0990 - Der Killer-Clown
sein.«
»Eben.«
Die Befürchtungen der Horror-Oma waren nicht einfach von der Hand zu weisen. Während der Fahrt zum Zirkus dachte Jane auch darüber nach, und ihr Ärger legte sich ein wenig.
Der Zirkus stand nicht mitten in der Stadt, sondern mehr im Südwesten, in Richtung Wimbledon. Dort gab es noch genügend Land und freie Flächen, wo er nicht störte. Dennoch war der Einzugsbereich groß genug, um auch viele Besucher anzulocken.
Ein schöner Herbsttag war es nicht. Die bunten, von den Bäumen fallenden Blätter trudelten durch eine graue, trübe und auch feuchte Luft, bevor sie den ebenfalls feuchten Boden erreichten und auf ihm festklebten. An ein schnelles und zügiges Fahren war nicht zu denken.
Das auf der Erde liegende nasse Laub war für die Reifen ebenso gefährlich wie Glatteis, und Jane rollte immer langsam über diese Inseln hinweg.
Ihre Gedanken drehten sich um den Fall. Die Direktorin hatte sie engagiert.
Drei Morde waren passiert, verteilt auf verschiedene Jahreszeiten.
Der Killer war nicht gefunden worden, und die Chefin befürchtete, daß es zu weiteren Taten kommen könnte.
Jane teilte die Befürchtung, und auch ihr Gefühl »sprach« auf eine gewisse Art und Weise mit. Einen Serienkiller zu jagen, war nicht eben leicht. Sie dachte deshalb daran, sich Rückendeckung zu holen. Aus diesem Grunde hatte sie John Sinclair gebeten, die Augen ebenfalls offenzuhalten.
Er war da. Er hatte dort die Nacht verbracht, aber er hatte sich nicht gemeldet.
Wieder stieg in Jane Collins der Ärger darüber hoch. Wütend schlug sie mit der flachen Hand gegen den Lenkradring. Diesmal war niemand dabei, der den Geisterjäger in Schutz nahm. Sie würde ihm schon die richtigen Fragen stellen.
Die Umgebung nahm einen mehr ländlichen Charakter an. Felder breiteten sich aus. Die Flächen sahen kahl, grau und abgeerntet aus. Es war zu sehen, daß die Natur sich in den Winterschlaf zurückzog.
Aus dem Radio hörte Jane die Melodie eines Musicals. Manchmal lagen Nebelfelder auf den Straßen, die Jane mit ihrem Golf durchfuhr. Die Detektivin hatte sich vor Beginn der Fahrt die Strecke auf der Karte genau angeschaut, deshalb wußte sie auch, wie sie zu fahren hatte, und sie brauchte nicht erst anzuhalten, um nachzuschauen.
Kleine Orte mit niedrigen Häusern wechselten sich mit flachem Ackerland ab. Überall sah sie die Hinweisschilder auf Wimbledon, aber so weit wollte sie nicht.
Jane bog vorher auf eine schmalere Straße ab. Bäume säumten den Weg, so daß die Straße schon beinahe einer Allee glich. An manchen Baumstämmen sah sie die gelben Pappzettel, die auf den Zirkus hinwiesen. Die meisten dieser Hinweise waren von Wind und Wetter stark strapaziert worden, so daß der Text kaum noch entziffert werden konnte.
Am Ende der Straße mußte sie an einer Kreuzung anhalten, um den Gegenverkehr vorbeizulassen. Die Autos huschten über den feuchten Asphalt. Manche Blätter wurden vom Fahrtwind hochgewirbelt und tanzten durch die Luft, als gehorchten sie einer Melodie.
Sie fuhr nach rechts. Dort standen ein halbes Dutzend Häuser. Dahinter lag wieder ein freies Feld, auf dem bald gebaut werden sollte; ein großes Schild war bereits aufgestellt worden.
Die Sicht war trotz des trüben Wetters einigermaßen gut. So konnte Jane auf der linken Seite den Umriß eines Zeltes erkennen, das alles überragte.
Sie blinkte und rollte auf einem nicht asphaltierten Weg ihrem Ziel entgegen.
Innerlich war die Detektivin nervös geworden. Auch die Musik störte sie.
Deshalb stellte sie das Radio ab. Sie spürte die Spannung auf der Haut.
Da war das berühmte Kribbeln, das sie durchfuhr. So etwas kündete immer etwas Besonderes an, und damit rechnete sie auch.
Der Weg war durch zahlreiche Spuren gezeichnet. Die Reifen der anfahrenden Wagen hatten sie hinterlassen. Jane kümmerte sich nicht darum.
Ihr Golf schaukelte durch jedes Schlagloch oder hüpfte über Querrillen hinweg.
Sie merkte es kaum, denn ihr Augenmerk galt nicht nur dem Zelt, sondern auch den Dingen, die um das Zentrum des Zirkusses herumstanden. Wohnwagen, Wagen für die Raubtiere, die mehr fahrende Käfige waren, das alles gehörte dazu.
Nicht aber die Stille. Diese ungewöhnliche Leere, denn Jane sah nicht einen einzigen Menschen, der sich durch die Gassen bewegte. Okay, der Zirkus erwachte erst am Abend richtig, aber mit dieser schon totenähnlichen Ruhe hatte sie nicht gerechnet. Das war schon eine Überraschung für sie, und die nächste erlebte sie
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