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0998 - Die Welt der verlorenen Kinder

0998 - Die Welt der verlorenen Kinder

Titel: 0998 - Die Welt der verlorenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dabei ermorden. Und ihre hellen Dunstgestalten zitterten stärker, als wäre an ihnen gezerrt und gezupft worden, um sich dann sehr schnell aufzulösen. Weg waren sie.
    Und auch mein Silberkreuz nahm wieder seine normale Farbe an. Ich wußte, daß es vorbei war, und so zog ich das Kreuz wieder zurück und hängte es um.
    Dann stand ich auf.
    Links von mir hielt sich McCormick auf. Er schaute mich an und pustete dabei die Luft aus. »Jetzt wissen Sie Bescheid, nicht wahr?«
    »Das wußte ich schon zuvor. Ich habe nur noch einmal die Bestätigung bekommen und wieder das Lied gehört, wenn auch in einem anderen Tonfall.«
    »Ja, Weihnachten«, flüsterte McCormick und nickte.
    Ich runzelte die Stirn. »Sie sagen das so komisch.«
    Er hob die Schultern. »Nicht ohne Grund«, erwiderte er und warf einen Blick über den Teich. »Denn damals sind die Kinder an Weihnachten in den Tod geführt worden. Da wir bald Weihnachten haben, gehe ich davon aus, daß es sich in diesem Jahr wiederholen wird. Verstehen Sie? Zu Weihnachten werden die Kinder aus Paxton von den Geistern ihrer Ahnen geholt.«
    »Es ist möglich.«
    »Nicht nur möglich, John, es stimmt. Sie werden sich die Kinder ansehen müssen. Sie kommen gar nicht darum herum, und dann werden Sie feststellen, wie schwach sie sind.«
    »Schwach?«
    McCormick nickte. »Ja, so wie ich es gesagt habe. Schwach. Und zwar körperlich schwach. Sie bleiben in den Häusern und Wohnungen, denn sie haben nicht die Kraft, nach draußen zu gehen und dort zu spielen. Das ist vorbei, die hat man ihnen genommen, so schlimm es sich auch anhören mag.«
    »Was sagen die Eltern?« fragte ich.
    Brett McCormick schaute mich zuerst nur an. Dann fing er an zu lachen.
    Es hörte sich an, als wollte er weinen. »Die Eltern, John? Auf die können Sie sich nicht verlassen, sagen wir mal.«
    Ich hatte begriffen, erkundigte mich trotzdem noch. »Heißt es, daß sie nicht dagegen ankämpfen?«
    »Wenn Sie so wollen…«
    Ich schüttelte den Kopf, auch etwas irritiert über die knappe Antwort.
    »Himmel, Brett, es sind Eltern, Väter und Mütter. Sie sind für sie verantwortlich. Es ist ihr eigen Fleisch und Blut. Man kann sie doch nicht einfach aufgeben oder kampflos überlassen. Das tut keine Mutter, auch kein Vater. Nur in den seltensten Fällen. Ausnahmen. Einzelschicksale, aber das hier scheint mir bei denen nicht so zu sein.«
    »Da haben Sie leider recht.«
    »Und warum war das hier anders?«
    McCormick drehte sich und schaute in die Richtung, wo der Ort lag.
    »Wissen Sie, John, Paxton ist eine Welt für sich. Hier ist die Zeit stehengeblieben. Hier gibt es Dinge, die schon vor Hunderten von Jahren Bestand gehabt haben. Sie müssen Paxton mit anderen Augen sehen. Die Bewohner wissen natürlich Bescheid, aber sie lehnen sich gegen gewisse Dinge nicht auf. Die empfinden sie kurzerhand als Kismet, als Schicksal, wie auch immer. Ich war lange genug in Paxton tätig und lebe auch noch hier, um genau Bescheid zu wissen. Man hat mich akzeptiert, auch respektiert, aber ein Einheimischer bin ich nie geworden, denn ich stamme nicht von hier, sondern aus einem Ort, der gut zehn Meilen von Paxton entfernt liegt und Verbindung mit der Außenwelt hat. Vielleicht hätten sich die Menschen auch anders entwickelt, gäbe es nicht dieses schreckliche Dilemma, diesen verdammten Fluch, der seit vielen Jahren über dem Ort liegt. Ob es die Leute nun wahr haben wollen oder nicht, aber unbewußt leiden sie schon darunter. Daran gibt es nichts zu rütteln. Nur will es niemand zugeben. Jeder leidet für sich allein. Auch mit dem Nachbarn oder mit dem Freund spricht man nicht über gewisse Dinge.«
    »So ist das also«, sagte ich leise. »Aber es werden doch nicht alle die Augen verschließen.«
    Der ehemalige Konstabler hob nur die Schultern.
    »Was ist mit Reverend Felder?«
    »Er gehört zu den Eingeweihten. Davon gehe ich aus.«
    »Aha«, sagte ich.
    »Moment.« McCormick hob den Arm. »Machen Sie sich nur nicht zu viele Hoffnungen. Felder ist zwar ein Wissender, aber er gehört auch zu den Menschen, die schweigen, und er wird bestimmt seine Gründe dafür haben.«
    »Angst?«
    »Kann sein. Muß aber nicht, denn Felder wird sicherlich wissen, was er den Leuten zumuten kann.«
    »Aber so wird es keine Lösung geben.«
    »Das habe ich auch gesagt, John, und mich deshalb an sie gewandt. Sie sind derjenige, der die Sache hier aufklären kann, meine ich. Man muß nur die entsprechende Geduld aufbringen, und man muß

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