0985 - Luzifers Gesandte
Bezahlung stets pünktlich erfolgte. Das war für ihn die Hauptsache. Mehr kann ich Ihnen nicht darüber sagen.«
»Und wo werden die Blätter gedruckt?« fragte Suko.
»Wohl auch auf Guernsey.«
»Das hätten wir uns doch denken können.« Mein Freund schaute mich an. »Hast du noch Fragen?«
»Ja. Wo sind die Tickets?«
»Die habe ich schon«, erwiderte Suko lächelnd.
Ich stand auf und erkundigte mich noch, ob die Kollegen der Sonderkommission eingeweiht worden waren.
»Nein, das sind sie nicht«, erklärte Sir James. »Allerdings habe ich eine Ausnahme getroffen Chief Inspector Tanner weiß Bescheid. Er ist gewissermaßen unsere Vertrauensperson.«
»Leitet er die Kommission?«
»Das nicht, John. Nur ist er sehr betroffen, denn Perneil und er kannten sich gut.«
»Dann weiß ich, wie es in ihm aussieht.« Wir gingen zur Tür. Fröhlich kehrten wir eigentlich selten aus dem Büro unseres Chefs zurück. An diesem Tag allerdings waren wir mehr als bedrückt…
***
Bis zum Start der Maschine hatten wir noch Zeit. Etwas mehr als zwei Stunden noch, dann würden wir von Gatwick aus starten. Ein Fahrer sollte uns hinbringen. Zuvor fuhren wir noch nach Hause, um zu packen.
Zudem wollte sich Suko von Shao verabschieden.
Eine Viertelstunde gaben wir uns. Ich brauchte wirklich nicht länger, denn ich war es gewohnt, die Dinge schnell in den Koffer zu legen, wenn auch nicht so ordentlich wie Shao, die ihrem Suko stets beim Packen der Koffer half.
Ich packte gedankenverloren ein, denn bei der Sache war ich nicht. Meine Gedanken drehten sich nicht mehr um das schreckliche Verbrechen, sie hatten sich auf einen anderen Punkt konzentriert. Es war ein ungewöhnlicher Name gefallen.
Wanderer!
Wer und was war er? Ein Mensch? Ein Dämon? Vielleicht beides? Oder nur eine fiktive Figur?
Je länger und intensiver ich darüber nachdachte, um so mehr vergrößerte sich dieses Rätsel. Zu einem Abschluß, der mich zufriedenstellen konnte, kam ich nicht, aber vom Gefühl her glaubte ich daran, daß diese Person oder Figur eine wichtige Rolle in dem Fall spielte, wenn nicht sogar die wichtigste.
Das Wort Wanderer ließ viele Spekulationen zu. Ich war durchaus der Meinung, daß diese Gestalt zwischen den Welten wanderte. Dämonen waren oft mit Kräften ausgestattet, über die wir Menschen nur den Kopf schütteln konnten.
Ein Wanderer, der tötet? Der keine Gnade kannte. Vielleicht war er von Luzifer selbst eingesetzt worden, um als sein Bote zu fungieren, der eben die Welt mit Grauen und Schrecken überschütten sollte.
Wie bei der Familie Pernell erlebt.
Mich überkam schon das schleichende Gefühl der Furcht, wenn ich daran dachte. Sollte ich mit meinen Vermutungen richtig liegen, dann würde es bestimmt nicht bei diesen Taten bleiben. Dann machte er weiter, und Opfer gab es überall.
Ich versuchte mir vorzustellen, wie es diesem Mörder gelungen war, in das Haus des Polizisten einzudringen. Eines Mannes, der schon von Berufs wegen sehr wachsam war und sicherlich auch seine Frau dazu angehalten hatte. Aber die Alarm-oder Warnsysteme hatten einfach versagt. Der vierfache Mord war geschehen.
Vor Wut knirschte ich mit den Zähnen. Ich baute innerlich ein Haßgebilde gegen diese Person auf und versuchte auch, sie mir vorzustellen. Sah der Wanderer aus wie ein Mensch? War er vielleicht ein Dämon in fürchterlichster Gestalt? Vielleicht in der eines Drachen. Oder gehörte er zu den Kreaturen der Finsternis?
Das konnte durchaus sein. Es gab sie ja, diese Wesen, die als Dämonen überhaupt nicht zu erkennen waren und schon zu Beginn der Zeiten als häßliche Monstren oder Gebilde existiert hatten. Nur hatten sie sich im Laufe der Zeit angepaßt. Sie waren mit menschlichen Gesichtern ausgestattet worden, hinter denen aber noch immer die Fratzen ihres ursprünglichen Aussehens lauerten.
Sie waren nicht nur gefährlich und rücksichtslos. Sie kannten auch keine Gnade, denn sie hatten keine Gefühle. Sie waren so schrecklich menschenverachtend. Es machte ihnen nichts aus, ein Kind, eine Frau oder einen Mann zu töten.
Den Deckel des kleinen Koffers drückte ich zu und ließ die Schlösser einrasten.
In zehn Minuten hatte ich die Sachen zusammengepackt. Als ich nebenan schellte, wurde sofort geöffnet. Shao und Suko standen bereits im Flur, und mein Freund hielt den Koffer in der Hand. Shao begrüßte mich mit einem gequält aussehenden Lächeln. Den Grund dafür konnte ich mir gut vorstellen. Sicherlich hatte ihr Suko von
Weitere Kostenlose Bücher