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0999 - Der Mitternachtsfluch

0999 - Der Mitternachtsfluch

Titel: 0999 - Der Mitternachtsfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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angeschlagen, und nun wußte McCormick, woher die Wunden stammten.
    »Bitte«, sagte er nur. »Du mußt dich zusammenreißen, Helen. Es klingt fade, aber nur so können wir etwas tun. Wir dürfen nicht die Nerven verlieren, hörst du?«
    Helen gab keine Antwort. Sie nickte nicht einmal. Brett hoffte nur, daß sie ihn verstanden hatte. Im Moment jedenfalls war sie apathisch. »Soll ich dir einen Whisky holen?« fragte er, »der hilft manchmal.«
    Helen schüttelte den Kopf. Sie war mit ihren Gedanken ganz woanders und sprach sie auch aus. »Ich habe David gesehen. Ich habe ihn gesehen. Er ist aus dem Haus gekommen.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Er konnte sogar laufen«, sprach sie weiter. »Niemand brauchte ihm zu helfen. Er ging langsam, aber er ging.« Sie nickte, als wollte sie ihre eigenen Worte bestätigen. Brett wußte, daß sie weitersprechen wollte, deshalb sagte er nichts. »Er hat mich nicht mal angeschaut, Brett. Er lief einfach weiter. Hinein in die Kälte. Er spürte sie auch nicht. Für ihn war sie nicht vorhanden, und er sah aus wie jemand, der ein Ziel hat. Er setzte einen Fuß vor den anderen, und er lächelte dabei. Ich habe es deutlich gesehen. Er lächelte wie jemand, der sich auf etwas freut. Das war schon toll. Ich habe…«, sie hob die Schultern. »Ich weiß aber nicht, ob ich mich darüber freuen soll, Brett. Ich weiß es einfach nicht.«
    Auch McCormick wußte nicht, wie er die Frau trösten sollte. Jedes Wort kam ihm wie eine Phrase vor, aber er sprach den Satz trotzdem aus.
    »Du wirst es erleben, Helen, es wird ihm wieder gutgehen. Es kommt alles in Ordnung.«
    Helen wartete mit der Antwort. Dann sagte sie etwas, das den Mann erschreckte. »Er ist nicht mehr mein Sohn, Brett. Nein, er ist nicht mehr mein Sohn…«
    »Was? Wie kannst du das nur sagen?«
    »Es ist aber so«, flüsterte sie. »Er ist nicht mehr mein Sohn. Ich habe ihn verloren. So wie er sich verhalten hat und so wie er aussah, kann er nicht mehr mein Sohn sein. Ich habe es gespürt. Nicht nur, weil er mich nicht angeschaut hat, das hätte auch normal passieren können, nein, er sah aus wie jemand, der anderen Befehlen gehorcht. Er wirkte auf mich wie ein Schlafwandler und ein Selbstmörder zugleich. Kannst du dir das vorstellen, Brett?«
    »Das darfst du nicht sagen, Helen.«
    »Was denn?«
    »Dieser Begriff Selbstmörder.«
    »Warum nicht?«
    »Nein, er bringt sich nicht um, er…« Brett verstummte, weil Helen den Kopf gedreht und ihn einfach nur angeschaut hatte, denn sie wußte es besser, er letztendlich auch.
    »Hast du gesehen, wo er hingegangen ist?« erkundigte sich der Mann.
    »Nein, Brett. Er ging einfach nur weg. Ein heller Schatten, der von der Dunkelheit verschluckt wurde.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Und ich weiß nicht, was ich tun soll. Mein Mann Jerry ist nicht da, er arbeitete bei Nachbarn, er wollte dort etwas richten. Er wird von alldem nichts wissen.«
    »Soll ich ihn holen?«
    »Nein, Brett, nein. Jerry hat sich nie besonders für die familiären Dinge interessiert. Das muß ich allein durchstehen. Es hat ja so kommen müssen. Die Kinder sind nicht grundlos schwach geworden. Da steckt ein Plan dahinter, und du weißt das, Brett.«
    »Ja, das ist mir bekannt.«
    »Kannst du denn etwas tun?«
    Er hob die Schultern. »Ich habe einen Bekannten kommen lassen. Wir sind dabei, verstehst du? Und du darfst mir auch nicht böse sein, wenn ich dich jetzt allein lasse. Ich muß noch einiges besorgen und in die Wege leiten.«
    »Hat das etwas mit David zu tun?«
    »Auch.«
    »Dann darf ich hoffen?«
    Brett lächelte sie an. »Das kannst du.«
    »Gut, ich vertraue dir.« Sie schaute auf ihre blutigen Hände, dann auf die des Mannes. »Wir haben beide gekämpft, Brett. Wir haben es mit einem Spielzeug zu tun gehabt, das uns umbringen sollte. Mit einem von David gebastelten Hubschrauber, der plötzlich zu einem schrecklichen Leben erwachte…«
    »Denk nicht darüber nach, Helen - bitte!«
    »Aber was war das?«
    »Es ist vorbei.«
    Sie blieb bei dem Thema. »David? Hat es David getan, Brett? Ist er dafür verantwortlich?«
    »Ich weiß es nicht genau. Es ist mir alles noch so unbekannt, aber ich hoffe, daß ich es herausfinde. Ist das okay?«
    »Ja, vielleicht.«
    Brett McCormick nickte der Frau zu. »Ich lasse dich nicht gern allein, Helen, aber ich muß jetzt gehen. Versprich mir, daß du hier in deinem Haus bleiben wirst. Draußen ist eine andere Welt. Dort ist es zu gefährlich. Ich glaube auch nicht, daß es noch einmal

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