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0987 - Das Seelenloch

0987 - Das Seelenloch

Titel: 0987 - Das Seelenloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ihr lag in Griffweite die Klinke der Badezimmertür. Jane drückte sie nach unten und betrat taumelnd das Bad, wo sie Licht machte, das sie zunächst blendete.
    Auf dem breiten Wannenrand nahm sie Platz, starrte ins Leere, aber ihre Gedanken drehten sich. Sie waren furchtbar. Sie bestanden aus einem völligen Durcheinander, einem Wirrwarr, der sich nicht ordnen ließ.
    Aber sie spürte sehr deutlich, daß Karin nicht gelogen hatte. Diese Nacht war einfach anders. Und Karin hatte auch nicht gelogen, was Janes latente Hexenkräfte anging. Sie waren vorhanden. Tief im Innern verborgen. Hin und wieder jedoch drangen sie in die Höhe, dann wurde die Detektivin wie von einem gewaltigen Strom gepackt, als wollte er sie in eine andere Welt hineinschleudern.
    Es fiel ihr nicht leicht, aber sie mußte sich eingestehen, daß Karin recht behalten hatte. In dieser Nacht war einiges anders als in denen zuvor. Da war der Teufel persönlich unterwegs und wurde von seinen Helfern begleitet.
    Eine Hexennacht?
    Nein, das nicht.
    Die Nacht eines Toten. Und einer Öffnung, die Seelenloch genannt wurde. Nicht hier im Ort, sondern in einem einsamen Haus irgendwo auf einem Bergkamm.
    Jane Collins stand auf. Sie war trotz allem jemand, die die Lage realistisch einschätzte. Und das tat sie auch hier. Der lockere Verwöhnurlaub war für sie vorbei - endgültig. Über Lech schwebte plötzlich eine drohende Wolke, die es schon geschafft hatte, sich in ihre Alpträume einzuschleichen.
    Jane schüttelte sich. Angst verspürte sie nicht, nur die Unruhe blieb. Sie setzte sich auch fort, als sie wieder im Bett lag und feststellen mußte, daß sie nicht einschlafen konnte.
    Zu stark fühlte sie sich von den Ereignissen mitgenommen, und sie merkte, daß Karin nicht gelogen hatte. Irgend etwas lag in der Luft. Irgend etwas bahnte sich an, und was da auf sie zukam, verhieß nichts Gutes.
    Sie lag auf dem Rücken und wollte Schlaf finden, aber sie schaffte es nicht. Innerlich war sie aufgewühlt, und sie merkte auch, wie die Kälte allmählich durch ihre Glieder kroch. Dann glaubte Jane plötzlich, daß sich über ihr die Holzdecke öffnete.
    Ein Loch war entstanden.
    Ein Seelenloch?
    Vielleicht, denn in seiner Mitte loderte ein rotes Feuer, und eine schwarze Teufelsfratze malte sich inmitten der Flammen ab…
    ***
    Der Mann hatte das Messer hochgerissen. Er hielt den Griff jetzt mit beiden Händen fest. Die Kerze gab noch immer ihr Licht ab und ließ das Bild, das sowieso schon schaurig genug war, noch schlimmer und grauenvoller erscheinen.
    Die blanke Klinge hatte jetzt einen schmierigen, roten Film bekommen. Von der Spitze tropfte Blut.
    In bestimmten Intervallen und in dicken Tropfen fiel es nach unten, und jeder Tropfen klatschte mit einem bestimmten Laut wieder auf den Körper zurück.
    Auf einen Körper, der nicht mehr so aussah wie beim Eintritt des Mannes. Der hatte seine Pflicht erfüllt. Er hatte zugestoßen, immer und immer wieder. Er hatte bei jedem Stich die Klinge tief in den Körper des Mannes versenkt, sie dann wieder hervorgerissen und abermals zugestoßen. Vom Gesicht her bis hin zum Bauch. Nur die Beine hatte er ausgelassen. Jetzt stand er da. Die Arme erhoben, das Messer mit beiden Händen umklammernd. Zitternd, den Blick nach unten gerichtet und dabei mit bewegungslosen Augen den Weg der fallenden Blutstropfen verfolgend, die nicht nur den Körper, sondern auch das Bett getroffen und es mit einem scheußlichen Muster bedeckt hatten.
    Der Mann atmete schwer. Er weinte dabei. Aus seinen Augen waren die Tränen gedrungen und hatten nasse Spuren auf dem Gesicht hinterlassen. Er wußte nicht, was er noch denken sollte, er hatte seine Pflicht erfüllt, aber freuen konnte er sich darüber nicht.
    Das Bild würde er nie vergessen. Er wußte selbst nicht, mit wie vielen Messerstichen er auf den Toten eingestochen hatte. Da hatte er auch keinen entsprechenden Befehl erhalten, das war ihm selbst überlassen worden, aber jetzt hatte er es hinter sich.
    Seine Hände sanken nach unten. Auch das blutige Messer machte die Bewegung mit. Diesmal aber langsam, nicht so wie noch vor kurzer Zeit, als er wie ein Psychopath auf die Leiche eingestochen hatte, um sie noch einmal zu töten.
    Er löste die linke Hand vom Messergriff, behielt die Waffe in der rechten, aber auch nicht lange, denn er steckte das blutige Messer wieder zurück.
    In seinem Innern mischten sich Kälte und Wärme. Seine Augen brannten. Er sah die Umgebung verschwommen, aber er

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