0986 - Zeichen der Angst

Titel: 0986 - Zeichen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anika Klüver

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euch vorstellen könnt. Aber allein kann sie nicht viel ausrichten. Sie braucht ihr Gegenstück, doch der Schlüssel fehlt. Sie ist wie wir, Ted. Ohne ihr Gegenstück ist sie nutzlos.«
    Zamorras Gedanken rasten. Was hatte das zu bedeuten? Gab es hier unten irgendwo noch eine zweite Inschrift, die diese hier ergänzte? Und was war der Schlüssel? Bevor er weiter darüber nachdenken konnte, hob Mysati die Hände, und der zwischen ihnen schwebende Buchstabe stieg langsam in die Höhe. Wie eine Seifenblase tanzte er federleicht durch die Luft, um schließlich wieder seinen ursprünglichen Platz in der Inschrift einzunehmen und mit der Wand zu verschmelzen. Im gleichen Moment sackte Mysati in sich zusammen, und auch Ted schien sich nur schwer auf den Beinen halten zu können. Er taumelte und stützte sich schließlich mit einer Hand an der Felswand ab. »Okay«, murmelte er benommen. »Das war jetzt echt seltsam.«
    »Das kannst du laut sagen«, meinte Zamorra. Er trat zu Mysati, die sich schon wieder einigermaßen gefangen hatte. »Was war da los?«
    »Ich weiß nicht so genau, aber es fühlte sich… richtig an«, erwiderte sie.
    »Weißt du noch, was du gesagt hast?«
    »Natürlich, ich bin ja nicht blöd.« Sie klang schon wieder ungehalten, und Zamorra wollte sie nicht noch weiter verärgern, aber er musste wissen, was ihre Worte zu bedeuten hatten.
    »Du hast gesprochen, als wärst du in Trance, aber gleichzeitig warst du geistig voll da. Was ist dieses Gegenstück der Inschrift, das du erwähnt hast?«
    Mysati zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung, woher soll ich das wissen?«
    Zamorra stutzte. Mysati wusste zwar, was sie gesagt hatte, aber nicht, was es bedeutete. Demnach musste doch irgendein Automatismus dahinterstecken.
    Plötzlich kam dem Parapsychologen ein Gedanke. Vielleicht hatten die Buchstaben bei Mysati etwas ausgelöst, das seit langer Zeit in ihr schlummerte. Etwas, dessen sie sich selbst nicht bewusst war. Immerhin war sie ein Kind der geheimnisvollen Magier, die einst die Bedrohung durch die Angst zurückdrängen wollten. Vielleicht hatten sie vor ihrem Verschwinden noch einige Sicherungsvorkehrungen getroffen und sie in ihre Nachkommen eingepflanzt.
    Doch Mysati konnte nur die Nachricht abspulen, mehr nicht. Sie wusste nicht, was sie -bedeutete.
    »Tja, damit hätten wir jetzt noch ein Rätsel mehr zu lösen«, kommentierte Ted. »So war das eigentlich nicht geplant.«
    »Moment!«, rief Mysati. »Ich selbst mag ja nicht wissen, was die Worte bedeuten, aber ich weiß, wo man wahrscheinlich etwas darüber herausfinden könnte.«
    Zamorra riss die Augen auf. »Tatsächlich? Dann raus damit!«
    »In der Bibliothek«, sagte Mysati, als wäre Zamorra mit extrem wenig Intelligenz gesegnet. »Wo sonst sollte man Informationen über geheimnisvolle Inschriften finden?«
    »Ich glaube nicht, dass es auf der Erde eine Bibliothek gibt, in der man etwas über diese Sprache findet, wie immer sie auch heißen mag«, meinte Ted.
    »Nicht auf der Erde, du riesiger Holzklotz«, entgegnete Mysati.
    In Zamorras Magengegend machte sich ein ungutes Gefühl breit. Nein, nicht auf der Erde. Aber ich war schon einmal in einer Bibliothek, in der sich die Informationen, die wir suchen, befinden könnten. Ich hatte allerdings gehofft, diesen Ort nie Wiedersehen zu müssen.
    »Sie meint die Bibliothek des Autors in der Kuppel der Herrscher«, erklärte er Ted. Als er die Worte laut aussprach, wurde Zamorra noch elender zumute.
    Mysati strahlte ihn an. Offenbar war sie froh darüber, wenigstens eine Person in der Nähe zu haben, die sie zu verstehen schien. »Ich war dort, als ich auf der Suche nach dir durch Geschor in die Kuppel der Herrscher gelangte«, fuhr der Professor an Ted gewandt fort. »Allerdings war das kein besonders angenehmer Ort. Der Autor, einer der Herrscher, dessen Reich diese Bibliothek ist, zeichnet sich nicht unbedingt durch Gastfreundschaft, Hilfsbereitschaft oder einen klaren Verstand aus. Tatsächlich wirkte er auf mich sogar ausgesprochen durchgeknallt. Er hat versucht, mich in ein Buch hineinzuschreiben - wortwörtlich.«
    »Ja, er ist ziemlich verrückt«, stimmte Mysati mit einer solch ernsthaften Miene zu, dass Zamorra ein Schmunzeln unterdrücken musste. Da redet der Topf über den Tiegel. »Also gut, dann müssen wir uns wohl in die Kuppel der Herrscher aufmachen und dem Autor einen Besuch abstatten.«
    Ted und Mysati zuckten beide gleichzeitig zurück. »Das kannst du vergessen!«, keifte