0991 - Die letzte Horde
Garbesch stammten, hatte die VAZIFAR Kegelmaschinen der Orbiter an Bord genommen - umprogrammiert selbstverständlich, wie die OrbiterRoboter an Bord der übrigen Schiffe der GIR-Flotte. Informationscode und Programmiertechnik der Orbiter waren bekannt, ebenso die Sonderprogramme, die die Horde ihren Robotern eingab. Das Husarenstück der vergangenen Nacht war nicht umsonst gewesen.
Der Tara mühte sich wie ein Arzt um den reglosen Kegelroboter. Wenn Larsa nicht gewußt hätte, was er tat wäre es ihr unmöglich gewesen, das Ziel seiner Tätigkeit zu erraten. Der Kegel wurde mehrmals um die Längsachse gedreht, fadenförmige Sonden fuhren ihm hier und dort in den Leib, und schließlich richtete er sich wieder auf. Er schwebte mit dem unteren Rand der Kegelstruktur eine Handbreit über dem Boden. Das Signalband flimmerte und schimmerte wie eh und je. Und aus einer verborgenen Sprechöffnung kamen in einwandfreiem Interkosmo die Worte: „Ich erwarte euren Befehl."
„Es gibt sechs terranische Gefangene an Bord", sagte Larsa. „Führe uns zu ihnen."
*
Das Resultat, das diese Anweisung bewirkte, war schlechthin verblüffend. Der Kegelrobot schwebte ein wenig in die Höhe, und eine halbe Sekunde tat sich in der Mitte der runden Halle der Boden auf. Eine kreisförmige Öffnung von drei Metern Durchmesser entstand. Sie war nur ein paar Zentimeter tief. Der Boden wurde von einer Platte aus derbem Panzerplast gebildet.
„Dieser Schacht führt in die Nähe der Befehlszentrale, wo die Gefangenen aufbewahrt werden", drang es aus der Sprechöffnung des Kegels.
„Du kommst mit uns", erklärte Larsa. „Wie setzt man die Platte in Bewegung?"
„Ich werde es tun", sagte der Kegel.
Larsa und Valba traten auf die Platte, ebenso der Tara, der seinen Schwerkraftgenerator abgeschaltet hatte, um der Nahortung zu entgehen, und sich seiner physischen Extremitäten bediente. Der Kegel dagegen verharrte in schwebendem Zustand. Die Platte begann in die Tiefe zu gleiten.
Larsa ließ den Orbiter-Robot nicht aus den Augen. Der Tara hatte ihn mit einem neuen Programm versehen -einem Programm, das der Hauptrechner der TRANTOR entwickelt hatte. Es konnte eigentlich nichts schiefgehen. Der Rechner hatte die Kontrollelemente des gestern nacht erbeuteten Roboters analysiert und die dabei gewonnenen Erkenntnisse zur Entwicklung des Programms verwendet. Aber Larsa war ihrer Sache nicht sicher. Es hätte leicht sein können, daß das Programm der Horde einen Sicherheitsmechanismus enthielt, der bei der Neuprogrammierung dieser Maschine überschrieben worden war. Daraus konnten sich Komplikationen ergeben.
Die Fahrt endete vor einem drei Meter hohen, rechteckigen Ausgang, der auf einen breiten Korridor hinausführte.
„Wo sind wir jetzt?" fragte Larsa.
„Nach links geht es zum Kommandostand, der dreißig Meter entfernt ist", antwortete die Kegelmaschine.
„Zur Rechten, in der Nähe des Gangendes, befinden sich die Quartiere der Gefangenen."
„Gibt es Seitengänge? Kann uns irgend jemand in die Quere kommen?"
„Es gibt mehrere Seitengänge", bestätigte der Kegel. „Außerdem ist es jederzeit möglich, daß jemand vom Kommandostand her kommt."
Der Tara-VIII gab vorübergehend ein helles Summen von sich, erhob sich zu schwebender Position und fuhr die Beine ein. Der Vorgang war unmißverständlich: Der Robot machte sich kampfbereit.
„Annäherung von rechts", meldete er mit unterdrückter Stimme.
Larsa sah die riesige Gestalt aus dem Halbdunkel im Hintergrund des Korridors materialisieren, ein zweieinhalb Meter hohes Geschöpf mit einem Hundeschädel, einem lächerlich kleinen kugelförmigen Rumpf und zwei unendlich langen, kräftigen Beinen. Einen Atemzug lang glaubte sie, einen der Barbaren von Garbesch selbst vor sich zu haben. Dann belehrten sie die mechanischen Bewegungen des Wesens eines Besseren. Es war ein Roboter.
Das unheimliche Wesen näherte sich mit Riesenschritten.
„Niemand unternimmt etwas", sagte Larsa. „Ich will mit ihm verhandeln."
*
Der Robot blieb vor ihr stehen. Sie konnte nicht erkennen, ob er bewaffnet war; die Waffen der Horden von Garbesch hatten vermutlich ein ganz anderes Aussehen als die, an deren Anblick sie gewöhnt war. Sie erinnerte sich an Abbildungen des Skeletts von Skuurdus-Buruhn, die sie in hundertfacher Vervielfältigung gesehen hatte. Ein Abbild des Skeletts, überzogen mit Metall und Plastik, stand vor ihr. Die riesigen Augen hatten sich in plumpe Linsen verwandelt.
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