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1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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auf ihre Frage nach seinem Verbleib erstaunt 509
    geantwortet, dass seine beste Kuh gekalbt hätte und er Kürbis ernten musste. Sie war zu erleichtert, um ihm ernstliche Vorhaltungen zu machen, und wusste, dass ihn diese sowieso nicht sonderlich beeindrucken würden.
    Sie trug ihm auf, zwei Hühner zu schlachten, und kochte Johann eine stärkende Brühe mit viel Gemüse und Kräutern. Mila hatte ihr Samen herübergeschickt, die alle im Schatten der Guavenbäume bestens gediehen, selbst der Liebstöckel zeigte die ersten Blättchen.
    Sie drang nicht weiter in Sicelo, ihr zu verraten, wie der Name des Fieberkrauts war. Die Begegnung mit Umafutha und ihren Sangomas hatte sie zu sehr erschreckt. Sie erzählte Johann beim Kaffee davon. »Noch heute habe ich Albträume. Diese Hexen haben mir wirklich Angst eingejagt.«
    Er wurde schlagartig ernst. »Vor der alten Umafutha musst du dich vorsehen. Sie ist eine berüchtigte Giftmischerin und hasst alle Umlungus aus tiefstem Herzen. Wir Steinachs auf Inqaba sind mit die ersten Weißen, die sich im Herzen Zululands niederlassen durften.« Wohlweislich unterschlug er die Tatsache, dass die Alte die Schwester von Khayi war, der ihm Inqaba so glühend neidete. Es war etwas, das ihm weitaus mehr Sorgen machte, als er bereit war zuzugeben. Er nahm sich vor, sobald er wieder auf den Beinen war, bei König Mpande wegen Khayis Untaten vorstellig zu werden. Der Häuptling musste in seine Grenzen gewiesen werden, sonst würde Inqaba nie sicher vor ihm sein. Nachdenklich trank er ein paar Schlucke Kaffee. Catherine hatte ihn ziemlich stark gemacht, und schon jetzt fühlte er, wie sein Herz kräftiger schlug.
    »Es gibt eine Prophezeiung«, fuhr er fort. »Vor ungefähr zwanzig Jahren tauchte ein Xhosa namens Jakot Nsimbithi in Natals Geschichte auf, der als Hlambamanzi, der Schwimmer der Meere, bekannt war. In den Augen der Engländer, die ihn Jakob nannten, war er ein Viehdieb und Betrüger, und sie warfen ihn in Kapstadt ins Gefängnis. Doch das Schicksal bestimmte, dass er erst Shaka Zulu und später König Dingane als Übersetzer diente und zu ihrem Ratgeber und gewisser-510
    weise Vertrauten wurde. Jahre später prophezeite er Dingane, dass es ihm und den Zulus ergehen würde wie den Ureinwohnern des Kaps.
    >Erst werden die Umlungus die Zulus höflich um Land bitten, um sich niederzulassen«, so weissagte er dem König. >Sie werden Häuser bauen und ihre Kühe auf unserem Land weiden lassen, ihre Zauberer, die sie Missionare nennen, werden die Zulus durch Hexerei unterwerfen.
    Schließlich werden ihre Soldaten mit Feuerstöcken kommen und deine Krieger töten, und bald wird aus dir, dem König, und dem stolzen Volk der Zulus ein Volk von AmaKafulas, landlosen Dienern, geworden sein. Das sage ich, Hlambamanzi, und so wird es kommen.«
    Johann trank von seinem Kaffee. Das Rauschen der Flüsse und das Wispern des Windes in den Bäumen trug Jakots Botschaft weiter und weiter, in jedes Umuzi, bis sie sich in den Köpfen der Zulus einbrannte.
    Jakot war schon lange tot, die Weißen ermordeten ihn mit König Dinganes Zustimmung im Jahre 1832, doch seine Prophezeiung hallte noch immer durch die Hügel Zululands, und der schwelende Hass, den sie schürte, hatte auch Johann trotz seiner Verbindung zu König Mpande schon zu spüren bekommen.
    »Der Kaffee tut gut.« Er reichte ihr seine leere Tasse. »Sag mir, wie du das folgende Bild interpretierst«, bemerkte er, während sie seine Tasse auffüllte. »Stell dir einen Mann in schwarzer Kleidung vor, der mit erhobenen Armen inmitten einer knienden Menschenmenge stehend mit lauter Stimme predigt. Die Knienden antworten ihm, und am Schluss der Zeremonie singen alle mit Inbrunst ein kraftvolles Lied.«
    Neugierig sah sie ihn an. »Ich sehe einen Priester oder einen Missionar, der das Wort Gottes verbreitet und den Gottesdienst mit der Hymne abschließt.«
    »Das sehen wir Weiße. Was die Zulus sehen, hat mir Sicelo erklärt. Sie sehen einen Feldherrn der Umlungus, der sein Volk zum Krieg aufruft, das ihm begeistert zustimmt und dann in laute Kriegsgesänge ausbricht.«
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    Catherine überprüfte in Gedanken das Bild, das er gezeichnet hatte.
    Dann nickte sie langsam. »Man kann es verstehen, dass sie so denken, nicht wahr? Welch ein Missverständnis.«
    »Dafür gibt es noch mehr Gründe. Die Missionare rammen ihnen unsere Religion und unsere Wertvorstellungen in den Rachen, erklären ihren Glauben und ihre Gebräuche für unmoralisch und

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