Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1 Frau, 4 Kinder, 0 Euro (fast): Wie ich es trotzdem geschafft habe

1 Frau, 4 Kinder, 0 Euro (fast): Wie ich es trotzdem geschafft habe

Titel: 1 Frau, 4 Kinder, 0 Euro (fast): Wie ich es trotzdem geschafft habe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra van Laak
Vom Netzwerk:
Fahrrad am kunstvoll geschmiedeten Zaun vor dem Grundstück der monumentalen Gründerzeitvilla anzuschließen, und parkte es zwanzig Meter weiter weg an einem Straßenbaum. Saß mein Anzug? Schnell noch das Hosenbein heruntergekrempelt, den Stoff zurechtgezupft und los.
    Ich klingelte vorne an dem zu einem Rundbogen gemauerten Steinportal, den Schlussstein bildete ein Putto, der frech auf mich heruntergrinste. An der Klingel kein Name, nur Initialen, »U. M.«. Darüber das Auge einer Kamera, das kurz aufflackerte, als ich den Klingelknopf drückte. Das Tor sprang mit einem leisen Schnarren auf, ich schloss es gewissenhaft hinter mir, lief den gepflasterten kleinen Weg zur großzügigen Freitreppe entlang, links und rechts wogten üppige Stauden in sandigem Mutterboden. Die Erde in den Beeten musste von einem Gärtner mit Zen-Mönch-artigem Gleichmut geharkt worden sein.
    Ich befand mich gerade auf der Mitte der Treppe, deren Stufen hinauf zur majestätischen Haustür führten, als sich der rechte Flügel der Tür einen Spaltbreit öffnete. Eine ältere Frau steckte ihren raffiniert frisierten Kopf aus der Tür, dazu noch ihren rechten Arm, alabasterweiße Haut, eine teure Uhr am Handgelenk. Ich konnte schemenhaft erkennen, dass sie ein farbenfrohes Kleid aus leichtem Stoff trug. Der eine einsame edle Arm wies mit einer nachdrücklichen Bewegung von der großen Eingangstür weg nach unten und zur Seite.
    Ich blieb stehen. Hatte ich mich im Haus vertan?
    »Nein, nein, nicht hier. Bitte, Sie nehmen den Eingang an der Hausseite links. Hat man Ihnen nicht gesagt, dass Sie beim Dienstboteneingang klingeln sollen?« Sie klang, als habe man sie mit Absicht belästigt. Sie wies mit ihrem weißen Arm wie mit dem Zeiger einer Turmuhr in Richtung Hausseite.
    Es ist schon ein merkwürdiges Gefühl, auf der Mitte der Treppe kehrtmachen zu müssen, wie ein kleines, dummes Ding weggeschickt zu werden. Ich gehörte in diesem Moment nicht zu derselben Kategorie Mensch wie die weiße Dame hinter der Königstür, und dies wurde mir überdeutlich und ungeduldig angezeigt. In meiner Erinnerung erschien Frau Wörbig, die Frau, die mir in den fetten Jahren zweimal in der Woche im Haushalt geholfen hatte und auch manche der vielen Kinderschnuten gefüttert und abgewischt hatte. Hatten sie und ich auch in verschiedenen Kasten gelebt? Und wenn ja, hatte ich das jemals raushängen lassen? Wer hatte wem den Kaffee gekocht, den wir, wenn es der kunterbunte Alltag zuließ, im Stehen in der Küche oder Waschküche gemeinsam hinunterkippten?
    Von der weißen Frau fühlte ich mich gemaßregelt, dazu kam ein diffuses Schamgefühl. Ich nahm an der Grundstücksseite einen schmalen Weg hinunter zu einem Nebeneingang, das alles unter den scharf beobachtenden Augen der Hausherrin. Ihre Blicke klebten an meinem Körper, und ich war erleichtert, als ich hörte, wie sie die Haustür mit einem satten Klacken wieder schloss.
    An der kleinen Tür an der Hausseite befand sich eine Klingel, jedoch keinerlei Schild. Eine junge, blonde Frau öffnete nach wenigen Sekunden und ließ mich ein. Sie sprach kein Wort mit mir, dafür lächelte sie viel. Sie trug eine weiße Bluse und einen blauen Faltenrock, dazu schwarze Seidenstrümpfe und Ballerinas. Behende lief sie vor mir her, durch ein Labyrinth von Hauswirtschafts- und Büroräumen im Souterrain der großen Villa. Wir begegneten noch drei weiteren Frauen, alles Hausangestellte. Sie bewegten sich leise und führten ihre Arbeit konzentriert und mit großer Sorgfalt aus. Eine alte, korpulente Frau in einem weiten Kleid mit Blumenmuster bediente im Wäscheraum eine große Wäschemangel. Eine andere Frau in Bluse und langem Rock stand am Bügelbrett und plättete versunken eine Reihe von Hemden. Hinter ihr befand sich eine lange Stange in Kopfhöhe, an der etwa dreißig Herrenhemden aus edlem Stoff, knusprig gestärkt, auf ausladenden Holzbügeln hingen. In einem weiteren Raum nahm ich in der Ecke eine große Dunkelhaarige wahr, die Vorräte in verschiedenen Regalen zu sortieren schien. An ihre Jeans hatte sie sich ein Klemmbrett geheftet, das sie ab und an aufnahm, um etwas auf einer Liste anzustreichen.
    Die junge Frau blickte sich um, vergewisserte sich, dass ich noch da sei, lächelte, und dann lief sie weiter, bis wir an eine steile Stiege kamen.
    »Dort hinauf, bitte«, forderte sie mich schüchtern auf. »Herr M. erwartet Sie bereits.« Sie sprach mit osteuropäischem Akzent.
    Die Holzstufen der alten

Weitere Kostenlose Bücher