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0987 - Das Seelenloch

0987 - Das Seelenloch

Titel: 0987 - Das Seelenloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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spürte sehr genau, wie etwas aus der Höhe gegen ihn drang.
    Ein kalter Luftzug erwischte seine Augen, die beinahe anfingen zu schmerzen. Es war der Wind aus dem Seelenloch. Der Gruß der Toten. Dahinter lag etwas, das er mit der Dunkelheit nicht erklären konnte. Es kam ihm vor wie der Durchlaß ins Reich der Toten, und eine kalte Haut rann über seinen Körper, als bestünde sie aus zahlreichen Spinnenbeinen.
    Der Mann wollte gehen, aber irgend etwas hielt ihn zurück. Eine Erklärung fand der Mann nicht.
    Etwas war anders geworden. Diese Luke an der Wand strahlte eine Kraft aus, die er zuvor nicht bemerkt hatte. Eine unheimliche Veränderung hatte das Zimmer erfaßt, aber sie war nicht zu sehen, sondern nur zu fühlen.
    Etwas strich an dem Mann vorbei oder drehte sich um seinen Körper, als sollte er gefangen werden.
    Diese andere Kraft irritierte den Mann. Auch das Flackern der Flamme machte es ihm nicht eben leichter. Die Schatten und hellen Flecke wanderten noch schneller durch den Raum und vermischten sich zu einem wahren Irrlicht. Der »Mörder« fühlte sich gefangen. Er wollte zur Tür gehen, aber der Weg war zu weit. Hände, die er nicht sah, hielten ihn zurück. Aus dem Seelenloch strömte es hervor, und diesmal Wußte er überhaupt nicht Bescheid, Was die Luke verließ. Es war nicht zu fassen.
    Es war einfach anders, nicht zu erklären, nicht zu begreifen. Das hatte auch nichts mit der normalen Welt zu tun, denn für ihn lag jenseits des Lochs noch ein weiteres Tor oder eine andere Welt, die sich für ihn geöffnet hatte, um das Grauen hinein in die Realität zu treiben.
    Er wurde davon gehalten. Die Klammer war dicht und stark. Er kam nicht dagegen an, so sehr er sich auch bemühte. Und der Weg zur Tür war ihm ebenfalls versperrt.
    Aber er sah nichts.
    Er jammerte. Er wollte weiter. Er beugte sich der Tür entgegen und streckte dabei die Arme zu beiden Seiten hin weg, als könnte er dort irgendwo einen Halt finden.
    Nichts - nichts zu machen!
    Der Mann kam nicht von der Stelle. Die andere Kraft war stärker als er. Was sie einmal in ihren Krallen hielt, das konnte von allein nicht gelöst werden.
    Angst durchpeitschte ihn. Zum erstenmal hatte er die Starre überwunden und schaffte es wieder, sich auf seine Gefühle zu konzentrieren. Aber da gab es eben nur eines - die Angst.
    Sie war wie Feuer und Schwert zugleich. Beides bohrte sich in ihn, und er konnte auch nichts dagegen tun, als er sich auf der Stelle drehte. Da waren wieder die nicht sichtbaren Hände, die sich mit ihm beschäftigten. Der Mann kam nicht mehr zurecht. Er erlebte und durchlebte in diesen für ihn langen Sekunden den reinen Schrecken. Ehe er sich versah, wurde er auf der Stelle gedreht. Immer und immer wieder und auch schneller. Dabei hielt er die Augen weit offen und starrte in die Umgebung hinein, die von einem Spiel aus Licht und Schatten gezeichnet wurde, wobei die Unterschiede blitzschnell wechselten und ineinander überliefen, so daß sie verschwommene Motive bildeten, wie die Werke eines avantgardistischen Künstlers, der seinen rotschwarzen Farbenwahnsinn an einer unschuldigen Leinwand ausgelassen hatte.
    Es war ein wildes Bild und eines, das immer mehr auf den Mann zudrang. Es fing an, ihn zu packen.
    Es schlug gegen ihn, obwohl er die Berührungen nur wie ein mit Palmwedeln geführtes Streicheln spürte. Überall packten in die fremden Kräfte an. Er drehte sich noch immer und wäre längst gefallen, hätte ihn die andere Macht nicht auf den Beinen gehalten.
    Nein, er fiel nicht. Im Gegenteil. In einem lichten Augenblick, vielleicht bewußt von der anderen Seite gelenkt, stellte er fest, daß seine Füße keinen Kontakt mehr zum Fußboden hatten. Er schwebte darüber, schon so hoch wie eine halbe Armlänge, und dabei drehte er sich noch immer. Nach oben hin und gleichzeitig nach hinten, denn dort stand das Bett, und dort befand sich auch die Wand.
    Nicht nur sie.
    Das Loch war ebenfalls da.
    Die Luke stand so weit offen wie möglich. Sie war klein, sehr klein sogar. Ein Mensch paßte auf keinen Fall hindurch, das aber änderte sich plötzlich.
    In einem rasenden Wirbel und sich immer mehr als Schatten fühlend, drehte sich der »Mörder« schräg in die Höhe und damit genau auf das Loch in der Wand zu.
    Wie ein großer Rachen kam ihm das Seelenloch vor. Darin und dahinter lauerte die Dunkelheit dieser mörderischen Nacht wie die schwarze unergründliche Seele eines Dämons.
    Zu klein für einen Menschen?
    Nein, das Loch

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