1 Fatale Bilanz - Ein Hamburg-Krimi
»Hier sind die Zahlläufe. Am zehnten des Monats wird die Umsatzsteuer überwiesen, am dreiundzwanzigsten die Gehälter. Es werden gleichzeitig Tausende von Zahlungen automatisch angestoßen.Das ist das ideale Versteck. Wenn jemand das Konto der Reederei zu den anderen Konten hinzugefügt hat, merkt das kein Mensch. Allerdings ist die Berechtigung zum Hinzufügen der Konten genau aus diesem Grund stark eingeschränkt.«
Mark stand auf. »Ich will euch nicht stören, aber falls es euch interessiert, ich habe den Beweis auf dem Bildschirm. Das Programm wurde eindeutig so manipuliert, dass das Geld eigentlich da ist, im Controlling auch zu sehen ist, aber in der Buchhaltung nirgends auftaucht.«
»Sehr gut. Damit wissen wir, wo das Geld herkommt und wo es hingeht«, fasste Dirk zusammen.
Alex hob eine Hand. »Nicht nur das, wenn Mark mir kurz hilft, bekommen wir auch noch einen eindeutigen Beweis gegen Kranz. Wir müssen nur überprüfen, wer das Konto zu diesem Zahllauf hinzugefügt hat.«
18
Gegen kurz vor acht reichte es Sven endgültig. Trotz der Daten, die Alex sich von Kranz’ Palm kopiert hatte, war er keinen Schritt weiter. Seine Laune wurde nicht besser, als er statt Britta nur ihren Anrufbeantworter erreichte. Er wählte ihre Handynummer und wunderte sich, warum sie um diese Zeit nicht zu Hause war.
»Wo steckst du um diese Zeit?«
»Was ist denn das für eine Begrüßung?«
»Tut mir leid, aber der ganze Tag war irgendwie daneben. Ich dachte, ich könnte noch bei dir vorbeischauen.«
»Das kannst du auch. Ich bin mit Jan bei Dirk und Alex. Die Kinder schlafen, komm doch her.«
»Nein, vielen Dank. Ich würde dich wirklich gern sehen, aber von Dirk habe ich für heute genug.«
»Ich habe schon gehört, dass es zwischen euch gekracht hat. Aber ich kann dich beruhigen, Alex und Dirk sind nicht da.«
Überrascht schwieg Sven. Morgens hatte Britta nicht erwähnt, dass sie abends auf die Kinder aufpassen würde.
»Wo sind die beiden denn?« Er biss sich auf die Lippe, sein Ton war eindeutig zu scharf gewesen.
»Will das mein Freund oder der Polizist wissen? Und was geht dich das überhaupt an?«
»Britta, Mädchen, nun mach es mir doch nicht so schwer.«
»Du machst es uns schwer. Ich weiß nicht, was da zwischen dir und Dirk ist, aber ich dachte, du vertraust Alex.«
»Sag mir einfach, was sie vorhaben. Was haben sie dir gesagt, dass du plötzlich als Babysitter einspringen sollst?«
»Findest du es fair, dass du mich ausfragst? Alex ist meine Freundin, und in dem Ton lasse ich sowieso nicht mit mir reden.«
»Gut, dann muss ich wohl damit leben, wie du deine Prioritäten setzt. Oder auch nicht.«
Er trennte die Verbindung und bereute es im nächsten Moment. Britta hatte Besseres verdient, als dass er seine schlechte Laune an ihr ausließ. In gewisser Weise bewunderte er sie sogar für ihre Loyalität. Trotzdem … aber darum konnte er sich später kümmern.
Nachdenklich starrte er aus seinem Bürofenster. Wenn Dirk Alex in die Angelegenheit reinzog, dann konnte es nur einen Ort geben, an dem sie sich aufhielten.
Die Flure in dem Bürogebäude wurden von der Notbeleuchtung in ein dämmriges Licht gehüllt, aber Sven interessierte sich nur für den Raum, aus dem leise Stimmen kamen. Die Tür stand einen Spalt offen und ermöglichte ihm den perfekten Blick auf die drei Personen, die sich dort aufhielten. Er hatte mit seinem Verdacht also richtig gelegen, wünschte sich jedoch, er hätte sich getäuscht.
Mit der Dienstwaffe in der Hand trat er gegen die Tür, so dass sie gegen die Wand knallte. Die erschrockenen Reaktionen verschafften ihm eine grimmige Befriedigung, aber Mark erholte sich eindeutig zu schnell. Er sprang auf, griff noch in der Drehung in seine Jacke, stoppte dann jedoch mitten in der Bewegung.
»Gute Entscheidung«, lobte Sven spöttisch und bemerkte dann, dass Dirks Hand in seiner Lederjacke verschwunden war. Das durfte doch nicht wahr sein.
»Lass es, Dirk.« Marks Befehl war unmissverständlich.
Ruhig nahm Dirk seine Hand aus der Jacke. »War nur der Schreck. Sag mal, spinnst du, Sven? Ich hätte fast einen Herzinfarkt bekommen. Was machst du hier?«
Sven hatte nicht vor, sich auf eine Diskussion einzulassen, zumal er noch mit der Vorstellung zu kämpfen hatte, dass beidebewaffnet waren. Bei Mark hatte er damit gerechnet, das aber niemals von Dirk erwartet.
»Ihr werdet jetzt eure Waffen auf den Boden werfen und dabei jede schnelle Bewegung vermeiden. Und dann will
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