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1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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bleiben können, und dann wird sich die Sache mit dem Diebstahl klären.«
    »Das ist das Schlimmste. Khayi war's nicht allein«, sagte er, als er sich aufs Bett fallen ließ. »Himmel, bin ich müde.«
    Sie warf ihm einen Seitenblick zu, während sie die Armverletzung sanft abtupfte. »Wer sollte ihm denn geholfen haben?«
    »Dieser verdammte Kotabeni.« Seine Wangenmuskeln arbeiteten. »Wer zum Henker ist das, welches Ziel verfolgt er? Verzeih 576
    das Kraftwort, aber ich möchte wirklich wissen, warum er es auf mich abgesehen hat«, setzte er hinzu.
    Sie erstarrte, fuhr mit zitternden Fingern fort, die Wunde mit Kamil entee zu reinigen, und verband sie dann, nachdem sie eine dünne Schicht Honig aufgestrichen hatte. Es dauerte ein paar Minuten, und die Zeit half ihr, ihre Beherrschung wieder zu finden. »Wer sagt das?« Sie fragte leise und mit gesenktem Kopf, um sich nicht zu verraten.
    »Meine Zulus haben es mir zugetragen. Er ist gesehen worden, und angeblich war Khayi zum König gerufen worden und nicht einmal in der Nähe.«
    »Also ist es nur ein Gerücht? Es klingt sehr vage.« Sie atmete insgeheim auf. Johann wusste nichts Genaues. Schnell floh sie in die Küche, schmierte ihm ein paar Brote, belegte sie mit kaltem Fleisch und nötigte ihm eine Kumme mit dicker Gemüsesuppe auf. Er aß schweigend, und danach gingen sie ins Bett. Er zog sie fest an sich. »Mein Gott, wenn du ahnen würdest, wie sehr ich dich brauche«, flüsterte er, schob ihr Nachthemd hoch und streichelte die seidige Haut auf ihrer Brust. Sie hielt stil , während seine warmen Finger langsam über ihren Bauch hinunterwanderten, doch sie konnte sich nicht in seiner Liebe verlieren, zu sehr war sie aufgewühlt.
    Zerrissen von dem Widerstreit ihrer Gefühle, kämpfte sie sich schlaflos durch die Nacht. Die Frage, warum sie ihrem eigenen Ehemann nicht gesagt hatte, wer der Mann war, der Kotabeni genannt wurde, und woher sie ihn kannte, stak ihr wie ein
    Widerhaken in der Seele, und sie fand keine Antwort.

    *
»Brennt euer Brandzeichen über das von Inqaba und verteilt die Rinder unter euren Familien«, befahl Kotabeni und polierte sich die Nägel auf seinem Jackenärmel. »Das gefallt dir, du schwarzer Halunke, nicht wahr?«, fragte er Khayi, der eben aus der Hütte seiner Lieblingsftau kroch und seinen Schurz zu- rechtschob, lächelnd auf Deutsch. »Aber glaube nur nicht, dass
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    ich dir damit Gutes tun wil , ich wil nur diesen Steinach mürbe machen.«
    Innerlich rieb er sich die Hände. Er hatte sich der ewigen Dankbarkeit Häuptling Khayis versichert, das war sein Anliegen gewesen. Er brauchte einen Verbündeten in seinem Elfenbeingeschäft. Noch heute dankte er seinem Schöpfer, dass es ihm gelungen war, diesem Sicelo und seiner Bande zu entkommen. Es war natürlich bedauerlich, dass es seine Männer getroffen hatte, und er hoffte, dass sie nicht zu sehr gelitten hatten, aber sie waren nicht unersetzlich. Doch bis Gras über diese leidige Sache gewachsen war, musste er seinen trickreichen Elfenbeinerwerb einstellen, und das hieß, den Gürtel enger schnallen. Er strich über seine Flinte. Für Sicelo war die Kugel schon gegossen. Es war nur eine Frage der Zeit.
    »Yebo«, nickte Khayi grinsend und in dem Glauben, dass der Umlungu ihn wegen seiner Gerissenheit lobte, Jontani vorzugaukeln, er wäre zum König gerufen worden. Zufrieden sah er zu, wie zwei junge, kräftige Männer die Brandeisen zum Glühen brachten.
    »Setzt das Zeichen genau über das von Inqaba«, sagte Konstantin von Bernitt, hochzufrieden, dass es ihm gelungen war, diesem Steinach einen Schlag zu versetzen. Die fünfundvierzig Rinder hätten Inqaba eine schöne Stange Geld gebracht, und wie er mit eigenen Augen festgestellt hatte, herrschte dort akuter Mangel in der Hinsicht. Irgendwie musste er es schaffen, diesen Hinterwäldler von seiner Farm zu vertreiben, und dann, so war er sich sicher, würde ihm auch die entzückende Catherine wie eine reife Pflaume in die Hände fallen. Ihm wurde heiß beim Gedanken an ihren prachtvollen Körper und den berauschenden Duft ihrer Haut. Danach musste man der Sache mit etwas List nur ein wenig nachhelfen.
    »Red, John«, rief er, und seine Kumpane tauchten zwischen den Hütten auf. »Bald werden wir dem großen König einen Besuch abstatten. Ein Vögelchen hat mir geflüstert, dass er seit kurzem größte Schwierigkeiten mit seiner Manneskraft hat, und ich könnte ihm da helfen.« Er schwenkte einen kleinen Beu
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    tel und

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