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0986 - In den Fängen der Nacht

0986 - In den Fängen der Nacht

Titel: 0986 - In den Fängen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hatte festgestellt, daß in ihrem Zentrum nichts verändert worden war. Alles stand auf seinem Platz, alles war perfekt arrangiert, die Computer eingeschaltet, und man konnte arbeiten.
    Das wollte sie auch.
    Diesmal störte sie das helle Licht. Durch einen zweiten Schalter sorgte sie für die entsprechende Beleuchtung an der fünfeckigen Konsole. Das helle Licht drehte sie ab.
    Jeder, der hier arbeitete, hatte seinen festen Platz, natürlich auch Giselle. Aber sie war allein im Büro, alle anderen waren in der ganzen Welt unterwegs. Dabei zog sie den Radius nicht zu groß, denn die meisten Europäer interessierte es nicht, wenn in Asien mehrere Menschen durch schreckliche Verbrechen umkamen. Sie sah die Dinge schon realistisch und hatte den Einsatzbereich ihrer Mitarbeiter auf Europa beschränkt.
    Giselle schritt auf ihren Platz zu. Dabei bewegte sie sich wie eine Gazelle. Ihr Gesicht blieb starr und verlor trotzdem nichts von seiner Rasse.
    Sie gehörte zu den Frauen, die dank ihres Aussehens Männer um den Finger wickeln konnten. Das war so gewollt. Als uraltes Wesen, als Kreatur der Finsternis, konnte sie nicht auftreten. Sie brauchte diese Tarnung, und sie wußte auch, daß man größere Chancen im Leben hatte, wenn man gut aussah oder zumindest gut gekleidet war. Das war halt in dieser Gesellschaft so, und es kam Giselle auch entgegen.
    Sie rückte den Drehstuhl zurecht und ließ sich darauf nieder. Die Augen waren auf den Bildschirm gerichtet. Sie vernahm das leise Summen des Computers und starrte auf den grauen Schirm.
    Es blieb leer.
    Giselle überlegte. Sie horchte in sich hinein und bemerkte ein leichtes Vibrieren. Es beunruhigte sie ein wenig, denn dieses Gefühl kannte sie. Es trat immer dann ein, wenn sich etwas näherte. Sie konnte sich auch denken, wer dort ankam, und sie dachte daran, sich die Männer genau anzuschauen.
    Die Anlage war mit der aus Videokameras bestehenden Überwachungsanlage gekoppelt. Sie konnte sehen, wer sich dem Haus näherte. Durch einen Knopfdruck schaltete sie die Anlage ein.
    Die Kameras glotzten auf das leere Land. Freie Natur. Ein karstiger Boden, aus dem an manchen Stellen der blanke Fels hervorschaute. Das Gras wuchs hier nur dünn, war sehr struppig und mußte sich immer wieder gegen die Unbilden des Wetters stemmen, besonders gegen den Wind, der eigentlich immer vorhanden war.
    Der zum Haus führende Weg war an den tiefen Reifenspuren deutlich zu erkennen.
    Sie waren noch nicht da.
    Giselle nickte. Es war ein Ausdruck der vorläufigen Zufriedenheit, die allerdings nicht andauern würde, das wußte sie auch. Die Anlage schaltete sie wieder aus und holte sich die ersten Seiten der neuen Zeitschrift auf den Monitor.
    Ein Bericht stand schon fest. Es fehlte nur noch die Schlagzeile. Es ging um die Untat in Holland, wo jemand mit Voodoo experimentierte und nicht davor zurückgeschreckt war, die Leichen von Babys in Voodoo-Puppen zu stecken.
    Sie lächelte, wo sich jeder andere Mensch vor Grauen abgewandt hätte. Für Giselle war es wunderbar, und sie wußte auch, daß sich eine ihrer sogenannten Mitarbeiterinnen in der Stadt aufhielt, dicht dran am Geschehen. Der Bericht würde sicherlich noch mit Details gewürzt werden können.
    Für einen Moment zeigte sich der Ausdruck der Zufriedenheit auf ihrem Gesicht. Die katzenhaft wirkenden Augen funkelten auf, und die Frau griff zu den Zigaretten, die neben dem Monitor lagen.
    Sie zündete sich ein Stäbchen an, inhalierte tief und ließ den Rauch durch ihre Nasenlöcher strömen.
    Es war spannend geworden, und sie freute sich darüber. Giselle liebte die Konfrontation, und sie hatte bisher nur selten verloren. Meist stand sie auf der Seite der Gewinner.
    Sie mochte die Spannung. Sie liebte das Ungewisse, um andere schocken zu können. Dann schlug sie zu. Sie forderte ihre Kräfte heraus, sie bewies, wozu sie in der Lage war, und sie heftete jeden Erfolg an ihre eigene Fahne.
    Asche fiel ab. Sie landete auf dem Leder in Höhe der Oberschenkel. Giselle blies das Zeug weg.
    Dann drückte sie die Zigarette aus und merkte plötzlich die Veränderung.
    Nicht außen, nein, da war alles gleichgeblieben. Das grünblaue Licht der Konsolenbeleuchtung waberte als geisterhafter Schein durch den Raum und traf auch die vor dem Bildschirm sitzende Frau, deren Gesicht einen gespenstischen Glanz bekommen hatte. Es lag auch in den Augen, als hätte es sich dort bewußt gesammelt, und es ließ die Pupillen aussehen wie die eines gefährlichen

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