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0987 - Das Seelenloch

0987 - Das Seelenloch

Titel: 0987 - Das Seelenloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Augen. »Kann ich etwas für Sie tun, Frau Collins? Vielleicht ein Spiegelei, frisch gemacht?«
    »Nein, danke, ich bin noch etwas abwesend.«
    »Oh. Haben Sie schlecht geschlafen?«
    Jane schaute hoch. »Sagen wir so, ich habe nicht besonders gut geschlafen, meine Liebe.«
    »Das ist schade.«
    »Aber ich bin bald wieder da. Machen Sie sich keine Gedanken.«
    »Gut«, sagte sie mit einer Stimme, die immer ein wenig schnippisch klang. Dann drehte sie sich weg und lief mit langen Schritten davon, wobei ihr Rock auf- und niederschwang.
    Jane beschäftigte sich wieder mit ihrem Kaffee. Sie überlegte. Wenn Karin recht hatte, dann mußte in der vergangenen Nacht etwas passiert sein, aber ihr war nichts aufgefallen. Und auch die Menschen in ihrer Umgebung verhielten sich normal. Es konnte natürlich sein, daß man alles tat, um die Urlauber nicht zu beunruhigen.
    Jane freute sich, daß die Kopfschmerzen allmählich nachließen und sicherlich bald ganz verschwunden sein würden. Und ganz nebenbei kriegte sie doch langsam Hunger.
    So stand Jane auf und ging die wenigen Schritte zum Büfett. Sie konnte zwischen vielen Köstlichkeiten wählen, aber sie entschied sich an diesem Morgen gegen die Kalorien und für die Gesundheit.
    So nahm sie irgendwelches »Vogelfutter« und vermengte die Sonnenblumenkerne mit fettarmem Joghurt.
    Sie lächelte dabei, denn sie dachte an John Sinclair, der sich bei dieser Art von Frühstück immer schüttelte, aber da war jeder anders.
    Jane drehte sich um, um zu ihrem Platz zurückzugehen, und sie merkte erst jetzt, daß sie Besuch bekommen hatte.
    Dort stand im grünen Dirndl Karin, das Hexerl, wie sie im Ort genannt wurde. Sie lächelte. Die Augen hinter der Brille funkelten. Die Arme hatte sie auf dem Rücken verschränkt. In dieser Haltung wirkte sie wie jemand, der darauf wartete, zum Volkstanz aufgefordert zu werden. Jedenfalls kam es Jane so vor.
    »Guten Morgen, Jane…«
    »Ja, ebenfalls.« Jane ging an Karin vorbei und nahm wieder ihren Platz ein.
    Die Bedienung traf keinerlei Anstalten, ihren Platz zu verlassen. Sie stand dicht am Tisch, blickte nach unten, als wollte sie Jane beim Essen zuschauen. Die hatte ihr Frühstück noch nicht angerührt und schaute zu Karin hoch.
    »Hast du noch geschlafen, Jane?«
    Die Detektivin beschwerte sich nicht über die vertrauliche Anrede. Sie hob die Schultern. »Was glauben Sie denn, Karin? Hätten Sie an meiner Stelle schlafen können?«
    »Ja.«
    »Dann haben Sie gute Nerven.«
    »Auch das, aber ich weiß ebenfalls, was ich wert bin. Ich bin wirklich gut, das solltest du dir auch sagen. Ich habe doch gespürt, daß wir uns gleich sind, da kannst du sagen, was du willst.«
    Jane hob die Schultern. »Das ist Ihre Meinung, aber ich habe eigentlich vor, mich über den neuen Tag zu freuen und ein wenig in die Berge zu gehen.«
    »Wäre toll…«
    »Aber?«
    Karin hob die Schultern. »Das weiß ich nicht genau. Ich finde, daß du hier in Lech bleiben solltest.«
    »Ja, das ist Ihre Meinung. Aber können Sie die auch begründen?«
    Karin nickte.
    »Ich höre«, sagte Jane.
    Die Bedienung beugte sich vor. Da brauchte sie nicht so laut zu sprechen. »Es ist schon passiert, Jane. Ich habe es geahnt und bestätigt bekommen. Das Seelenloch hat ihn gefressen.«
    Jane blieb starr sitzen. Das Seelenloch hat ihn gefressen! Dieser Satz hörte sich schlimm an, aber auf eine gewisse Art und Weise auch lächerlich. Trotzdem wollte Jane nicht an eine Lächerlichkeit glauben, und sie merkte, wie sich etwas in ihrem Körper zusammenzog, als hätten Schnüre ihren Magen gefesselt.
    »Verstehst du?«
    »Nein.«
    »Oben in Bürstegg, in der alten Walsersiedlung, ist es passiert. Da ist er verschwunden.«
    »Wer verschwand?«
    »Mein Vertrauter.«
    Jane schloß für einen Moment die Augen. »Moment mal, Karin. Für dumm habe ich mich nie gehalten, aber jetzt komm ich überhaupt nicht mehr mit. Wer soll denn dein Vertrauter überhaupt sein?«
    »Das war der Florian.«
    »Sagt mir nichts.«
    »Doch«, flüsterte Karin, »du kennst ihn. Er hat gestern noch an der Rezeption gestanden.«
    »Ah, der junge Deutsche mit dem netten Lächeln.«
    »Ja, genau der.«
    »Und weiter?«
    Karin hob die Schultern, dabei bekam ihr Gesicht einen wissenden Ausdruck. »Er ist noch nicht zurückgekehrt, verstehst du? Und er wird auch nicht zurückkehren.« Sie verengte hinter den Gläsern die Augen und nickte dazu.
    Jane atmete tief durch. »So wie Sie das gesagt haben, Karin, hat es sich nicht

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