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0986 - Zeichen der Angst

0986 - Zeichen der Angst

Titel: 0986 - Zeichen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anika Klüver
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Kuriositäten, die ihm dort begegnet waren. Wenn man das ein paar Jahrhunderte mitmachte, musste man wohl irgendwann den Verstand verlieren.
    »Geh nicht zu nah ran!«, warnte Ted neben ihm, als Mysati die Hand nach den Regenbogenblumen ausstreckte. »Sonst landest du gleich sonst wo, und wir verlieren beide wieder unsere Erinnerungen.« Mysatis Hand zuckte zurück, und auf ihrem Gesicht zeigte sich ein missmutiger Ausdruck.
    Es bestand keine allzu große Gefahr, dass die Blumen Mysati an einen anderen Ort transportierten, das wusste Zamorra. Schließlich kannte sie sich außerhalb der Kuppel der Herrscher nicht aus und konnte sich demnach auch keinen der Orte vorstellen, an die man per Regenbogenblumenverbindung zu reisen vermochte. Aber es schadete dennoch nicht, vorsichtig zu sein.
    »Kommt weiter«, drängte Zamorra. »Wir sind gleich da.« Sie folgten ihm durch den Gang. »Hier habe ich dich gefunden, Ted.« Zamorra hielt die Stablampe so, dass die Krallenspuren am Boden sichtbar wurden und hörte, wie Ted schluckte. Sein Gesicht wirkte im Licht der Lampe unnatürlich weiß.
    »Als ich danach noch einmal hier war, bin ich den Spuren gefolgt und in dem Raum mit den Schriftzeichen gelandet«, erklärte Zamorra. Gemeinsam folgten sie nun wieder den tiefen Furchen im Fels und betraten den Raum, in dem sie ihren Ursprung hatten.
    Zamorra drehte sich sofort wieder Richtung Eingang um. »Voilà«, verkündete er und hielt die Stablampe so, dass der Bereich über dem Durchgang gut ausgeleuchtet wurde. Ted keuchte neben ihm kurz auf, Mysati hingegen blieb stumm.
    »Was ist das für eine Sprache?«, wollte Ted wissen.
    »Keine Ahnung«, erwiderte Zamorra. »Und wie ich schon erwähnte, ist mir ebenfalls schleierhaft, warum ich sie lesen kann. Es ist schwer zu erklären. Ich sehe die Buchstaben genau, wie du sie vermutlich siehst, aber für mich ergeben sie Worte.«
    »Ich wusste ja, dass du ein Talent für Sprachen hast«, murmelte Ted. »Aber das…«
    Er deutete auf die Schriftzeichen, als wollte er sagen: Wie soll man denn dieses Gekrakel bitteschön lesen können ?
    Zamorra zuckte mit den Schultern. »Tja, nur leider hilft uns das auch nicht weiter, da ich nicht weiß, was wir mit dem Spruch anfangen sollen. Er scheint mir am ehesten eine Warnung zu sein.«
    »Und was ist mit diesem Symbol?«, fragte Ted und zeigte auf das augenlose Gesicht, um das sich ein gleichmäßiger Kreis aus strahlenartigen Auswüchsen befand. »Du sagtest, es sei auch auf der Kassette des Blinden Wächters, die du auf Uskugen gefunden hast.«
    Zamorra nickte und betrachtete das Symbol erneut. Obwohl er es nun schon so oft gesehen hatte, wirkte es nicht weniger beunruhigend. Das Gesicht mochte zwar keine Augen haben, schien ihn aber dennoch unverwandt anzustarren. Doch wenn es etwas Bösartiges war, warum war es dann gemeinsam mit der Warnung aufgetaucht? Sollte es die Gefahr verdeutlichen, oder war es vielleicht doch die Lösung, mit der sich die Angst besiegen ließ?
    »Wer ist dieser Blinde Wächter überhaupt?«, fragte Ted unvermittelt und unterbrach damit den Gedankengang des Professors. Das war tatsächlich eine gute Frage. Darüber hatte Zamorra noch nie wirklich nachgedacht. Er hatte es eher für eine symbolische Bezeichnung gehalten, vielleicht etwas Mythologisches. Aber dass der Blinde Wächter eine reale Person sein könnte - vielleicht sogar eine Person, die noch irgendwo existierte -, war ihm nicht in den Sinn gekommen.
    »Vielleicht sollten wir versuchen, das herauszufinden«, meinte er. »Mysati, weißt du irgendetwas über…«
    Er stockte und fand seinen verwirrten und alarmierten Gesichtsausdruck auf Teds Zügen gespiegelt, der sich gleichzeitig mit ihm zu ihrer Begleiterin umgedreht hatte. Mysati saß auf dem Boden und wirkte mehr als je zuvor wie ein kleines Mädchen. Ein ausgesprochen unheimliches kleines Mädchen. Sie lächelte zufrieden. Vor ihr in der Luft schwebte einer der fremden Buchstaben aus der Schrift an der Wand. Er glühte deutlich stärker als die anderen, die unverändert auf dem rauen Fels prangten.
    »Was zum…?«, stieß Ted hervor. »Mysati, was machst du da?«
    »Hübsch, nicht wahr?«, erwiderte die Herrscherin. »Es fühlt sich so vertraut an. Spürst du es auch?«
    »Nein«, stammelte Ted und sah zu Zamorra, der den Kopf schüttelte. »Ich… ich spüre… etwas, aber ich weiß nicht… Wie machst du das?«
    »Diese Schrift«, säuselte Mysati wie in Trance. »Sie hat große Macht. Mehr, als ihr

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