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1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Augen verdunkelten sich, dann zuckte er wegwerfend die Schultern. »Ach, Paul Pauli. Ich weiß nicht, was er treibt.
    Ein unzuverlässiger Geselle, das. Der ist verschwunden und hat sich nie wieder gemeldet. Kein Benehmen, der Herr.« Er zog dabei eine Zigarre hervor, zwirbelte sie zwischen den Finger, hielt sie ans Ohr.
    »Aha«, sagte sie stirnrunzelnd. Warum log er? Dann schalt sie sich eine dumme Gans, dass sie erwartet hatte, er würde das Duell erwähnen.
    Schließlich ging es sie ja nichts an.
    Graf Bernitt steckte die Zigarre wieder in die Jackentasche. »Ich war untröstlich, dass ich damals wegen dringender Trans 507
    aktionen so plötzlich abreisen musste und unser Rendezvous nicht einhalten konnte. Doch mein Freund Sattelburg hat mir berichtet, dass er Ihnen meine Botschaft überbracht hat.« Wieder lächelte er dieses träge Lächeln, das ihre Knie weich werden ließ und ihr den Atem nahm, hob ihre Hand und küsste sie. »Ich bitte nochmals um Vergebung. Sagen Sie, dass Sie mir nicht mehr zürnen.«
    Wie verbrannt zog sie ihre Hand zurück. »Nein, ja, natürlich nicht.
    Machen Sie sich keine Gedanken, Graf Bernitt.« Damit floh sie zu Johann ins Schlafzimmer, um ihre Beherrschung wiederzugewinnen. Geschickt richtete sie es danach ein, dass sie an diesem Abend nicht eine Sekunde mit Konstantin von Bernitt allein war, denn sie traute sich selbst nicht, der Anziehungskraft seiner magnetischen Persönlichkeit in ihrer jetzigen Verfassung widerstehen zu können. Sie tischte auf, was sie in ihrer Vorratskammer fand, schickte Jikijiki in den Obstgarten, um die schönste Ananas für den Nachtisch zu pflücken, und nach dem Essen verabschiedete sie sich sofort.
    »Ich bitte die Herren, mich zu entschuldigen. Es war ein sehr anstrengender Tag, und ich möchte mich zurückziehen.« Sie stellte Konstantin und seinem Freund eine Flasche Wein mit zwei Gläsern auf den Tisch und überließ sie ihrer eigenen Gesellschaft. Fast die ganze Nacht durch wachte sie über Johann, horchte auf jeden seiner harschen Atemzüge. Irgendwann, es war längst nach Mitternacht, spürte sie, dass seine Hände kühler und trockener wurden. Sekundenlang von der irrsinnigen Angst gepackt, dass sein Leben von ihm wich, riss sie sein Hemd auf und legte ihren Kopf an seine Brust, und als sie seinen Herzschlag auf ihrer Wange spürte, kräftig und regelmäßig, blieb sie einfach so liegen und weinte sich ihre Erleichterung von der Seele, bis sie endlich einschlief.

    *
Am nächsten Morgen stand sie mit der Sonne auf, bereitete mit Jikijiki das Frühstück, und schon um sieben Uhr verabschiedete sich Konstantin von Bernitt.
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    »Liebste Catherine«, flüsterte er, während er sich tief über ihre Hand beugte. »Ich hoffe inständig auf ein baldiges Wiedersehen unter angenehmeren Umständen.«
    Entschlossen wich sie seinem Blick aus und zog ihre Hand zurück. Sein Kuss brannte auf ihrem Handrücken. »Wohin werden Sie von hier aus reiten?«, fragte sie, um irgendetwas zu sagen.
    Red Ivory grinste. Er hatte bisher kaum ein Wort von sich gegeben. »Ich rieche Elfenbein«, sagte er.
    »Da hören Sie es. Für die nächsten Monate werde ich mich im Busch herumtreiben.« Konstantin von Bernitt schmunzelte und saß auf. Seine Zügel aufnehmend, sah er ihr noch einmal tief in die Augen. »Bis bald, schöne Catherine«, flüsterte er, salutierte mit zwei Fingern an seinem breitkrempigen Hut und lenkte sein Pferd vom Hof. Johnny, der Hottentot, lief in lockerem Trab hinter ihm her.
    Sie blieb wie angewurzelt stehen, bis sie ihn weder sehen noch das weiche Ploppplopp der Pferdehufe auf dem sandigen Boden hören konnte, dann ging sie ganz langsam, wie in Trance ins Haus. Der innere Druck, den sein Besuch ausgelöst hatte, war so stark, dass sie ihre Gedanken ihrem Tagebuch anvertrauen musste, um ihn zu lindern. Eine Seite war nur noch frei, und sie bemühte sich, kleiner zu schreiben, nutzte die Zeilenzwi-schenräume doppelt. Den letzten Satz schrieb sie in winziger Schrift an den Rand.
    Lieber Gott, wo wird mich das hinführen?

    *
Catherine gab Johann zusätzlich zu dem Chinapulver auch das Fieberkraut und bestand darauf, dass er stündlich einen großen Becher Kamil entee trank. Langsam, sehr langsam, erholte er sich. Seine Kopf- und Gliederschmerzen zogen sich zurück, die Temperatur sank. Aber es gab ihr einen Stich, ihren kräftigen Mann so bleich und ausgezehrt zu sehen.
    Mzilikazi war fröhlich singend Tage später wieder aufgetaucht und hatte

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