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1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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eigenen Schweiß. Selbst die Strahlen des Mondes schienen zu wärmen.
    »Ich werde noch wahnsinnig«, knirschte Catherine und kratzte sich, bis das Blut kam. »Lange halte ich das hier so nicht mehr aus. Gibt es denn nichts, um sich vor diesen Biestern zu schützen? Das Eiskraut vielleicht, das bei Jucken so wunderbar kühlt?«
    Johann schüttelte den Kopf. Es gab nichts, was helfen würde, außer einer lang anhaltenden Dürreperiode, und die war nicht in Sicht. »Nein, das Eiskraut wächst nur in den Dünen am Strand, und es muss frisch sein, sonst hat es keine Wirkung.« Sanft hielt er ihre Finger fest. »Du darfst dich nicht blutig kratzen, es wird sich entzünden und eitern. Denk an deine Brandverletzung.« Er unterdrückte ein Frösteln.
    Doch sie bemerkte es. Seine Hand war trocken und heiß, und ein kurzer Blick auf sein fahles Gesicht, den dünnen Schweißfilm auf seiner Stirn und die unnatürlich glänzenden Augen verrieten ihr, dass die Malaria wieder aufgeflackert war. »Du hast Fieber. Du solltest dir einen Tag Ruhe gönnen.« Sie zog das Laken bis zum Kinn.
    »Du hast Recht, und beim Haus gibt es genug zu tun. Die Warzenschweine haben sich über unser Kürbisfeld hergemacht, ich 488
    wil sehen, was sich noch retten lässt, und das letzte Feld Ananas muss abgeerntet werden. Es liegen zwei Schiffe im Hafen von Durban, die die Früchte mit nach Kapstadt nehmen können.« Er sagte ihr nicht, dass ihn das Fieber so auslaugte, dass er einfach nicht die Kraft hatte, in der sengenden Sonne hinaus zu seiner Herde oder auf die Maisfelder zu reiten.
    Er würde sich auf seine Hirten verlassen müssen.
    »Mit Ruhe meinte ich nicht, dass du auf dem Hof schuftest.« Obwohl er versucht hatte, es zu verheimlichen, wusste sie, dass es ihm schon länger schlecht ging, und wieder einmal überfiel sie diese hilflose, ganz und gar egoistische Angst, ihn zu verlieren, allein dazustehen. Al ein in diesem Land, allein mit einer riesigen Farm, von deren Führung sie keine Ahnung hatte, und vor allen Dingen war da diese glühende, herzjagende Angst, allein auf dieser Welt zu bleiben. Es musste ein Mittel gegen dieses fürchtbare Sumpffieber geben, und sie musste es finden. Bald.
    Unruhig wälzte sie sich auf ihrem Bett. Ihr letzter Gedanke, ehe sich der Schlaf endlich wie ein Vorhang auf sie senkte, war der Vorsatz, Sicelo den Namen des Krauts zu entlocken, das die
    Zulus gegen Fieber einsetzten. Egal, was es sie kosten würde.

    *
Sobald sie das Frühstücksgeschirr Jikijiki zum Spülen in die Küche gebracht hatte, nahm sie sich Wilmas Haushaltsbuch und die Bücher ihres Vaters vor, die die Termiten verschont hatten, und suchte nach Mitteln gegen Malaria oder wenigstens ordinäres Fieber. Die Geschichte der de Vila Flors legte sie vorläufig beiseite. Dieses Problem hatte Vorrang.
    Außerdem würde sie erst Leim kochen müssen, um die Schnipsel zu kleben.
    Weidenrinde wurde gegen Fieber empfohlen, das war ihr bekannt, aber alle anderen Rezepte, die sie fand, gaben Chinarindenpulver als Hauptinhaltsstoff an, ganz besonders die in den Unterlagen ihres Vaters.
    Einige der Autoren empfahlen, den Patienten zur Ader zu lassen oder Blutegel anzusetzen. Entmutigt
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    klappte sie nach über einer Stunde die Bücher zu. Ein Blatt fiel aus einem heraus und segelte zu Boden. Sie hob es auf. Die Tinte war zwar verblasst und das Papier vergilbt und fleckig, doch sie erkannte, dass einige herkömmliche Heilkräuter und deren Wirkung beschrieben wurden. Sie überflog die Liste, konnte aber nichts über Malaria finden. Sie legte das Papier in ihr Haushaltsbuch. Jetzt war es ihr keine Hilfe.
    Sie schaute hinüber zum Gemüsegarten und stutzte. Eine zusammengesunkene Gestalt hockte auf der niedrigen Steinmauer, und es dauerte ein paar Sekunden, ehe sie ihren Mann erkannte. Jetzt richtete er sich schwerfällig wieder auf und bückte sich nach einem reifen Kürbis. Die tiefen Furchen in seinem Gesicht standen wie ein Relief hervor, das war selbst aus dieser Entfernung zu sehen, und der deutliche Gelbstich seiner Haut ebenfalls. Das Fieber hatte ihn fest in seinen Klauen. Es wurde höchste Zeit, dass sie etwas unternahm.
    Sie stülpte ihren Straußenfederhut auf, lief zu Sicelos Hütte und begehrte höflich Einlass. Doch niemand antwortete ihr, und ein schneller Blick ins dämmrige, verräucherte Innere zeigte ihr, dass er nicht da war.
    Mit großer Wahrscheinlichkeit überwachte der Zulu die Maisernte auf seinen eigenen Feldern, wie häufig um

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