1 - Schatten im Wasser
Freuden ein Königreich für ein heißes Bad, für frische Kleidung und ein üppiges Abendessen gegeben.
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»Ich muss erst die anderen bei der Einwanderungsbaracke absetzen, die Farrington-Farm liegt etwas weiter am Rande Durbans. Sie sind als Letzte dran, Mevrou Steinach, so lange müssen Sie leider aushalten.«
Cornelius Strydom zog dem vordersten Ochsen eins über, um ihn auf Trab zu bringen.
Erst als sie in dieser Nacht nicht schlafen konnte, weil es so spät und sie völlig übermüdet war, weil ihr der Kopf schwirrte von all den Leuten, die bei den Farringtons zu ihrer Begrüßung erschienen waren, weil die Seegrasmatratze von der netten Mrs. Farrington gar so stank und piekte, ihre Haut auf Armen und Ausschnitt juckte, dass sie schier verrückt wurde, und weil sie auch nicht mit der Tatsache fertig wurde, dass der Wohnzim-merfußboden, auf dem die Matratze lag, aus einem Gemisch aus der roten Erde der Termitenhügel und Kuhdung bestand und ziemlich streng roch und sie ihre Notdurft hinterm Haus im Busch verrichten musste, da es keine Toilette gab, wagte sie es, die Frage zu stellen, die stellvertretend für all die vielen Fragen herhalten musste, die sich in ihrem Kopf drängten.
»Haben wir eine Toilette?« Auf die Antwort wartete sie mit angehaltenem Atem.
»Ja«, brummte Johann schläfrig, zog sie fest in seine Arme, zupfte die grobe Zudecke zurecht, bettete mit einem zufriedenen Seufzer sein Gesicht in ihr duftendes Haar und schlief wieder ein. Er roch nach Bier und schnarchte leise.
Catherine lag schlaflos mit brennenden Augen neben ihm, war sich nicht sicher, dass er sie wirklich verstanden hatte, und kämpfte heldenhaft gegen ihre aufsteigende Befürchtung, dass das weiße Haus auf dem Hügel von Inqaba nur in seiner Vorstellung bestand. Erst als die Sterne blasser wurden, zwang sie den Schlaf herbei, um die Gedanken, die in ihrem Kopf herumsummten wie aufgescheuchte Bienen, nicht mehr denken zu müssen.
*
Rupert Farrington hatte die zwei Ochsen mit Kusshand genommen und einen guten Preis dafür gezahlt. Es reichte für einen 271
neuen Pflug, ein paar Werkzeuge, einen Sack Mehl vom Kap und zwei Sack klumpigen Burenmehls, Reis, getrocknete Bohnen und, als großen Luxus, einen kleinen Sack mit Zucker. Als er alles in seinem Planwagen verstaut hatte, blieb Johann vor einer blitzblanken Petroleumlampe stehen, fast der gleichen, die er in Kapstadt gekauft und dann in der Havarie der White Cloud verloren hatte. Er streifte Catherine, die müde durch den dunklen, voll gestopften Laden strich, mit einem Blick und nickte Mr. Catos Verkäufer zu. »Pack sie ein.« Die Lampe würde sie garantiert aufheitern.
Noch nicht viele Haushalte hier konnten sich eine solche leisten, er mit Sicherheit auch nicht, aber es gab Dinge, die bedeuteten mehr als Geld.
Nach einem enttäuschten Blick über die Auslagen, die nur aus Lebensmitteln, Farm- und Haushaltsgegenständen und zwei Ballen groben Baumwollstoffs bestanden, kümmerte sich Catherine nicht weiter um den Einkauf. Johann würde am besten wissen, was sein Koch brauchte.
Während ihr Mann und Sicelo die Waren auf dem Ochsenwagen verstauten, ging sie über die lange, sandige Straße zurück zum Farrington-Haus, dankbar, dass diese trocken war und nicht die Schlammwüste, in die sich die Wege nach einem Regen sicher verwandelten. Sie wich mit finsterer Miene einem Schwarzen aus, der versuchte, ihr einen lebenden Affen zu verkaufen, der, an al en vier Beinen zusammengebunden, an einem Stock hing und kläglich jammerte.
»Catherine, warten Sie bitte«, hörte sie Dan de Vil iers Stimme und drehte sich um. Wie ein großer unbeholfener Bär trottete der Schlangenfänger die Straße herunter und blieb schnaufend vor ihr stehen.
»Es ist eine lederbezogene Kiste angeschwemmt worden, die das Monogramm L. le Roux trägt. Gehörte sie Ihrem Vater? Ich habe sie herschaffen lassen.«
Es war die Truhe ihres Vaters, und der Inhalt war zwar nass, aber durch vorsichtiges Trocknen würde sie vieles retten können. Dan ließ das Stück von zwei Zulus zu den Farringtons bringen, und mithilfe von Dolly Farrington breitete sie erst den Inhalt ihrer Wäschekiste in der Sonne aus und nahm sich dann die Truhe vor. Sie legte die Bücher ihres Vaters zum Trocknen aus,
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seine zoologischen Aufzeichnungen, Kleidungsstücke und was sonst noch alles unter der Nässe gelitten hatte. Die toten Tiere in ihren Einmachgläsern ließ sie in der Truhe. Glücklicherweise war keins
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