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1 Frau, 4 Kinder, 0 Euro (fast): Wie ich es trotzdem geschafft habe

1 Frau, 4 Kinder, 0 Euro (fast): Wie ich es trotzdem geschafft habe

Titel: 1 Frau, 4 Kinder, 0 Euro (fast): Wie ich es trotzdem geschafft habe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra van Laak
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Brötchen. Die Mütter wollten nicht, dass ihre Kinder davon aßen, sie hatten ihrerseits das komplette Picknickprogramm dabei, von Frikadelle im Brötchen bis Milchschnitte. Alte Hasen eben.
    Wie oft hatte ich Proviantpakete für die Kleinen geschnürt, auf Ausflügen Hosenbeine hochgekrempelt, weil Matschpfützen durchstampft werden wollten, klebrige Händchen abgewischt, Brennnesselpusteln mit heilendem Wasser aus der Trinkflasche benetzt – das ganze Kleinkind-Mutter-Idyll, das genau besehen gar keines gewesen war. Als sich bei mir eine schemenhafte Ahnung zu verfestigen begann, was sich in den Firmen meines Mannes abspielte, stellte sich bei einem der Kinder ein angeborener komplexer Organfehler heraus. Ich tauchte ab, ein Jahr lang völlig weg aus der fiesen Finanz-Realität, denn es zählte ab sofort nur noch eines: Das Kind musste die Operation überstehen und wieder auf die Beine kommen. Das war alles, und der Rest war mir egal. – Die Realität holte mich ja sowieso später noch ein.
    Dann waren wir dran, auf einmal wurde alles sehr hektisch. Ein Mann mit knisterndem Funkgerät holte Martin, Dana, die Kinder und mich ab, die Mutter des kleinen Mädchens kam mit. Wir mussten sehr schnell viele Gänge entlanglaufen, das ältere Kind hüpfte munter neben dem jungen Mann auf und ab und unterhielt sich kichernd, die fünfjährige Kleine wirkte verloren und stolperte an der Hand der Mutter hinterher.
    Wir durchquerten einen merkwürdigen Raum, eine Art Cafeteria, in der sich etwa achtzig Menschen aufhielten, die ich beim besten Willen nicht dem Genre Filmwirtschaft zuordnen konnte. Ich fühlte mich eher an eine Art Bahnhofsmission erinnert. Eine kleine Gruppe der Mühseligen und Beladenen tummelte sich vor einer Vitrine, aus der sie Sandwiches, Joghurtbecher und Cola nahmen, andere fläzten sich auf Bänken und starrten apathisch ins Leere. Eine Frau mit tiefen Ringen unter den Augen hielt einen großen Kaffeebecher umklammert und pustete immer wieder in das Getränk hinein. Plastikbeutel mit Habseligkeiten waren im Raum verteilt, hinten in der Ecke saßen einige alte Menschen und blätterten lustlos in Tageszeitungen und Illustrierten.
    Unsere kleine Gruppe bewegte sich mitten durch diese seltsame Versammlung hindurch. Bevor ich Martin fragen konnte, erklärte er: »Das ist das Publikum für die Shows, die hängen hier den ganzen Tag ab. Alles Sozialhilfeempfänger. Die werden nur reingerufen, wenn aufgezeichnet wird.« Sie könnten hier kostenlos essen und trinken, hätten es warm und könnten die Zeit totschlagen. Die Anfahrt würde auch bezahlt, ansonsten gäbe es nichts. Es seien immer genug Leute da. Aha. Vielleicht sollte ich hier nachmittags meine Kinder parken?
    Wir wurden nun zum Set geführt, ein simpler Aufbau, bestehend aus einem tribünenartigen Halbkreis fürs Publikum und einem Pult in der Mitte der Manege, das eine Mischung aus Kanzel und Büttenredenvorrichtung war. Wir machten eine kurze Stellprobe, unsere Positionen waren mit Klebeband auf dem PVC-Boden markiert. Die berühmte Mediatorin sollten wir, damit wir authentisch reagieren könnten, erst sehen, wenn die Kameras tatsächlich liefen. Nun sollten wir uns am Rand des Sets im Dunkeln bereithalten.
    Es wurde ruhig, jemand rief: »Es geht weiter«, und durch zwei Seitentüren betraten schweigend die Menschen aus der Cafeteria das Set, setzten sich in das Halbrund und starrten gelangweilt auf die Manege. Diese Menschen sollten gleich applaudieren, sich begeistern, Emotionen zeigen?
    »Wir sind on«, rief eine Stimme aus den Kulissen. Links und rechts vor der Tribüne, außerhalb des Radius der Kameras, standen zwei Mitarbeiter mit Knopf im Ohr, zu ihren Füßen stapelten sich große Schilder, von denen sie nun das erste hochrissen, woraufhin die Masse anfing, träge zu klatschen. Ein weiteres Schild, der Applaus wurde heftiger. Und nun betrat die Mediatorin die Bühne. Ihr Körperbau war gegenständlicher als ich es von den Bildern im Internet in Erinnerung hatte, sie schüttelte ihre glänzenden blonden Haare und lächelte siegessicher in die Runde.
    Martin und ich wurden vom Aufnahmeleiter mit sanftem Druck in Richtung Pult geschoben, die blonde Dame empfing uns mit einem Blick, der deutlich machte, dass hier alles, aber auch wirklich alles, ganz, ganz ernst gemeint sei. Sie forderte uns auf, das Problem zu schildern, Martin und ich drückten auf die Tube und ereiferten uns sofort. Ich schielte kurz zum Publikum – allgemeine

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