0986 - In den Fängen der Nacht
Der Dimensionen und Zeiten durcheilen konnte und auch in ihre Sphäre gelangt war und sie gestört hatte.
Selbst das Feuer hatte den Mann nicht vernichten können. Sie hatten es ihm geschickt, als dieser sich im Normalzustand seines Körpers befand, aber jemand war gekommen und hatte die Flammen gelöscht. Bestimmt nicht mit Wasser, so etwas klappte nicht bei einer derartig starken Magie. Dieser andere verfügte über ein Gegenmittel, vor dem sich sogar die Kreaturen der Finsternis fürchten mußten.
Und das genau störte sie gewaltig!
Giselle stand auf. Sie hielt sich in ihrem Büro auf, der Redaktion, dem kreativen Mittelpunkt der Zeitschrift, aber es war versteckt, nicht von außen einzusehen. Die Fenster waren von innen mit schwarzer Farbe angestrichen worden. Nicht die geringste Lücke war vorhanden. Man konnte weder rein- noch rausschauen.
Eigentlich hätte sie sich mit der neuesten Nummer der Zeitschrift beschäftigen müssen, doch die Ruhe fand sie nicht. Außerdem waren ihre Redakteure noch unterwegs. Sie wollten Zeichen setzen, wie es der Wanderer getan hatte, und Giselle wartete auf die ersten Ergebnisse.
Ihre Vertraute, Susan, die schon einiges für sie getan hatte, auch als Mörderin, gab es nicht mehr.
Dabei hatte sie erst vor kurzem für einen mehrfachen Mord gesorgt, denn es war ihr gelungen, ein Boot zum Kentern zu bringen. Es war als Unfall deklariert worden, aber die sechs Toten hätten etwas anderes erzählen können, wenn es möglich gewesen wäre. Darüber war auch in der Zeitschrift berichtet worden. Mit Fotos der Leichen, die an den Strand gespült worden waren, mit den entsprechenden Kommentaren und allem, was dazugehörte. Die Freude über den Tod der Menschen war in diesem Artikel ebenso voll durchgeschlagen wie in all den anderen zuvor, und wie es auch wieder in Zukunft sein würde, denn Giselle hatte nicht vor, aufzugeben.
Niederlagen - zumindest kleine mußte sie einstecken und hinnehmen.
Nur das Ziel wollte sie nicht aus den Augen verlieren.
Im Dunkeln bewegte sie sich durch ihr großes Büro, von dem mehrere Türen abzweigten, die zu Nebenräumen führten. Es war zwischen den Wänden nicht völlig finster, und die Frau glitt als bewegender Schatten zwischen all den starren hindurch.
An der breitesten Tür blieb sie stehen und schaltete das Licht ein. An der Decke zuckten die Lampen einige Male hell auf, als könnten sie sich nicht entscheiden, ob sie dunkel bleiben oder hell werden sollten, dann knallte aber die kalte Helligkeit durch den Raum und erreichte auch Giselle.
Sie war an der Tür stehengeblieben, denn von hier aus hatte sie den besten Blick über ihr Reich.
Eine fünfeckige Konsole war mit Computern bestückt. Fax und Telefon waren ebenfalls vorhanden.
Sie paßten sich der ultramodernen Einrichtung an, die aussah, als wäre sie aus der Zukunft hergeholt und in den Raum gestellt worden.
Sessel und Stühle aus geflochtenem Draht, der im hellen Licht noch kälter wirkte, standen in kleinen Gruppen beisammen. Zwischen ihnen die Tische mit den Metallbeinen und den gläsernen Flächen.
Darauf lagen Zeitschriften, Papier, Computerausdrucke, umgeben von gefüllten Wasserflaschen und Aschenbechern aus Metall.
Es herrschte eine kühle Atmosphäre. Nichts sollte von der eigentlichen Arbeit am Computer-Terminal ablenken.
Giselle hätte zufrieden sein können.
Sie war es nicht. Sie mußte nachdenken und sich über die nahe Zukunft klarwerden. Sie ging davon aus, daß man sie besuchen würde, und deshalb mußte sie bestimmte Vorbereitungen treffen.
Sie selbst hatte sich bereits vorbereitet, was ihre Kleidung anging. Wie fast immer trug sie das dünne Kostüm aus Leder, dessen Material einige Lücken zeigte, als wäre das Outfit nicht rechtzeitig fertig geworden. Bewußt hatte die Frau Löcher hineingeschnitten, denn sie lebte sehr körperbetont und liebte die raffinierte Kleidung, mit der sie oft genug irgendwelche Besucher überrascht und letztendlich auch verwirrt hatte.
So waren bei diesem Oberteil ihre Brüste nur wenig bedeckt. An den Seiten klafften die Lücken, und Giselle genoß es. Sie trug die enge Hose aus Leder, und sie hatte sich bereits die Haube auf den Kopf gesetzt. Ein Schiffchen, grau in der Farbe. Aus einer bestimmten Entfernung war nicht zu unterscheiden, aus welchem Material es bestand. Das konnte Stoff, aber auch Metall sein, und diese Haube bedeckte einen Großteil ihres Kopfes.
Das Gesicht der Frau zeigte eine gewisse Zufriedenheit, denn sie
Weitere Kostenlose Bücher