wie schwach Menschen gegenüber dem Bösen doch sind, das immer mehr Einfluß auf dieser Welt gewinnt.
    Er ging auch nicht auf eine kritische Distanz zu diesem Thema, sondern hieb immer tiefer in die Kerbe und gelangte voller Optimismus zu dem Fazit, daß die Welt eigentlich nach den Gesetzen der Hölle oder des Teufels regiert wurde.
    Gespickt war der Artikel mit Bildern vom Tatort, aber die Leichen selbst waren nie zu sehen. Diese Fotos hatten unsere Kollegen zurückgehalten.
    Es waren auch noch andere Artikel in diesem Blatt vertreten. Selbst die Kriegsschauplätze dieser Welt wurden nicht ausgelassen. Man bezeichnete sie nicht nur als Inseln des Bösen, sondern sogar als Inseln der Zukunft und Begleiter ins nächste Jahrtausend.
    Über so viel Irrsinn, Verbohrtheit und Ignoranz konnte ich nur den Kopf schütteln. Ich faltete das Schmierblatt wieder zusammen und legte es zurück auf den Schreibtisch.
    »Ihr Kommentar und erster Eindruck, John?«
    »Furchtbar.«
    »Stimmt.«
    Suko

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