0985 - Luzifers Gesandte
Waffe, die am Rücken im Gürtel steckte. Um an sie heranzukommen, würde er sich bewegen müssen, und es stellte sich dabei die Frage, ob der Unheimliche das zuließ.
Was wollte er? Es war immer gut, wenn man Fragen stellte und mit jemandem sprach. Wenn man ihn ablenkte von seinem eigentlichen Vorhaben und ihn immer wieder in Gespräche verwickelte. Das hatte Ralph Pernell auf der Polizeischule gelernt.
Darauf konnte er jetzt pfeifen.
Er würde keine Chance bekommen. Der andere würde ihn erst gar nicht hören können und auch nicht wollen, dazu hätte er den Helm öffnen oder abnehmen müssen.
Also nicht.
Wie dann?
Es war ruhig auf der Straße. Niemand war zu sehen. Nicht mal ein Auto fuhr vorbei.
Die Straße blieb ruhig.
Pernell spürte, daß sich die Entscheidung näherte. Diese Gestalt war nicht erschienen, um hier spazierenzugehen. Sie hatte ein Ziel: das Haus der Pernells. Sie wollte töten, überfallen, foltern - wie auch immer.
Vergeblich suchte der Polizist nach einen Motiv. Er beschäftigte sich auch mit dem Namen des Unbekannten. Irgend jemand steckte doch dahinter, aber ihm wollte einfach kein Name einfallen. Er kannte keinen, dem er so etwas zutraute.
Der Fremde hatte sich nicht bewegt. Perneil wußte nicht, worauf er wartete. Er würde jedes Hindernis aus dem Weg räumen, und deshalb muß ich ihm zuvorkommen.
Es war eine wahnwitzige Idee. Der Irrsinn. Ein Widerspruch gegen die Vernunft, aber Ralph Pernell wollte sich nicht töten lassen, ohne eine Gegenwehr gezeigt zu haben. Die Augen hinter dem Sichtvisier beobachteten ihn scharf, das stand ebenfalls für ihn fest. Jede Bewegung fiel dem anderen auf. Er würde abdrücken und…
Pernell handelte. Er sackte in die Knie. Er griff nach hinten, um die Pistole hervorzuholen. Es geschah alles so schnell, und trotzdem kam er sich langsam vor wie eine Schnecke.
Während er nach unten sackte und seine Hand gegen die Waffe schlug, wuchs die dunkle Gestalt vor ihm höher. Sie verwandelte sich in einen Riesen, der nur seine rechte Hand bewegte und dabei die Waffe kippte.
Er drückte ab.
Der Polizist hörte keinen Schuß. Dafür ein anderes, dumpf klingendes Geräusch. Er glaubte, auch einen verzerrten Mündungsblitz um den Schalldämpfer herum tanzen zu sehen, aber sein Denken wurde brutal abgestellt, als ihn die Kugel erwischte.
Der Schlag traf seinen Kopf.
Pernell spürte es genau. Es war ein Treffer, der ihn zu Boden schmetterte. Er wußte nichts mehr. Etwas sägte in seinen Kopf hinein, biß sich fest, und als er seinen Mund bewegte, da knirschte Dreck zwischen seinen Zähnen, und die gesamte Welt um ihn herum fing an zu schwanken.
Hilflos lag er zu Füßen der Gestalt, die er sogar sah. Sie kamen ihm vor wie zwei große Kisten, die sich jetzt bewegten.
Der rechte Fuß wurde angehoben. Er glitt über den liegenden Mann hinweg. Den linken zog die Gestalt nach, dann hatte sie Perneil passiert, und sie ging auf das Haus zu.
Ralph wollte sich aufrichten.
Er schaffte es nicht.
Schon der Gedanke daran bereitete ihm Qualen. Und mit ihnen kehrten die Schmerzen zurück. Sie schössen durch seinen Kopf, als wollten sie dort einen fürchterlichen Tanz aufführen, der immer wilder und hektischer wurde, bis der Punkt erreicht war, wo auch Ralph Perneil dem Treffer Tribut zollen mußte.
Er sank in die Dunkelheit.
Seine letzten Gedanken galten der Frau und den beiden Kindern, die dem Killer schutzlos ausgeliefert waren…
***
Die Gestalt kümmerte sich nicht um den Mann. Sie setzte ihren Weg fort und ging auf die Treppe zu. Drei Stufen waren lächerlich einfach zu überwinden.
Dennoch ließ sich der Täter Zeit. Er sah, daß die Haustür nicht ins Schloß gefallen war, und nickte zufrieden. Mit der linken Hand drückte er die Haustür auf. Sie schwang lautlos nach innen, und mit einem langen Schritt hatte der Unheimliche das Haus betreten.
Er schloß die Tür nicht. Er ließ sie nur zuschwingen, bis zum Anschlag.
Dann drehte er den Kopf.
Links sah der eine Tür. Dahinter lag die Küche. Ein Lichtstreifen fiel durch den unteren Spalt. Er zeichnete einen hellen Streifen auf die dunklen Fliesen.
Der Täter hatte bereits einen Blick von draußen durch das Fenster in die Küche geworfen. Und er hatte die Frau gesehen, das zweite Opfer auf seiner Liste.
Sein Plan stand fest. Er wollte die Küche betreten und sich die Person vornehmen, um sie anschließend zu töten.
Wuchtig stieß er die Tür auf. Wie jemand, der eine andere Person unangenehm
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