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0986 - In den Fängen der Nacht

0986 - In den Fängen der Nacht

Titel: 0986 - In den Fängen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Reptils.
    Die erste Warnung hatte sie erreicht.
    Sie würden kommen. Die Feinde befanden sich bereits auf dem Weg, und Giselle würde sie erwarten. Mit ihr hatten sie kein so leichtes Spiel wie mit Susan Falaise. Sie würde ihre Macht ausspielen und die anderen regelrecht vernichten.
    Giselle drückte sich auf ihrem Stuhl zurück, als wollte sie die Dehnbarkeit der Lehne prüfen. Die Beine hatte sie ausgestreckt. Sie gab sich relativ entspannt, doch in ihrem Innern sah es anders aus.
    Da hatte sich die Warnung verdichtet, und die Frau empfand sie wie leichte Stromstöße.
    Ihre Quelle hatte sie nicht herausgefunden. Es war auch nicht wichtig für sie, aber sie achtete genau darauf, welchen Weg diese Stöße nahmen. Sie drangen in ihrem Körper hoch, erreichten den Kopf und breiteten sich dort aus.
    Giselle schloß die Augen. Sie brauchte jetzt die große Konzentration, denn sie wußte genau, was kam.
    Noch sah sie trotz der ungewöhnlichen Kleidung sehr menschlich aus, aber das, was sie wirklich ausmachte, war dabei, sich allmählich die Oberhand zu verschaffen.
    Es fiel über sie hinweg und ergriff von ihrem Kopf Besitz. Sie spürte den Druck unterhalb der Platte, und sie merkte auch, wie er allmählich wanderte.
    In ihrem Kopf geriet etwas in Bewegung. Es waren keine Stiche zu spüren, dafür aber ein gewaltiger Druck, den sie selbst als nicht so stark empfand.
    Er breitete sich aus.
    Rechts und links, nach oben, und Giselle quittierte dies mit einem kalten Lächeln.
    Sie hatte den Stuhl zurückgerollt, den Körper nach hinten gedrückt, und sie gab sich sehr entspannt.
    In ihrem Kopf arbeitete und rumorte es weiter, ohne daß in ihre Ohren Geräusche erklangen. Nur die Masse im Schädel bewegte sich. Sie war dabei, das Gefängnis zu verlassen, und sie würde den Kopf vollends sprengen.
    Gehirnwindungen. Fleisch. Knochen. Blut und Masse, all das, was einen normalen Menschen ausmachte, war auch bei ihr vorhanden, nur eben anders und überzogener.
    Das Gehirn besaß mehr Kraft. Es entwickelte eine Eigendynamik, die auch von der Kappe nicht mehr gehalten werden konnte. Plötzlich wurde sie in die Höhe geschoben. Gleichzeitig platzte die dünne Haut zu beiden Seiten der Kappe unterhalb der Seitenränder weg, damit das Innere freie Bahn hatte.
    Es drang nach außen.
    Zuerst sah es aus wie ein dicker, weißlicher Schleim. Wie Gedärme, die sich zusammengedreht hatten, in- und miteinander verflochten waren, noch weiter nach vorn quollen, sich ausdehnten und an den Kopfseiten klebten wie hellgraue, schleimige und übergroße Würmer.
    Sie blieben nicht dort, sondern setzten ihren Weg fort. Sie hoben die dreieckige Kappe jetzt vorn und hinten an, wo die Kopfhaut ebenfalls aufplatzte, damit die schleimige Masse immer mehr Platz bekam.
    Die Kappe stand jetzt vom Kopf weg. Sie lag auf dem aus dem Schädel ausgetretenen Gehirn. Dabei bewegte sie sich, weil auch die ineinander verschlungene Masse zuckte, als wollten sich die kleinen Tentakel im nächsten Augenblick lösen, um nach irgendwelchen Gegenständen zu greifen.
    Giselle beugte sich vor.
    Es war gut, daß die Verwandlung schon jetzt eingetreten war. So konnte sie ihre Kräfte besser bündeln, denn der Besuch würde kommen. Das stand für sie fest.
    Sie stand auf.
    Eine wilde Kraft steckte in ihrem Körper. Sie fühlte es heiß durch die Adern rinnen. Das Feuer der Urzeit war noch nicht erloschen. Luzifer hatte es ihr mitgegeben. Als sie an ihn dachte, wobei selbst der Gedanke an ihn von Ehrfurcht durchdrungen war, huschte ein Lächeln über ihren Mund. Er, die Augen und auch die Nase hatten sich nicht verändert. Sie waren so geblieben wie immer. Nur die Schädeldecke war bei ihr gebrochen und hatte dem Inhalt freie Bahn gegeben.
    Das war ihr Zeichen.
    Sie war das Gehirn, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Die Hitze blieb, als sie durch ihr Büro ging. Wenn sie sich von der Konsolenbeleuchtung entfernte und mehr in die Dunkelheit hineinging, sah sie aus wie jemand, der jeden Moment anfangen konnte zu brennen, denn hin und wieder durchhuschte ihren Körper ein Feuerlicht. Kleine Flammen, die jedoch in ihr gefangen blieben. Sie würden zum richtigen Zeitpunkt freikommen.
    Spannend!
    Dieses Wort gehörte zu ihren Lieblingsausdrücken. Es war schon ein Phänomen, daß die Spannung noch mehr in ihr hochsteigen konnte. Nur kam sie nicht damit zurecht, denn sie sah sie nicht als eine gesunde Spannung an, sondern eher als eine gefährliche.
    Urplötzlich überkam sie der

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