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0996 - Die Grabkriecherin

0996 - Die Grabkriecherin

Titel: 0996 - Die Grabkriecherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ausreichte.
    Täterin und Opfer befanden sich ungefähr mit den Köpfen in gleicher Höhe. Nicht nur wegen der Dunkelheit war es schwer für Suko, das Gesicht zu erkennen, es lag auch an dem langen schwarzen oder braunen Haar, das bei jeder Bewegung wippte und wie ein Schleier vor dem Gesicht tanzte.
    Sie ließ sich nicht aufhalten. Ihre Hände schabten über den Boden. Suko hörte diese leisen Geräusche und kriegte eine Gänsehaut. Er spürte den Druck im Magen, der bis in seine Kehle hoch ausstrahlte.
    Das Herz arbeitete schwer.
    Es klopfte hart, und jeder Schlag wurde von dem Gefangenen doppelt so stark wahrgenommen. Die Echos spürte er in seinem Kopf als Schmerzwellen.
    Sie kroch weiter.
    Sie bewegte sich dabei beinahe wie eine Schlange. Nichts Steifes war in ihren Bewegungen zu erkennen. Diese Person kam wunderbar mit sich selbst zurecht. Sie glitt über den Boden wie ein lebender Schatten, und die Entfernung zwischen ihr und Suko schmolz von Sekunde zu Sekunde.
    Den schwachen Schein der abgedeckten Lampe hatte sie längst verlassen. Trotz der Dunkelheit war es möglich, ihr Gesicht zu sehen und auch ihre Kleidung.
    Vampire spüren weder Hitze noch Kälte. Das bewies diese Person dem zuschauenden Suko, denn sie trug nur ein schlichtes, arg kurzes Kleid. Eng lag es um ihren Körper, hatte zudem noch einen tiefen Ausschnitt. Gehalten wurde es von zwei schmalen Trägern.
    Das war nebensächlich, aber der Gefangene registrierte es trotzdem. Er war hellwach. Er war auf der Hut. Selten waren seine Sinne dermaßen gespannt gewesen wie in diesen Augenblicken.
    Aber der Tod kam stetig näher.
    Nichts hielt ihn auf.
    Schon jetzt leckte sich die Untote die Lippen. Suko sah die Zunge wie einen Schatten um den Mund herum tanzen. Bei jeder Vorwärtsbewegung hob sie zuerst den rechten Arm, setzte ihn auf den Boden, um danach den linken folgen zu lassen.
    Dabei erhaschte Suko einen Blick auf ihre Fingernägel. Sie waren lang, und wenn ihn nicht alles täuschte, waren die Fingerkuppen schmutzig oder vom Blut gefärbt.
    Er hörte die Grabkriecherin ständig.
    Geräusche, die aus Fauchen und Zischen bestanden, drangen Suko entgegen. Aus seiner Sichtperspektive kam sie ihm sehr groß vor, wie ein herankriechendes Monster. Er hatte allmählich den Eindruck, daß dieses verdammte Grab, in dem er steckte, vereisen würde. Alles an und in ihm war kalt, obwohl auf seiner Stirn schon längst der Schweiß lag.
    Dann roch er sie.
    Das mußte einfach ihr Geruch sein, der in Sukos Nase stieg. Dieser alte Gestank, eine Mischung aus Erde, Grab und Moder, vielleicht auch unterlegt mit stockigem Blut.
    Kein Tier huschte über den Boden. Nicht mal eine kleine Maus kroch durch die raschelnden Laubreste, die von den Händen der Kriechenden aufgewühlt wurden.
    Sukos Blick suchte ihre Augen.
    Sie waren da. Sie waren starr. Und sie lagen wie dunkle, unbewegliche Pfützen in den Höhlen.
    Er konnte weder Gier noch Freude auf das bevorstehende Blut darin lesen, sie waren und blieben einfach starr, obwohl sich das Gesicht dieser Person verzerrt hatte. Sein Ausdruck war schief. Der Mund wirkte wie eingerissen.
    Dann hatte sie Suko erreicht. Wenn er den Blick senkte, sah er dicht vor sich die beiden Hände mit den leicht gekrümmten Fingern. Sie gruben sich in den Boden, jedenfalls kurz.
    Langsam richtete sich die Untote dann auf. Sie streckte ihren Körper und hatte bewußt oder unbewußt - eine verführerische Haltung eingenommen, als wollte sie ihr Opfer provozieren.
    Suko schwieg.
    Er konzentrierte sich auf die Hände mit den langen Nägeln und fragte sich immer wieder, wohin sie greifen würde. Vielleicht in seine Haare, um den Kopf zur Seite zu zerren. Oder würde sie ihn schlagen? Es gab noch eine dritte Möglichkeit.
    Zupacken und beißen!
    Suko rechnete eher damit, aber das tat sie auch nicht.
    Es war nur ein kurzes Stück, das beide trennte. Sie streckte die Arme vor, dann spürte Suko plötzlich die Innenflächen der Hände an seinen Wangen. Sie waren kalt - Totenhände, und er bekam genau mit, wie die Bestie die Krallen ausfuhr und über seine Haut zog. Es war einfach anders. Es war der zärtliche Todesbeweis, und er hörte sie sogar seufzen.
    Die Krallen erreichten seinen Hals, von dem nur sehr wenig aus dem Erdreich hervorschaute, aber das reichte der Blutsaugerin aus, um einen Biß anzusetzen.
    Sie beugte ihren Kopf noch weiter vor, und Suko sah das Gesicht jetzt direkt vor sich.
    Kein schönes, aber ein interessantes Gesicht. Scharf

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