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0998 - Die Welt der verlorenen Kinder

0998 - Die Welt der verlorenen Kinder

Titel: 0998 - Die Welt der verlorenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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irgendwo einen Punkt haben, an dem man starten kann.«
    »Den habe ich.«
    »Wo ist der denn?«
    Ich deutete über meine Schulter zurück. »Abgesehen von diesem Teich werde ich versuchen, mit dem Pastor Kontakt aufzunehmen. Allerdings auf eine etwas andere Art und Weise. Ich werde mich um seine Tochter Grace kümmern. Ich sagte Ihnen ja schon, daß ich sie kenne. Sie hat auf mich nicht den Eindruck gemacht, als wollte sie sich unter der Last des Schicksals drücken. Das glaube ich nicht.«
    »Vorsicht«, warnte mich McCormick. »Denn ich weiß nicht, ob Grace eingeweiht worden ist. Schließlich war sie lange nicht hier. Da ist vieles anders geworden.«
    »Sie kann ich aber mit ihrem Vater zusammenbringen.«
    »Das schon.«
    »Gibt es da noch eine Mutter?«
    »Nein.« McCormick schüttelte den Kopf. »Donatus Felder ist verwitwet. Seine Frau starb ziemlich früh an einer tückischen Krankheit. Er hat nicht wieder geheiratet und war praktisch wie ein katholischer Kollege mit seinem Beruf liiert.«
    »Jeder Mensch braucht eine Vertrauensperson«, sagte ich. »Dann kann ich nur hoffen, daß er sie in seiner Tochter gefunden hat und sie einweihen wird.«
    »Versuchen Sie es.«
    »Sie kommen nicht mit?«
    McCormick schüttelte den Kopf. »Nein, ich möchte an einem anderen Ort sein. Ich werde im Dorf die Augen offenhalten, denn ich weiß, daß sich die Lage zuspitzt.« Er trat nahe an mich heran. »Es bleibt uns nicht mehr viel Zeit, John. Es geht jetzt wirklich um Minuten. Wenn wir nicht schnell sind, dann haben nicht nur wir verloren, sondern auch die Kinder hier aus Paxton.«
    Das stimmte. Ich unternahm noch einen letzten Versuch. »Es hilft auch nicht, wenn ich versuche, mit den Eltern Kontakt aufzunehmen.«
    »Nein. Sie sind fremd, John. Selbst ich als Einheimischer habe da meine Schwierigkeiten. Man wird Ihnen nichts sagen. Man wird Sie auslachen. Man wird Sie abweisen, man wird Ihnen feindlich und sogar haßerfüllt begegnen, wenn Sie nach den Kindern fragen. Das ist das Problem anderer, die es als gottergeben angenommen haben und als Menschen nicht dagegen ankämpfen können.«
    Ich hob die Schultern. »Wenn Sie das so sagen, Brett, muß ich Ihnen glauben.«
    »Anders wäre es mir lieber, John.«
    »Mir auch, ehrlich gesagt…«
    ***
    Es war nicht völlig dunkel in dem kleinen Zimmer, weil sich der Tag noch nicht verabschiedet hatte. Durch die beiden kleinen Fenster sickerte letztes Tageslicht.
    Das schwache Licht strich über die schlichten Möbel und auch über den Hubschrauber, der neben der Lampe an der Decke hing.
    Das Fluggerät war aus zahlreichen Bausteinen zusammengesteckt worden.
    Es war sogar mit einem kleinen Elektromotor ausgestattet, der die Rotoren antrieb.
    Jetzt aber standen sie still. Ebenso still wie der gesamte Hubschrauber, der allerdings von David Goldman beobachtet werden konnte, und der zugleich sein Lieblingsspielzeug war.
    David lag im Bett. Er konnte nicht schlafen. Seine Eltern hätten es gern gesehen, wenn er eingeschlafen wäre, um zu vergessen, aber das war ihm nicht möglich, obwohl er sich so schwach und schon elend fühlte. Er mußte die Augen offenhalten. Wie jemand, der auf das wartete, was er keinesfalls versäumen wollte.
    David lag still. Unter dem Kopf türmten sich drei Kissen, damit er etwas höher lag. So konnte er sich im Zimmer auch besser umschauen, nach links zur Tür und nach rechts zu den Fenstern hin.
    Er sah den Schrank, den kleinen Schreibtisch, den Teppich, das Holz des Fußbodens, das Regal mit dem anderen Spielzeug, und der zehnjährige Junge mit den rötlichen Haaren dachte daran, daß sein Vater alles selbst gebastelt hatte. Jedes Möbelstück war unter seinen geschickten Händen entstanden.
    Gespielt hatte David immer gern. Er dachte auch stets daran zurück, wie er es geschafft hatte, den Hubschrauber zusammenzubauen. Die Zeiten waren vorbei. Seit mehr als zwei Wochen lag er jetzt im Bett. Er ging auch nicht mehr zur Schule, und er wußte, daß es die anderen Kinder in Paxton ebenfalls erwischt hatte.
    Sie alle waren krank geworden.
    Seltsam krank…
    Der Doktor war gekommen. Er hatte ihn untersucht, aber nichts feststellen können. Achselzuckend war er wieder gegangen. Auch nach zwei weiteren Besuchen hatte sich nichts verändert. Dieser Arzt war wirklich ratlos gewesen.
    Wie auch Davids Eltern.
    Das heißt, nicht ganz, denn David hatte zufällig Fetzen eines Gesprächs zwischen seinen Eltern und dem Arzt aufgeschnappt, als die Zimmertür nicht ganz

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