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0986 - Zeichen der Angst

0986 - Zeichen der Angst

Titel: 0986 - Zeichen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anika Klüver
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lenkte diese Macht.
    Wie war das möglich? Wie konnte eine so kleine Präsenz solche Macht kontrollieren?
    Es erkannte ein Wesen - primitiv, zweibeinig, primatenähnlich. Sollte dieses schwächliche Ding etwa die Quelle der Macht sein?
    Nein, nicht ganz, aber es hing damit zusammen, war untrennbar verbunden.
    Es konzentrierte sich auf seine Verteidigung und konfrontierte den Feind. Es spürte, wie er schwächer wurde. Doch noch war er nicht besiegt. Es durfte ihn nicht unter schätzen.
    Das erste Mal seit sehr langer Zeit mochte etwas tatsächlich in der Lage sein, es zu bezwingen…
    ***
    Château Montagne
    Zamorra und Ted Ewigk warteten an einem der Eingänge zum weitreichenden Gewölbekeller unter Château Montagne darauf, dass William Mysati zu ihnen brachte.
    Sie hatte Zamorras Angebot angenommen und sich von William in Nicoles Ankleidezimmer bringen lassen, um sich etwas Passenderes anzuziehen. Ted war nicht gerade begeistert gewesen, als sie allein mit dem ältlichen Butler verschwunden war, doch Zamorra hatte keine Bedenken. Natürlich vertraute er der Herrscherin nicht - nach dem, was Ted ihm erzählt hatte, war nicht nur ihr geistiger Gesundheitszustand, sondern auch ihre moralische Einstellung fragwürdig -, aber sie hatte sich zumindest vorerst bereit erklärt, ihnen zu helfen. Diese Welt war ihr völlig fremd, und ohne Ted konnte sie nirgendwo hin. Sie würde also nicht versuchen zu fliehen, und wenn doch, würde sie nicht weit kommen. Und um Williams Wohl brauchte sich Zamorra erst recht keine Sorgen zu machen. Immerhin präsentierte der Butler Mysati ein ganzes Zimmer voller Kleidung und Schuhe der neuesten Mode. Zamorra kannte nur wenige Frauen, die davon nicht begeistert gewesen wären.
    Er war sich ziemlich sicher, dass diese spezielle Vorliebe auch auf Mysati zutraf, da dürfte die Tatsache, dass sie ein mächtiges Wesen von einer anderen Welt war, keinen Unterschied machen.
    »Sie sind jetzt schon ziemlich lange weg, findest du nicht?«, fragte Ted und trat nervös von einem Fuß auf den anderen.
    »Nur die Ruhe«, erwiderte Zamorra. »Du weißt doch, wie lange Frauen zum Umziehen brauchen.«
    Ted warf ihm einen Blick zu, der Wie kannst du nur so ruhig bleiben? zu sagen schien. »Ich meine ja nur, dass ich vielleicht mal nach ihnen sehen sollte.«
    »Du hast wohl schon Sehnsucht nach deiner besseren Hälfte, was?«, scherzte Zamorra. Ein plötzliches erschrockenes Auf blitzen in Teds Augen ließ den Meister des Übersinnlichen aufmerken. Vielleicht steckte in dieser beiläufigen Bemerkung mehr Wahrheit, als man vermuten würde.
    Doch bevor er weiter nachhaken konnte, kam Mysati um die Ecke. Sie trug eine enge dunkle Jeans und ein knallgrünes auffallend körperbetontes Tanktop. Ihre Arme wurden bis zu den Schultern von schwarzen Stulpen bedeckt und ihre Fingernägel waren passend zum Top grün lackiert.
    Deswegen hat das also so lange gedauert, dachte Zamorra schmunzelnd. Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, dass Nici mal eine grüne Phase hatte.
    Er blickte zu Ted und bemerkte, dass sein Freund sich bemühte, Mysati nicht anzustarren. Die Herrscherin grinste frech - offenbar war auch ihr Teds Blick nicht entgangen - und legte beim Gehen wohl ganz bewusst etwas mehr Schwung in die Hüften.
    »Also, worauf warten wir noch?«, flötete sie. »Auf in den Keller.«
    Zamorra ging mit einer Stablampe bewaffnet voran und führte seine beiden Begleiter in die Katakomben unter seinem Zuhause, in denen selbst er sich nur bedingt auskannte.
    Vorsichtig und schweigend gingen sie durch die dunklen Gänge. Hin und wieder warf Zamorra einen Blick über die Schulter, um sicherzugehen, dass niemand abhandengekommen war. Das gleißende Licht der Stablampe verursachte befremdliche, harte Schatten auf den alten Steinwänden, die an den Rändern des Lichtkegels darauf zu warten schienen, dass die Dunkelheit zurückkehrte. Die ungewohnte Helligkeit vertrieb sie aus ihrem Reich, und wie Raubtiere, die sich von einem Lagerfeuer fernhielten, schienen sie zu hoffen, dass das verräterische Licht bald erlosch, damit sie wieder in ihrem Element waren.
    Das künstliche weiße Strahlen kam Zamorra hier unten immer seltsam fehl am Platz vor. Natürlich war er dankbar, Elektrizität zu haben, die ihm den Weg durch dieses Labyrinth erleichterte, doch irgendetwas - vielleicht ein Überbleibsel einer längst vergessenen romantischen Neigung - ließ ihn oft denken, dass eine altmodische Fackel in diesen Gewölben

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