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0994 - Unheil über Shortgate

0994 - Unheil über Shortgate

Titel: 0994 - Unheil über Shortgate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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standhielt.
    Ein schlechtes Gewissen hatte sie schon. Sie überlegte, ob sie noch Jane anrufen sollte, ließ es dann aber bleiben, weil sie höchstwahrscheinlich doch nicht im Haus war. Außerdem wollte sie nicht die Pferde scheu machen und Jane in Sorge versetzen.
    Ein Taxi fuhr an. Bevor es stoppte, rollte es noch durch ein mit Wasser gefülltes Loch. Wasser spritzte nach allen Seiten. Lady Sarah wurde nicht getroffen, dafür öffnete der Fahrer die zweite Tür an seiner Seite, um sich zu erkundigen, ob sie schon lange wartete.
    »Es hält sich in Grenzen«, erwiderte die Horror-Oma, bevor sie in den Wagen stieg.
    »Und wohin soll es gehen?«
    »In die Nähe von Shortgate. Dort gibt es ein Altenhotel.« Lady Sarah wollte noch etwas hinzufügen, doch der Blick des Mannes ließ sie verstummen. »Was haben Sie denn?« fragte sie nach einigen Sekunden des Abwartens.
    »Ist ja nicht mein Problem, Lady, aber wollen Sie tatsächlich dorthin fahren?«
    »Ja, hätte ich das sonst gesagt?«
    »Klar, natürlich.« Er startete den Motor und fuhr an. »Ich habe mich nur gewundert.«
    »Weshalb?«
    »Nur so.«
    »Das glaube ich Ihnen nicht.«
    Der Mann verzog den Mund. »Wenn ich ehrlich sein soll, stimmt es auch nicht. Aber es ist nun mal so, daß ich Sie irgendwie mag und mir kaum vorstellen kann, daß Sie sich in diesem Luxusort zum Sterben wohl fühlen werden.«
    Sarah nickte. »Luxusort zum Sterben?«
    »Nennt man dieses Altenhotel so?«
    »Nicht in der offiziellen Werbung, aber unter der Hand hat es diesen Namen bekommen.«
    »Warum?«
    »Der Name sagt eigentlich alles. Es sterben sehr viele Leute dort.«
    »Alte?«
    »Klar.«
    »Das ist doch nicht ungewöhnlich.«
    »Nein, das nicht. Aber es hat sich nun mal herumgesprochen in Shortgate.« Er nahm eine Hand vom Lenkrad und beschrieb damit einen Halbkreis. »In der Richtung liegt es, versteckt hinter einem Wald.«
    »In der Einsamkeit also.«
    »Ja, Madam. So leicht kommen Sie da als alter Mensch nicht weg. Das wollte ich Ihnen nur sagen, bevor Sie sich entschließen, dort ihre letzten Jahre zu verbringen.«
    »Will ich das denn?«
    »Nicht?«
    »Nein, junger Mann. Ich habe nämlich nur vor, jemanden zu besuchen. Das ist alles.«
    »Ach so. Wenn das so ist, vergessen Sie mal, was ich Ihnen gesagt habe. Machen Sie sich selbst ein Bild davon.«
    »Das werde ich auch.«
    Sarah Goldwyn blieb in den folgenden Minuten ruhig. Es interessierte sie mehr, aus dem Fenster zu schauen, und sie stellte fest, daß sie nicht durch die Stadt gefahren waren. Sie hatten sie am Rande passiert und hinter sich gelassen. Die Lichter zeichneten sich noch schwach im Außenspiegel ab.
    Die Dunkelheit war beherrschend. Es war erst früher Abend, aber das schwere Novemberwetter drückte schon mit seinen tief liegenden und schweren Regenwolken, unter denen sich die Straße wie ein dunkles Band abzeichnete. Es schimmerte schnee- oder regenfeucht. Geschneit hatte es bereits in etwas höher liegenden Gebieten.
    Lady Sarah mußte zugeben, daß sie in der kurzen Zeit schon Interessantes erfahren hatte. Albert hatte ihr davon nichts berichtet. Natürlich war sie mißtrauisch geworden, sonst wäre sie nicht hier.
    Daß dieses Altenhotel allerdings von einem derartig schlechten Ruf umweht war, das überraschte sie schon.
    Es wurde als ein Luxusort zum Sterben bezeichnet. Sarah fragte sich, ob man die alten Menschen dort in Ruhe sterben lassen würde oder ob man nachhalf.
    Das war aus Alberts Nachricht nicht direkt hervorgegangen, konnte aber nicht ausgeschlossen werden, und aus diesem Grund befand sich Sarah auch auf dem Weg.
    Der Fahrer war ein kräftiger Mann um die Fünfzig. Er trug eine flache Mütze auf dem Kopf. Sie war mit einem Schirm versehen, der an einen dunklen Halbmond erinnerte. »Sie sind so still geworden, Madam.«
    »Ich denke nach.«
    »Haben meine Worte Sie erschreckt?«
    »Auch.«
    »Ach.« Er schüttelte den Kopf. »Das sollten Sie nicht so tragisch nehmen, Madam.«
    Sarah hob die Schultern. Sie lauschte dem Abrollgeräusch der Winterreifen und meinte dann: »An jedem Gerücht klebt ein wenig Wahrheit.«
    »Stimmt«, gab er zu.
    »Und die Gerüchte besagen also, daß es in diesem Altenhotel nicht mit rechten Dingen zugeht oder?«
    Er lachte auf. »Das weiß ich nicht. Ich bin nie im Haus gewesen. Wissen Sie, Madam, dieses Haus macht vielen Leuten Angst. Auch Angst vor dem Alter. Und da spinnen Sie sich eben etwas zusammen. Ob es stimmt, das weiß niemand.«
    »Das heißt, es fehlen die

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