1. Die Connor Boys: Komm ich zeig dir wie man liebt
erschrecken. Ich hatte nur Angst, du könntest herunterfallen."
Sie lachte laut auf. „Du brauchst keine Angst zu haben. Ich bin schwindelfrei." Sie deutete stolz nach oben, damit er ihr Werk begutachtete. „Sieh mal, wie der Kronleuchter jetzt blitzt."
Er sah den Kronleuchter, die unzähligen Kristallprismen und das Licht, das sich darin brach. Und er sah auch ihre strahlenden Augen. Es war das letzte Mal, so schwor er sich, dass er sie in die Nähe einer Leiter lassen würde.
Sie waren beide weg. Die Küche glänzte vor Sauberkeit. Von der Apfelzimtmasse war nichts mehr zu sehen, und keine laute Kinderstimme war mehr zu hören. Gordon saß in dem Turmzimmer auf dem Boden, öffnete eine Dose Bier und nahm einen kräftigen Schluck. Auch hier herrschte himmlische Ruhe. Die Leiter war weggeräumt, der Kronleuchter ausgeschaltet. Es war dunkel und still.
„Ich vermisse die beiden nicht", sagte er laut in die Stille hinein. Er nahm noch einen Schluck Bier, lehnte sich gegen die Wand zurück und versuchte, sich sein letztes Konzert ins Gedächtnis zurückzurufen, die Musik, die Hitze der grellen Scheinwerfer, den donnernden Applaus des Publikums. Diesen Augenblick des Erfolgs, auf der Höhe seiner Karriere, das war es, was er hätte vermissen sollen.
Und nicht ein kleines Mädchen mit Lockenkopf, das ihm Fragen stellte, die er nicht beantworten konnte, Lärm und Durcheinander machte, womit er nicht fertig wurde, und ihm wie selbstverständlich auf den Schoß kletterte. Und auch nicht ihre Mutter. Gordon leerte die erste Bierdose und öffnete sich eine zweite. Wieder hatte Kirstin es geschafft, ihm einen geruhsamen Nachmittag, auf den er sich bereits gefreut hatte, zu verderben. Noch immer verspürte er diese eigenartige Unruhe, wie jedes Mal, wenn sie dagewesen war.
Wie war er doch froh, dass sie weg war. Heilfroh, erleichtert und mehr als begeistert.
Er wäre ja verrückt, wenn er sie vermissen würde.
Ein Schatten huschte durchs Zimmer, gerade als er einen neuen Schluck Bier nahm. Gordon verzog das Gesicht. Schlimm genug, wenn man feststellen musste, dass man nicht ganz richtig im Kopf war, wesentlich schlimmer noch, wenn es einem deutlich vor Augen gehalten wurde.
Ein Schwert rasselte... obwohl natürlich kein Schwert da war. Und auch sonst niemand außer ihm.
„Mann, riechst du nach Essig. Ich konnte nichts dafür, dass du etwas abbekommen hast. Sonst hätte ich die Schüssel nicht retten können. Ehrlich gesagt, es ist auffallend, wie ungeschickt sie ist. Besonders in deiner Gegenwart. Ich glaube, das ist ein sicheres Zeichen, wie verrückt sie nach dir ist, mein Junge. Und das will schon was heißen, so wie du jetzt ohne deine Manneszierde aussiehst."
„Verschwinde, Jock."
,,Na, na! Du sitzt hier im Dunkeln. Da kannst du doch etwas Gesellschaft brauchen. Was trinkst du denn da? Bier? Hast du keinen ordentlichen Rum im Haus? Der Alkohol wird dir aber nicht helfen. Sie ist dir unter die Haut gegangen, nicht wahr?"
„Unfug", wehrte sich Gordon. „Nichts ist passiert."
„Natürlich nicht, wenn du sie immer nach Hause schickst."
„Ich kann sie feuern." Gordon machte einen kräftigen Zug. Er redete in Wirklichkeit nicht mit einem närrischen Geist, sondern sprach nur laut mit sich selbst. „Ich habe daran gedacht, aber das ist eine feige Lösung. Ihr gefällt das Haus, sie braucht den Job für sich und die Kleine. Sie wäre enttäuscht, würde ich sie entlassen. In zwei Wochen bin ich sowieso hier weg. Und bis dahin werde ich mich auf nichts einlassen."
„Sie hat so etwas an sich, das erinnert einen an Schießpulver", sagte Jock amüsiert. „Du weißt bei ihr nie, was passieren kann. Sie ist für jede Überraschung gut. Ich kann mir so richtig vorstellen, was für Überraschungen dich zwischen ihren hübschen, schlanken Beinen erwartet, und..."
„Aufhören, Jock! Ich habe dich gewarnt, so über sie zu reden."
„Du magst auch die Kleine, nicht wahr? Die großen blauen Augen und die dunklen Locken... In ein paar Jahren wird sie den Burschen die Köpfe verdrehen, wetten? Aber sie scheint sehr besonnen. Nicht so hitzig wie die Mutter. Ich glaube, die Kleine kommt nach ihrem Vater."
Gordon hatte über Mellies Vater genug nachgedacht. Der Mann hatte einen sicheren, gutbezahlten Job im Büro gehabt. So wie Kirstin ihn beschrieben hatte, musste er ein tugendhafter, rücksichtsvoller Mann und ein fast vollkommener Vater gewesen sein. Der Vergleich mit Alan veranlasste Gordon sofort, nach dem
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