1. Die Rinucci Brüder: Wenn golden die Sonne im Meer versinkt
werden?“
„Ach, hör auf“, entgegnete sie freundlich.
„Es stimmt doch, du bist kein junges Mädchen mehr u nd gehst auf die vierzig zu.“
„Nein! Ich werde dreißig!“
Er lachte hellauf. „Ich hatte mir vorgenommen, bis heute Abend herauszufinden, wie alt du bist. Du bist also bald dreißig und glaubst, er sei deine letzte Chance, nachdem alle Männer, die du kennengelernt hast, wieder aus deinem Leben verschwunden sind, ohne dass einer dir einen Heiratsantrag gemacht hat.“
In seinen Augen blitzte es belustigt auf, und Evie gestand sich ein, dass sein Charme sie durcheinanderbrachte.
„Vermutlich hast du alles, was dir nicht gepasst hat, hingenommen, um ihn nicht zu verlieren“, fügte er hinzu.
„O nein, so war es ganz und gar nicht“, protestiert e sie. „Er war derjenige, der viel hingenommen hat. Es ist meine Schuld, dass wir Probleme haben.“
“
„Ist es für ihn wirklich so ein großes Problem, das s du ihn einmal versetzt hast?“
„Würdest du dich in so einem Fall nicht ärgern?“
„Mich versetzt niemand“, erklärte er im Brustton de r Überzeugung.
Sein Selbstbewusstsein ist geradezu bewundernswert, dachte sie. „Du bist der arroganteste, eingebildeteste Mann, der mir je begegnet ist.“
„Wieso? Ich habe nur die Wahrheit gesagt. Dein Freund Andrew kann es nicht ertragen, dass etwas anderes für dich wichtiger war als er.“
„Es gab noch mehr, was ihm nicht gefallen hat. Aber das ist vorbei.“
„Weil er der Mann deiner Träume ist und dein Herz h öher schlagen lässt?“
„Okay.“ Sie versuchte, ernst zu bleiben. „Es ist ni cht ganz so, wie du denkst. In einem hast du recht: Ich werde immer älter.“
„Sicher“, stimmte er ihr scherzhaft zu und betracht ete sie so bewundernd, dass sie es als Kompliment auffasste.
Zum ersten Mal schien er sie als Frau wahrzunehmen, und das irritierte sie. Ihr Bikini kam ihr plötzlich viel zu winzig vor und bedeckte ihre voll en Brüste nur unzureichend. Irgendwie hatte sie das Gefühl, Justin würde sie mit den Blic ken ausziehen, und errötete.
Gerade noch rechtzeitig wurde ihr bewusst, was er beabsichtigte. Er wollte erreichen, dass sie sich vor allem und in erster Linie um seinen Sohn kümmerte, und dabei war ihm jedes Mittel recht.
Okay, sie war gewarnt, und es könnte sicher nicht s chaden, ihn etwas zu irritieren. „Ehrlich gesagt, ich befinde mich momentan an einem Wendepunkt“, erklärte sie. „Es ist schön und gut, frei und ungebunden zu sein, doch früher oder später möchte jede Frau einen netten, ordentlichen Mann finden, schon allein wegen der finanziellen Sicherheit. Wenn ich Joes Schulden bezahlt habe, ist nicht mehr viel übrig. Ich muss jetzt auch an die Zukunft denken.“ „Heißt das, du würdest ihn wegen der finanziellen S icherheit heiraten?“
„Nicht nur. Du hast es doch selbst vorhin erwähnt, er ist der Mann meiner Träume. Wenn ich seine Stimme höre, bekomme ich Herzklopfen und …“ U nvermittelt verstummte sie, weil Justin sie so seltsam ansah. „Und dergleichen“, füg te sie lachend hinzu.
„Warum sagst du ihm nicht, was du empfindest?“
„Dann würde er sogleich die Flucht ergreifen. Wie r eagierst du denn, wenn sich dir eine Frau an den Hals wirft, was bestimmt nicht selten passiert?“
Er blickte sie spöttisch an. „Meinst du?“
„Natürlich. Wenn jemand so viel Geld hat wie du, ka nn er fast jede Frau haben“, erwiderte sie betont unbekümmert.
Außerdem ist er ungemein attraktiv, dachte sie und betrachtete ihn. Er lag völlig entspannt neben ihr auf dem Badetuch und wirkte aus der Nähe noch beeindruckender als vorhin aus der Entfernung, wie sie sich nüchtern und sachlich eing estand. Ihr waren Männer wie Andrew lieber, die auf den ersten Blick weniger attraktiv waren, dafür aber besser zu ihr passten, was gemeinsame Interessen anging.
Es kam ihr mehr auf innere Qualitäten als auf Äußer lichkeiten an. Andrew war intelligent, belesen, einfühlsam und sensibel. Justin Dane war z weifellos auch intelligent. Er verstand es glänzend, seine Ziele zu erreichen und seinen Willen rücksichtslos durchzusetzen. Für Literatur interessierte er sich vielleicht auch, doch einfühlsam und sensibel war er bestimmt nicht.
Aus irgendeinem Grund empfand Evie es als störend, dass er so einen herrlichen Körper hatte, bei dessen Anblick eine Frau in helle Begeisterung geraten konnte. Glücklicherweise sah sie selbst diese Dinge nüchterner und distanzierter.
Auf
Weitere Kostenlose Bücher