1. Die Connor Boys: Komm ich zeig dir wie man liebt
passten zusammen, als wären sie ausschließlich füreinander geschaffen. So als wäre er ein Stück von ihr, die andere Hälfte, die sie vermisst und endlich gefunden hatte.
„Mommie?"
Mellies Stimme kam aus einem der Zimmer. Gordon hob den Kopf. Kirstin auch. Im ersten Moment wusste Kirstin nicht, wo sie sich befand, nicht nur in welchem Raum, sondern auch in welchem Haus, in welcher Stadt und auf welchem Planeten. Das Blut rauschte ihr noch in den Ohren. Natürlich hatte sie Mellie gehört und wusste auch, dass sie mit dieser Unterbrechung hätte rechnen müssen. Und doch kam es ihr nicht so vor, als wäre sie bei etwas Unrechtem ertappt worden.
„Moms...?"
„Ich komme gleich, Schätzchen. Ich bin in Gordons Zimmer. Es ist alles in Ordnung. Du bist vorhin nur eingeschlafen."
Ihre Tochter schien durch ihre Worte beruhigt, nicht so Gordon. Er hatte sie rasch losgelassen, und sein Atem ging jetzt stoßweise. Jeder Muskel seines Körpers war angespannt. Aber sein Gesichtsausdruck amüsierte sie am meisten. Er blickte so schuldbewusst drein, als wäre er bei dem schlimmsten Verbrechen erwischt worden.
„Kirstin... das wollte ich nicht."
Sein plötzliches abweisendes Verhalten schmerzte. Sie fühlte sich gekränkt und kam sich jetzt dumm vor, dass sie vorhin geglaubt hatte, ein Liebeslied zu hören, wo keins zu hören war. Tapfer versuchte sie zu lächeln, aber das wollte ihr nicht so recht gelingen. „Schon gut. Für einen Moment befürchtete ich... ich dachte schon beim ersten Mal ... dass du vielleicht vergessen hast, wer ich bin."
„Wie bitte?"
So wie seine Augen vorhin geleuchtet hatten, hatte sie angenommen, er wollte mit ihr schlafen. Aber nein, sie musste ja einfältig sein, wenn sie glaubte, dass sie solche Wünsche bei ihm wecken konnte. Sie war doch nur... Kirstin. Eine Durchschnittsfrau mit Sommersprossen und flachem Busen. Alan hatte sie geliebt, aber sie hatte sich nie etwas vorgemacht und eingebildet, sie könne heftigste Leidenschaft in einem Mann erwecken. „Du warst einsam. Ich verstehe das, Gordon. Ich dachte... na ja, vielleicht kam es dir so vor, als wäre ich jemand anders."
Ihre Bemerkung schien ihn zu verwirren. „Ich weiß nicht, wie du auf diese Idee kommst, aber die einzige Frau, an die ich gedacht habe, warst du." Er schien zerknirscht. „Kirstin... ich habe dich ausgenutzt. Und es gibt keine Entschuldigung dafür."
„Du hast mich nicht ausgenutzt", stritt sie ab.
„Du hast keine Ahnung. Du kennst mich nicht. Ich bin ein arbeitsloser Musiker ohne Ziele. Du weißt nicht, was ich vorher getan habe, wo ich war..."
Er brach ab, als Mellie hereinkam, die Haare vom Schlaf zerzaust und mit ihrem geliebten Moose im Arm. „Hallo, Moms. Wieso steht ihr im Dunkeln?"
Kirstin drückte ihre Tochter an sich und blickte Gordon hilflos an. Der jedoch schaute trübsinnig ins Leere.
„Mom?"
„Ja, mein Schatz, es ist spät, und wir fahren jetzt nach Hause." Sie konnte nicht mehr mit ihm reden, denn Mellie war unruhig und hatte wahrscheinlich Hunger. Sie mussten nach Hause fahren. „Ich komme wieder", sagte sie deshalb nur.
Er nickte. „Kirstin... du brauchst dir keine Sorgen zu machen, dass so etwas noch mal vorkommt."
Darum machte sie sich gar keine Sorgen. Sie machte sich Sorgen um ihn. Was mochte er wirklich empfinden? Sicher war es ein Fehler, ihn jetzt allein zu lassen. Nur, was sollte sie sonst machen?
Kaum waren sie aus dem Haus, da atmete Gordon tief auf. Vom Fenster seines Schlafzimmers aus beobachtete er, wie Kirstin Mühe hatte, den Wagen zu starten. Schneeregen fiel herab, und die Temperatur war stark gesunken, aber man konnte noch fahren. Wären die Straßen schon spiegelglatt gewesen, hätte er Kirstin festgehalten. Auch wenn er nicht gewusst hätte, wie er die Situation hätte meistern sollen. Er verließ das Zimmer und ging nach unten. Gerade als er in der Eingangshalle nach seiner Lederjacke griff, kam ihm ein kühler Luftzug entgegen.
„Na, mein Junge..."
Großer Gott. Nicht jetzt. „Hast du die Dusche angemacht? Warst du das?"
Jock schien nicht geneigt, sofort zu antworten. Er tat so, als müsste er sich räuspern. „War doch eine gute Idee. Da konntest du sie wenigstens mal ohne ihre Kleider sehen. Du hast bis jetzt so wenig unternommen, mein Junge, da musste ich dir einen kleinen Stoß geben. Dir hat das nichts ausge macht. Das Mädel hat die Dusche mit Humor genommen, und ich konnte nicht umhin festzustellen, dass der ganze Plan prächtig
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