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0994 - Unheil über Shortgate

0994 - Unheil über Shortgate

Titel: 0994 - Unheil über Shortgate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nichts gesehen, weil sie um ihn herumgefahren waren.
    »So, dann halte ich mal vor der Tür an. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun, Madam?«
    »Ja«, sagte Lady Sarah, denn in den letzten Sekunden war ihr eine Idee gekommen.
    »Was denn?«
    »Ich möchte, daß Sie hier auf mich warten.«
    Er lachte etwas kratzig. »Warten? Hier? Ich auf Sie?«
    »Ja. Ich weiß nicht, wie lange, aber ich möchte eine Sicherheit haben. Ich lasse auch meinen Koffer hier im Wagen zurück. Warten Sie.« Lady Sarah holte einen größeren Geldschein hervor und drückte ihn dem Mann in die Hand.
    »Hundert Pfund?«
    »Sie haben sich nicht vertan.«
    »Dafür warte ich natürlich.«
    Die Horror-Oma lächelte. »Ich danke Ihnen schon jetzt für Ihre Aufklärung.«
    »Ach, das war doch nichts«, erklärte er verlegen.
    »Doch, Mister, doch.« Lady Sarah öffnete die Wagentür und stieg langsam aus.
    ***
    Hier oben, auf dem flachen Hügel, war es kälter als in der Stadt, das merkte sie sofort. Der Wind schnitt in ihr Gesicht, als wollte er die Haut mit Rasierklingen kitzeln. Lady Sarah ging einige Schritte nach vorn. Der Wagen blieb hinter ihr stehen. Im Dunkeln saß der Fahrer. Er schaute ihr nach, wie sie mit kleinen und bedächtigen Schritten auf das Ziel zuging. Sarah wollte einen ersten Eindruck von diesem Altenhotel bekommen und mußte zugeben, daß sie in der Dunkelheit nicht viel erkennen konnte. Über dem Eingang verdichtete sich das Licht und breitete sogar eine Aura aus.
    Aber weiter oben, an der Fassade, waren nur wenige Fenster erleuchtet. Um diese Zeit lagen die meisten Bewohner schon in den Betten und schauten in die Glotze.
    Zur Tür führte eine Treppe hoch. An der linken Seite begleitete ein Geländer die Stufen, während rechts der Treppe eine Rampe für Rollstühle gebaut worden war.
    Die Horror-Oma versuchte etwas von dem Eindruck aufzunehmen, den das Haus abgab. Sie schaffte es nicht. Es war nichts Böses, das ihr entgegenstrahlte. Dabei war sie für diese und ähnlich gelagerte Dinge schon empfänglich, denn das hatte sie in den letzten Jahren gelernt.
    Die Treppenstufen konnte Sarah normal hochsteigen.
    Anscheinend hatte man in dem Altenhotel nichts zu verbergen. Zwar war die Tür verschlossen, aber durch einen breiten Glaseinsatz konnte Lady Sarah in die Halle schauen. Sie geriet ebenfalls in den Lichtschein hinein, und ihr Körper warf einen scharf gezeichneten Schatten auf die Stufen, der sich bewegte, wenn sie ging.
    Vor der Tür blieb sie stehen und schaute in die Halle oder das Foyer, wenn man das Heim als Hotel ansah. Zu entdecken gab es nicht viel. Die Halle war mit Teppichen belegt und leer.
    Allerdings fiel ihr eine Portiersloge auf, die von einem Mann besetzt war, der den Kopf gesenkt hielt, weil er irgend etwas las.
    Die Tür ließ sich nicht aufdrücken.
    Sie war ins Schloß gefallen, und Sarah sah sich genötigt, den hellen Knopf rechts von ihr zu drücken, der sich im Mauerwerk abzeichnete.
    Das Klingeln hörte sie nicht. Dafür der Leser, denn sein Kopf ruckte in die Höhe. Er starrte direkt gegen die Tür. Im hellen Licht malte sich die Gestalt der Besucherin ab. Der Mann erhob sich, aber er kam nicht auf die Tür zu, sondern blieb in der Loge.
    Sarah hörte das Summen. Danach konnte sie die Tür aufstoßen, die langsam auf schwang.
    Das unbehagliche Gefühl blieb bei Lady Sarah bestehen, obwohl sie nach dem nächsten Schritt bereits eine behagliche Wärme umgab, die Sarah aber unbeeindruckt ließ. Überhaupt hatte sie sich vorgenommen, sich nicht beeindrucken zu lassen. Trotzdem schrak sie zusammen, als die Tür hinter ihr zufiel.
    Im Haus war es ruhig. Zu ruhig. Ein Totenhaus, dachte sie und ging langsam weiter. Auch ihre eigenen Schritte hörte sie kaum, weil der Teppich zu dick war. Sie versuchte, so viel wie möglich von der Umgebung aufzunehmen, die nach ihrem Geschmack wie eine plüschige Operetten-Kulisse wirkte, obwohl Sarah selbst ja auch nicht in modernen Möbeln lebte, aber hier war es anders. Ihre Möbel waren nicht muffig. Hier hatte man noch den längst verblichenen Glanz der victorianischen Zeit erhalten wollen und hatte es als Hotel umschrieben.
    Sie sah offene Türen, die in andere Räume führten, wo auch Licht brannte.
    Bewohner sah sie so gut wie nicht. Nur einmal schlich eine alte Frau durch den Ausschnitt der offenen Tür an der rechten Seite. Sie ging gebückt und stützte sich auf einem Stock ab. So wie sie daherschlurfte, erinnerte sie Lady Sarah an einen alten Vogel, der

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