0990 - Der Killer-Clown
war dort ausgefahren worden, auf dem bequem zwei Menschen Platz fanden.
Nur eine Person lag dort. Das war Julia Sargasso.
Schon beim ersten Anblick wußte ich, was mit ihr los war, und mich durchströmte das Gefühl der Erleichterung. Sie war nicht tot, sondern lag in einem tiefen Schlaf. Wir hörten sie atmen, und die Erleichterung stand uns ins Gesicht geschrieben.
Etwas war auffällig.
Julia Sargasso hatte, bevor sie zu Bett gegangen war, nicht die Kleidung gewechselt. Sie trug weder ein Nachthemd noch einen Schlafanzug, sondern ihre normale Kleidung, die sie auch am Abend angehabt haben mußte.
Dunkle Samtjeans und einen kurzen, beigefarbenen Pullover. Sie lag auf dem Bett wie hingegossen. Das konnte auch an den langen, dunklen Haaren liegen, die ihren Kopf wie das berühmte Vlies umgaben. Die Frau war ungefähr vierzig Jahre alt. Sie hatte ein etwas breites Gesicht mit relativ harten Zügen. Diesen Ausdruck konnte ihr auch die entspannende Weichheit des Schlafs nicht nehmen.
Neben dem Bett stand ein kleiner Tisch, auf dem geschäftliche Unterlagen ihren Platz gefunden hatten. Festgehalten wurden sie durch eine rote Klammer und durch eine Flasche Wasser, die auf den Papieren stand.
Suko schüttelte den Kopf. »Wenn ich mir das alles so betrachte, dann sieht es überhaupt nicht normal aus. Diese Frau ist vom Schlaf regelrecht überfallen worden.«
»Sicher. Wie auch die anderen.«
»Dein Killer-Clown hat dafür gesorgt, John.«
Ich widersprach nicht, fragte mich aber insgeheim, wie so etwas möglich war. Natürlich mit Gas, nur rochen wir nichts. Auf der anderen Seite gab es auch geruchlose Gase, die sehr schnell reagierten und Menschen in den Zustand des Schlafes oder der Bewußtlosigkeit brachten. Bei mir war es nicht der Fall gewesen. Da hatte man noch zu einer alten Methode gegriffen.
Mir kam auch eine andere Möglichkeit in den Sinn. Magie. Damit mußte es dieser Clown geschafft haben, die Menschen hier in tiefen Schlafzustand zu versetzen. Wie das möglich gewesen war, wußte ich auch nicht, aber wir waren darauf gefaßt, immer wieder Überraschungen zu erleben. »Wecken wir sie?« fragte Suko. »Was sonst?«
Er schaute ziemlich skeptisch in das Gesicht der Direktorin. »Ich bin gespannt, ob wir es schaffen.«
»Ich auch.«
Wir zerrten an ihren Armen. Es brachte nichts. Ebensogut hätten wir auch eine Stoffpuppe rütteln können. Sie öffnete nicht die Augen, die Haut war erschlafft. Sie wackelte wie Pudding hin und her. Das war kein normaler Schlaf, diese Frau lag bereits in Trance.
»Sieht nicht gut aus«, sagte Suko, als er sich wieder aufrichtete.
»Jemand hat sie in diesen Zustand versetzt, und nur derjenige wird es wohl nur schaffen, sie wieder daraus hervorzuholen. Oder sehe ich das zu pessimistisch?«
»Nein, wohl nicht«, gab ich zu und knirschte dabei vor Wut mit den Zähnen.
»Versuchen wir es mit Wasser?« Ich winkte ab. »Das hat keinen Sinn.«
Shao ließ nicht locker. »Aber irgendwie müssen wir die Frau doch wachkriegen.«
»Ja«, sagte ich und setzte mich in einen schmalen Sessel. Von hier aus fiel mein Blick gegen die graue Mattscheibe der Glotze, die etwas höher auf einem Regal an der Wand stand. Ich brauchte bei meinen Überlegungen einfach einen Fixpunkt.
Kein normaler Schlaf. Schon eine Art von Trance oder Hypnose. Das stand für mich fest. Möglicherweise spielte Magie eine Rolle. Der Hinweis auf die Templer ließ darauf schließen.
Magie und Kräfte, die mir nicht gefallen konnten. Jemand haßte die Templer; er haßte auch mich. Er wollte mich fertigmachen. Diejenigen, die einen Haß gegen die Templer spürten, zu ihnen gehörten sicherlich auch Abbé Bloch und seine Brüder, stammten zumeist aus dieser Vereinigung. Sie waren nur einen anderen, einen falschen Weg gegangen und dienten dem Dämon Baphomet.
Baphomet bedeutete Magie. Schwarze, dunkle Magie. Gefährliche Beschwörungen.
Eingriffe in den Kreislauf des Lebens. Totenkulte, andere Riten und mehr.
Dagegen stand mein Kreuz! Das war genau der Punkt meiner Überlegungen, auf den ich hinauswollte. Wenn diese Frau in einen magischen Schlaf gefallen war, konnte ich sie möglicherweise durch die Kraft meines Kreuzes wieder aufwecken. In diesem Fall konnte es wirklich helfen, nicht wie in der vergangenen Woche, als wir gegen Außerirdische vorgegangen waren.
Suko sah mir an, daß mir eine Idee gekommen war. »Nimmst du das Kreuz?« fragte er.
Ich lächelte. »Gut geraten.«
»War nicht schwer. Ich hatte
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