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1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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schon über diese ironische Bemerkung lachen, aber der fröhliche, rotbäckige Ausdruck Mr. Strydoms offenbarte ihr, dass er es genau so meinte. Ein kleiner Zweifel über das, was sie erwartete, regte sich in ihr, nicht mehr als ein winziges zuckendes Würmchen in einer Ecke ihres Magens. Doch sie dachte an andere tropische Hafenstädte, die sie besucht hatte, an die Außenbezirke, wo die Gescheiterten und Gestrauchelten, die zerstörten Hoffnungen und die Scherben der Träume wie Strandgut in der Sonne verfaulten. Das Würmchen gab Ruhe.
    »Warten Sie«, flötete Mrs. Smithers, eilte in ihre Behausung und erschien nur wenige Minuten später mit einer Schüssel, in der sich goldgelbe Ananasstücke türmten. »Die hatte ich schon vorbereitet, wir haben ja alle von Ihrem Unglück gehört. Hier, nehmen Sie, nehmen Sie. Es wird Ihnen gut tun.«
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    Ihre Fingernägel waren abgebrochen und hatten schwarze Schmutzränder, aber ihr Lächeln war strahlend, wenn auch löchrig, und die Ananasstückchen schmeckten so süß und saftig, dass die gebeutelten Schiffbrüchigen sie verzückt mit geschlossenen Augen herunterlutschten.
    Sie waren Nahrung für Körper und Seele.
    »Das war aber sehr freundlich«, bemerkte Catherine; ihre Meinung über Mrs. Smithers Aussehen und deren Haus behielt sie für sich.
    Johann wischte sich die Hände an seiner Hose ab. »So ist das hier, das ist Natal. Hier halten wir zusammen, jeder hilft jedem. Heute Abend werden wir sicherlich keinen Mangel leiden. Al e werden etwas zu unserem Wil kommen beitragen. Und auch für die anderen wird gesorgt werden.
    Wart's nur ab.« Er klang stolz.
    Cornelius Strydom drehte sich um. »Wer von Ihnen wird von Freunden erwartet oder hat Unterkunft im Commercial Hotel arrangiert? Die anderen werde ich zur Einwandererbaracke bringen.« Sein Blick flog über seine Passagiere.
    Ein Ehepaar meldete sich. »Mein Bruder wartet auf uns. Er hat eine Farm hier«, erklärte der vierschrötige Mann wichtig und fing mit Genugtuung die neidischen Blicke der anderen auf.
    Zwei weitere Hände gingen hoch. »Commercial Hotel für uns.« Es waren allein reisende Männer von kräftiger Statur, die, wie sie den Steinachs an Bord erzählt hatten, Handel mit den Siedlern und auch den Zulus betrieben.
    Die Augen der viktorianischen Fräulein hatten sich bei dem Wort Einwandererbaracke entsetzt geweitet. Hastig steckten sie die Köpfe zusammen, dann hob eine ihren bebenden Finger. Die drei anderen hielten sich fest an den behandschuhten Händen. »Bitte haben Sie die Güte und bringen uns zum Commercial Hotel«, piepste das Fräulein, und ihre Begleiterinnen nickten so heftig, dass die Capote-Hüte schwankten. »Ist es ein gutes Hotel?«
    »Unglücklicherweise ist es das einzige in Durban«, flüsterte Johann seiner Frau zu, »obendrein ist Hugh McDonald gewiss nicht auf eine Schar verängstigter Jungfrauen eingerichtet. Sie würden sich in rauer Gesellschaft befinden.«
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    Dan, der mit ausgreifenden Schritten neben ihnen lief, gluckste heiser.
    »Fünf Shil ing am Tag für Zweibeiner, freie Unterkunft und Mahlzeiten für Ameisen, Wanzen, Schlangen und alle möglichen anderen Kreaturen.«
    Die Fräulein hatten ihn gehört und erstarrten zu alabasterfar- benem Entsetzen, und Cornelius Strydom winkte auch schon ab. »Das wird schwierig werden, meine Damen, soweit ich weiß, bietet das Commercial keine Unterkunft für Damen. Al erdings führen Mr. und Mrs. Rüssel eine private Pension. Ich werde Sie dorthin bringen.« Die Erleichterung in den Spatzengesichtern war überwältigend.
    Cornelius Strydom knallte mit der Peitsche und brüllte »Ho! Ho!« und
    »Jaak!«, die Jochs klapperten, und seine Ochsen legten sich kräftig ins Zeug. Der Wagen ackerte durch den Matsch eines bis auf Pfützen ausgetrockneten Flussbetts, das den Sandweg kreuzte. »Gut, dass der Umgeni uns längere Zeit nicht besucht hat«, grinste Strydom an seiner Zigarre vorbei. Als er die fragenden Blicke seiner Passagiere auffing, erklärte er es näher. »Das ist der Fluss, der ein paar Meilen nördlich von hier ins Meer fließt und dem es nach starken Regenstürmen gelegentlich danach gelüstet, aus seinem Bett zu steigen, auf Erkundungstour übers Land zu gehen, um sich dann in die Bucht zu stürzen. - Hoa, hoa!«, schrie er und ließ die Peitsche in Schlangenlinien von einer Straßenseite zur anderen sausen, als einer der Ochsen nicht spurte.
    Johann lächelte zustimmend. »Letztes Jahr im April war der Umgeni so in

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