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0987 - Das Seelenloch

0987 - Das Seelenloch

Titel: 0987 - Das Seelenloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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spinnst.«
    Hexerl schüttelte den Kopf. Die Kleine war nicht im geringsten beleidigt. »Nein, ich spinne nicht. Diese Nacht ist ungemein wichtig. Es wird sich etwas erfüllen, das spüre ich. Er ist unterwegs, er hat auf mich gehört. In dieser Nacht ist das Seelenloch offen, und ich weiß, daß es nicht gut ist. Etwas Böses dringt durch das Loch in unsere Welt hinein. Ich fühle es…«
    »Etwas Böses?« fragte Jane und lachte wieder. »Tut mir leid, aber da kann ich nicht mithalten. Du bist eine Hexe. Du hast dich selbst als solche bezeichnet. Und deshalb müßtest du dich freuen, wenn das Böse eindringt, verstehst du?«
    »Ja, Jane, alles.«
    »Und? Wie verhältst du dich?«
    Karin schüttelte den Kopf. »Ich verhalte mich so, wie ich es muß. Ich bin eine Hexe, aber auch da gibt es Unterschiede, das weißt du selbst. Du mußt mir glauben, du mußt mir vertrauen. In dieser Nacht ist alles anders.«
    »Was ist anders?«
    »Ich habe ihn zu dem Toten geschickt!« hauchte Karin.
    Jane schluckte. Plötzlich saß die Kehle zu. Sie traute sich auch nicht, über diese Erklärung zu lachen. Wenn diese Karin das sagte, mußte es wirklich einen realen Hintergrund haben, und Jane merkte wieder, daß ihr Herz rascher schlug. Nicht, daß der Alptraum zurückkehrte, aber die Erinnerung an ihn und die gleichzeitige Nichterinnerung, weil sie ja nichts Konkretes erlebt hatte, nur die dumpfen Schatten.
    Es war etwas anders in dieser stockfinsteren Nacht. Etwas glitt durch die Finsternis wie ein Schatten, der nicht sichtbar war. Der einfach mit der Dunkelheit verschmolz und sich darin mehr als wohl fühlte.
    »Der Tote?« fragte Jane, weil ihr dieser Begriff einfach nicht aus dem Kopf wollte.
    »Ja, genau er.«
    »Was ist mit ihm?«
    »Er ist nicht richtig tot.«
    »Unsinn!«
    »Doch, doch - glaub mir. Seine Seele steht unter Druck. Das Seelenloch ist offen. Es ist für die andere Welt geöffnet worden. In dieser Nacht muß der Tote endgültig sterben.«
    »Wie?«
    Karin deutete auf ihre Brust. »Ich habe alle Vorbereitungen getroffen. Ich habe es gespürt und ihn geschickt.«
    »Einen Helfer?« fragte Jane.
    »Ja, so etwas Ähnliches.«
    Jane atmete die kalte Luft ein. Daß sie nur wenig am Körper trug, störte sie nicht. »Wo hast du ihn hingeschickt?«
    »Zum Bürstegg, zur alten Walsersiedlung. Zum Ursprung von Lech. Sie brannte vor langer Zeit nieder, aber ein Haus steht noch und eine kleine Kapelle daneben. Dort liegt der Tote, der nicht so tot ist, wie es sich gehört…«
    »Und jetzt?«
    »Wird es sich ändern. In dieser Nacht, in diesem Moment…« Die letzten Worte brachen aus ihr hervor und waren von einem Stöhnen begleitet. Karins Körper zuckte. Sie streckte ihre Hand aus, während sie gleichzeitig einen Schritt zur Seite ging, den Kontakt mit der Hauswand aber noch behielt, denn sie wollte eine Stütze haben. Ihr Gesicht zeigte plötzlich eine schreckliche Qual. Den Mund hatte sie weit aufgerissen. Schleim drang daraus hervor. Sie hustete und keuchte zugleich. Jane Collins bekam mit, wie sehr Karin litt.
    Sie wollte ihr helfen, aber die Bedienung drehte sich plötzlich auf der Stelle um.
    Dann rannte Karin weg.
    Jane rief noch hinter ihr her, aber die junge Frau war wie ein Schatten verschwunden.
    Zurück ließ sie eine konsternierte und auch sehr nachdenkliche Jane Collins, die nicht wußte, was sie denken sollte. Dieser Vorfall hatte sie schon mitgenommen, und das Hexerl Karin hatte auch sehr ernst gewirkt. Aber sie wußte nicht, ob alles so stimmte, wie man es ihr erzählt hatte. Es gab viele Geschichten und Legenden in den kleinen Bergdörfern. Da brauchte man nur durch die Heimatmuseen zu gehen und sich dort alles anzuschauen.
    Karin kehrte nicht zurück. Die Nacht schien sie aufgesaugt zu haben, aber Jane Collins stand noch länger am Fenster und blickte gedankenverloren in die Dunkelheit hinein.
    Schließlich wurde es ihr zu kalt, und sie zog sich zurück. Das Fenster schloß sie. Eine automatische Geste, sie hatte es eigentlich nicht so direkt gewollt.
    Warm war es in ihrem Zimmer nicht, aber nicht so kalt wie am offenen Fenster. Dennoch fror Jane, als sie im Dunkeln zurück zu ihrem Bett ging.
    Sie hatte die Arme um ihren Körper geschlungen, als wollte sie sich selbst wärmen. Innerlich war sie aufgewühlt, beinahe so stark wie kurz nach dem Alptraum.
    Jane ging am Bett vorbei und blieb für einen Moment im kleinen Flur stehen. Auch hier ballte sich die Düsternis zwischen den beiden Wänden. Rechts von

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