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0999 - Der Mitternachtsfluch

0999 - Der Mitternachtsfluch

Titel: 0999 - Der Mitternachtsfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gegen die Macht der Toten nicht an. Die Toten wollen Rache nehmen, und niemand kann sie daran hindern. Erst recht keine Menschen. Wenn sie es versuchen, haben sie schon verloren.« Er hob mit einer müden Bewegung seinen rechten Arm. »Ich werde jetzt gehen, denn ich brauche noch eine gewisse Zeit.«
    Er wartete unsere Antwort nicht ab, sondern drehte sich um und öffnete die Tür seines Arbeitszimmers.
    »Vater!« schrie Grace hinter ihm her.
    Der Reverend blieb stehen und drehte sich um. »Leb wohl, Tochter«, sagte er mit düster klingender Stimme. »Leb wohl, denn dieser Heilige Abend wird anders werden.«
    Grace wollte ihm hinterherlaufen; ich war schneller und versperrte ihr den Weg zur Tür. »Nicht, Grace, nicht! Es bringt nichts, wenn wir Ihren Vater festhalten. Das Geschehen muß weiterlaufen. Erst wenn das Ziel fast erreicht ist, können wir etwas tun.«
    »Und wenn es dann zu spät ist?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Soweit werden wir es nicht kommen lassen, Grace.«
    »Aber wir müssen doch etwas tun!« schrie sie und stand zitternd vor mir.
    »Das werden wir auch.«
    »Verdammt noch mal, Sinclair! Ihre Ruhe macht mich wahnsinnig. Was sollen wir denn tun?«
    »Beobachten.«
    »Wie schön. Das hört sich beinahe so an, als hätten Sie keine Angst, John!«
    »Nein, das auf keinen Fall. Angst kenne ich nicht, wenn es um die Aufklärung eines Falls geht. Wir müssen Ihren Vater laufenlassen, Grace. Würden wir versuchen, ihn hier festzuhalten, würde sich an den Vorgängen trotzdem nichts ändern. Im Gegenteil, die Gefahr für die Kinder hier aus dem Ort würde wachsen. So aber sind sie in ein gewisses Regelwerk eingebunden, das eingehalten werden muß. Sollten diese Regeln gestört oder durchbrochen werden, wäre es möglich, daß unsere Feinde durchdrehen, und so etwas käme den Kindern hier bestimmt nicht zugute. Noch einmal, Grace: Wir dürfen nichts durcheinanderbringen.«
    »Dann wollen Sie die andere Seite in Sicherheit wiegen?«
    »So ähnlich.«
    »Aber das geht nicht.«
    »Doch, es wird gehen, Grace. Wir ziehen uns taktisch zurück, wir bleiben die Beobachter.«
    »Ich weiß nicht«, sagte sie, ging zur Seite und umrundete den Schreibtisch. Sie war nervös und mußte irgend etwas tun. »Ich weiß nicht, ob das der richtige Weg zum Ziel ist. Mein Gott, ich komme mir vor, als hätte man mich in eiskaltes Wasser geworfen, damit ich schwimmen lerne. Ich bin völlig überfragt, ich kann überhaupt keine Logik in all diesen Vorgängen erkennen, obwohl ich die Erklärungen gehört habe. Aber ich schaffe es nicht, sie nachzuvollziehen.«
    »Das ist meistens sehr schwer. Man muß schon häufiger mit diesen Dingen zu tun haben.«
    »Wie Sie, was?«
    »Es ist mein Job.«
    Sie schwieg und kaute auf ihrer Unterlippe. »Haben Sie denn eine Ahnung, John, woher mein Vater die Kinder holen wird? Geht er in die Wohnungen, in die Häuser?«
    »Nein, das glaube ich nicht.«
    »Was tut er dann?«
    »Sie werden freiwillig zu ihm kommen. Er wird sie sammeln und dann mit ihnen losgehen.«
    »Und wo geschieht das?«
    »An einem zentralen Ort, denke ich.«
    Grace Felder überlegte nicht lange. »Da kenne ich eigentlich nur einen. Oder zwei.« Sie zählte auf. »Da ist einmal die Kirche, obwohl sie außerhalb von Paxton steht, und zum anderen ist es der Marktplatz mit dem großen Weihnachtsbaum drauf.«
    »Sehr gut.«
    »Ach«, staunte sie. »Meinen Sie, daß wir meinen Vater und die Kinder dort treffen?«
    »Es ist damit zu rechnen. Sicherheitshalber werden wir uns beide Orte ansehen. Kommen Sie, Grace…«
    ***
    Die Luft hatte sich verändert. Es war kälter und diesiger geworden. Ein kalter Dunst oder Nebel schien Paxton einzuhüllen. Die kahlen Bäume sahen aus, als würden sie allmählich erfrieren unter der Eisschicht, die sich auf Aste, Zweige und Stämme gelegt hatte. Der Himmel bildete eine dunkle Decke, die so dicht war, daß sie nicht einen Funken des Sternenlichts durchließ, geschweige denn den Schein des Mondes. So lag Paxton in der tiefen Dunkelheit begraben, und es war noch nicht mal Mitternacht.
    Zum Glück nicht. So hatten wir Zeit, alles genau zu verfolgen. Den kurzen Weg bis zur Kirche waren wir zu Fuß gegangen. Grace fror trotz der dicken Jacke. Ich sah, wie sehr sie zitterte. Das aber mochte auch mit ihrem inneren Zustand zu tun haben, unter dem sie litt, denn für sie mußte eine Welt zusammengebrochen sein, jetzt, wo sie ihren Vater mit anderen Augen sah.
    Vor dem Portal waren wir stehengeblieben. An

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