0990 - Der Killer-Clown
Sargasso zum Frühstück eingeladen worden war und mit ihr über die Vorfälle der Nacht reden konnte.
Welche Rolle sie spielte und was sie genau wußte, war mir nicht bekannt. Ich würde ihr allerdings auf den Zahn fühlen, und ich mußte auch noch den Kollegen von der Mordkommission Bescheid geben.
Aber nicht nur ihnen. Auch eine andere Person war wichtig: mein Freund und Kollege Suko. Wenn er sich hier auf dem Gelände mal umschaute, war es mir wohler.
Mein Handy lag auf dem schmalen Tisch. Welche Zeit es auch war, wenn jemand für einen Anruf mitten in der Nacht Verständnis hatte, dann war es Suko.
Auf der Bettkante sitzend tippte ich die Nummer ein, hörte das Freizeichen und wartete, bis abgehoben wurde. Das Telefon stand bei Shao und Suko unter anderem im Schlafzimmer, und mein Freund war eigentlich immer sehr fit.
So war es auch jetzt. Schon nach dem dritten Durchläuten hatte er abgenommen, nur seine Stimme klang nicht eben freundlich.
»Ich bin es, Suko.«
»Verdammt, John.«
»Wieso sagst du das?«
»Du müßtest dich mal hören. Deine Stimme klingt, als wäre sie zum Teil eingequetscht worden.«
Ich konnte sogar lachen, auch wenn es weh tat. »Meine Stimme nicht gerade, aber ein Löwe hat sich auf mich gesetzt.« Ich übertrieb etwas.
»Ein Löwe, wie? Kein Tiger?«
»Hör auf, es stimmt, und ich habe in den letzten beiden Stunden einiges erlebt.«
»Moment mal, John, bevor du beginnst, hätte ich noch eine Frage. Du bist doch in diesem Zirkus oder auf dem Gelände.«
»Sogar in meinem Wohnwagen.«
»Wie schön.«
»Das hört jetzt auf«, sagte ich. Dann bekam Suko zu hören, was mir widerfahren war. Da vergingen ihm die Witze. Sie wandelten sich in saftige Flüche um.
»Es hat sich also alles so zugetragen, wie ich es dir berichtet habe. Der Fall, der mir zuerst vorkam, als wäre es keiner, hat Kreise gezogen. Es geht auch um die Templer.«
»Die dieser Clown haßt!«
»Und wie er das tut.«
»Was hast du vor?«
»Das kann ich dir nicht sagen, weil er die Regie führt. Er will das Spiel mit mir machen. Ich werde auf jeden Fall versuchen, die Regeln auf den Kopf zu stellen und sie nach meinen Bedingungen einzusetzen. Dabei sollst du mir helfen, indem du mir den Rücken freihältst.«
»Anders gesagt, ich soll kommen.«
»Ja.«
»Wann?«
»Na ja, wann kannst du?«
Suko überlegte nicht lange. »Wenn du willst, schwinge ich mich in meinen Wagen und bin so schnell wie möglich bei dir.«
»Ich überlege noch.«
»Was hält dich davon ab?«
»Der Tote.«
»Wieso?«
»Du könntest die Kollegen von der Mordkommission mitbringen. Wenn die anderen abgezogen sind, bleibst du da, aber hältst dich zurück, daß man dich nicht unbedingt sieht.«
»Kompliziert, aber nicht schlecht.«
»Bist du einverstanden?«
Suko lachte mir ins Ohr. »Für dich tue ich doch fast alles.« Das zweitletzte Wort hatte er besonders betont.
Aus dem Nachbarbett meldete sich Shao, die unser Gespräch mitgehört hatte. »Das habe ich mir auch so gedacht, daß er nur fast alles für dich tut, John.«
»Um welche Zeit sollen wir antanzen?«
»Gegen sieben Uhr am Morgen.«
»Wird erledigt. Dann bist zumindest du wach.«
»Darauf kannst du dich verlassen.«
Wie üblich gab mir Suko noch den guten Ratschlag, auf mich achtzugeben, dann herrschte wieder Stille um mich herum. Ich blieb nicht länger auf der Bettkante sitzen, sondern stellte mich geduckt vor das Fenster und spähte durch die Scheibe.
Draußen war es finster. Ich aber fragte mich, was in dieser Dunkelheit vor sich ging und welch furchtbares Geheimnis sich hier noch versteckte.
Der nächste Tag, so hoffte ich, sollte mir darüber Auskunft geben können…
***
Und dieser Tag fing so an, wie meine Stimmung war. Einfach grau in grau. Ich hatte zwar etwas geschlafen, aber dieser Zustand hatte den Ausdruck nicht verdient. Es war nur immer dieses kurze Abkippen gewesen, aus dem ich dann hochgeschreckt war.
Mir war nicht bekannt, wie lange die Zirkusleute in der Regel in den Wagen blieben. Als die Mordkommission eintraf, war nur ich auf den Beinen.
Auch Sukos BMW stand in der Nähe, und mein Freund sprach mit einem Mann, der eine halblange Lederjacke trug und sein lichtes Haar mit einem grauen Hut schützte.
Wir hatten mit dem Chef der Truppe schon einige Male zusammengearbeitet, und so wunderten wir uns auch nicht mehr über seinen Namen Bethlehem. Als er mich sah, bekam sein Gesicht den Essiggurken-Ausdruck. Die rechte Hand zog er aus der
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