0990 - Der Killer-Clown
dich schon darauf hinweisen wollen, sah allerdings, wie tief du in Gedanken versunken warst, deshalb wartete ich sicherheitshalber ab.«
Ich hatte die Kette bereits über den Kopf gestreift und war wieder aufgestanden.
Julia Sargasso lag unbeweglich auf ihrem Bett. Sie hatte eine schräge Haltung eingenommen und das rechte Bein angezogen. Ob sie wirklich entspannt war, wußte keiner von uns. Wir würden es in den nächsten Sekunden erfahren.
Suko war zur Seite getreten. Er wollte mich nicht stören.
Ich beugte mich über die Freu, hielt die Kette so in der Hand, daß mein Kreuz nach unten baumelte.
Wie ein Pendel schwang es über dem Körper der Frau, ohne ihn zu berühren. Das Kreuz sandte auch so eine bestimmte Kraft aus. Wellen der reinen und positiven Magie. Sie waren nicht zu sehen, aber sensible Menschen konnten sie schon spüren.
Mit Julia Sargasso passierte nichts. Ihr Gesicht blieb auf diese bestimmte Art und Weise entspannt, und ich senkte ihr das Kreuz entgegen. Die Aktivierungsformel wollte ich nicht rufen. Durch ihre immense Kraft hätte ich möglicherweise großen Schaden anrichten können. Es war wirklich nur die letzte Chance.
Mein Kreuz pendelte über dem Gesicht. Es zeichnete sogar einen Schatten auf den Oberkörper. Ein Grau, das von einer Seite zur anderen huschte.
Einen Moment später schwang es über ihrem Gesicht. Ich senkte es tiefer, und das untere Ende des Kreuzes streifte die Stirn der Frau. Der erste Kontakt! Wenn auch nur für einen winzigen Moment, der aber mußte reichen. Ich kannte mich mit dem Kreuz aus. Sobald es auf eine negative Kraft traf, mußte es sich »melden«, und das geschah hier ebenfalls.
Nein, nicht das Kreuz oder kaum, denn ich sah ein schwaches Flimmern auf dem Silber, das ebenso eine Täuschung hätte sein können.
Mit Julia Sargasso passierte etwas. Ihre Lippen zuckten. Sie öffnete den Mund und stöhnte auf.
Ich zog das Kreuz sofort zurück. Suko, der das Geräusch ebenfalls vernommen hatte, beugte sich auf seinem Stuhl vor, um besser sehen zu können.
Der erste Erfolg hatte ein Lächeln auf meinen Mund gezaubert. Nach all dem Theater war dies wirklich ein kleiner Fortschritt, und ich wartete gespannt ab.
Noch hielt die Frau ihre Augen geschlossen. Aber es zuckten bereits die Lider, und sie bewegte zudem ihren Kopf von einer Seite zur anderen.
Allmählich erwachte sie aus ihrem tiefen Schlaf. Wir warteten noch ab.
Das Seufzen klang völlig normal. Dann öffnete sie plötzlich die Augen und starrte zumindest mich an.
Ihr Erschrecken über dem Mann an ihrem Bett war zunächst nur in den Augen zu lesen. Zu hören war da nichts.
Die nächsten Sekunden vergingen in einem gespannten Schweigen. Ich wollte Julia Sargasso auch nicht ansprechen und sie verwirren. Sie sollte sich erst einmal wieder in der Normalität zurechtfinden.
Die Frau blieb liegen. Das Gesicht stand unter meiner Kontrolle. Allmählieh veränderte sich der Ausdruck der Augen. Ich sah, wie die Erinnerung zurückkehrte. Sie konnte mit der Person, die neben ihrem Bett saß, etwas anfangen.
»Sinclair?« fragte sie, »John Sinclair…?«
Ich nickte.
Julia schloß die Augen. Eine Geste der Erleichterung, und sie entspannte sich wieder. »Meine Güte«, flüsterte sie, wobei sie die Augen auch weiterhin geschlossen hielt. »Was ist hier nur passiert?«
»Das wollten wir Sie fragen.«
Daß sie wieder voll dabei war, bewiesen ihre nächsten Worte. »Wir, sagen Sie? Ist Jane Collins auch hier?«
»Nein, aber ich habe trotzdem einen Helfer mitgebracht. Meinen Freund und Kollegen Suko.«
Er trat bereits in ihr Blickfeld, wurde von der Liegenden angestarrt, die schließlich auch ihn mit einem knappen Lächeln begrüßte. »Aber was ist mit Jane?«
»Sie wird im Laufe des Vormittags hier erscheinen.«
»Ja, das hoffe ich.« Julia legte beide Hände gegen ihren Kopf. »Himmel, was ist da nur geschehen? Ich bin wohl völlig von der Rolle.«
»Es hat Sie gestern abend erwischt.«
Meine Worte hatten sie geschockt. »Gestern abend, sagten Sie, Mr. Sinclair? Ist das denn schon so lange her?«
»Ja, eine ganze Nacht.«
»Das kann nicht wahr sein. - Ich habe die Nacht über geschlafen?«
»So ist es, Mrs. Sargasso. Und Sie haben nichts gehört, sonst wären Sie ja aufgewacht. Und den anderen erging es ebenso.«
»O Gott, was heißt das schon wieder?«
»Nicht viel«, erklärte ich. »Zumindest, wenn man es etwas locker sieht. Alle anderen schlafen ebenfalls noch. Oder fast alle anderen.« Ich
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