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1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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riechen, und seine Haut ist heiß und trocken.«
    Der Mann zog sich an einem Pfahl auf die Füße und taumelte orientierungslos im Kreis. Johann fing ihn auf, als er stürzte, und ließ ihn zu Boden gleiten. »Das war sicher Umafutha«, grollte er. »Vielleicht hat sie ihnen Daturasamen gegeben. Sie rufen Halluzinationen und Schläfrigkeit hervor, wenn man Glück hat - zu viel davon bringt den stärksten Mann um.«
    Einen nach dem anderen untersuchte er seine Hirten. »Die haben Glück gehabt. In ein, zwei Tagen sind die wieder auf den Beinen.« Er schüttelte einen der Männer, versuchte ihn mit leichten Ohrfeigen zur Be 574

    sinnung zu bringen. »Wer war das?«, schrie er. »War es Häuptling Khayi?«
    Wieder schüttelte er ihn. »Sag's mir!«
    Aus glasigen Augen starrte ihn der Hirte an. »Khayi«, wiederholte er.
    »Yebo«, krächzte er dann nach einer Weile, wobei ihm der Speichel aus dem Mund lief.
    »Wusste ich's doch«, knurrte Johann und stand auf. »Sie brauchen dringend Wasser. Bitte hilf mir.« Er lief in die Küche.
    Betroffen folgte sie ihm. »Die Tiere trugen doch Inqabas Brandzeichen.
    Du wirst sie doch leicht wiedererkennen.«
    »Khayi brennt einfach seins darüber oder daneben, um dann zu behaupten, ich hätte sie ihm ursprünglich gestohlen und er hätte sich nur sein Eigentum wiedergeholt, oder er treibt sie zu einem befreundeten Stamm und tauscht sie gegen Tiere um, die kein Brandzeichen tragen.« Mit einem gefüllten Eimer kehrte er zurück, und während er die Betäubten stützte, setzte ihnen Catherine den Becher an die Lippen. »Sie müssen ihren Rausch ausschlafen«, sagte er und sorgte dafür, dass alle Männer im tiefen Schatten lagen. »Mehr können wir nicht tun. Und jetzt mach ich mich auf nach Kwadela und knöpfe mir Khayi vor.« Er drehte auf dem Hacken um und holte seine Elefantenbüchse aus dem Haus. Sie lief ihm nach.
    »Kwadela, heißt so sein Umuzi?«
    »Ja, sehr passend hat er es >Bleibt mir vom Leib< genannt.«
    Langsam ging sie zurück zum Haus. Mzilikazi wartete am Kochhaus auf sie. Der kleine Hund strampelte sich aus ihren Armen frei und rannte schwanzwedelnd auf ihn zu, und obwohl er ihn wegzuschieben trachtete, erkannte sie, wer ihr das Tierchen geschenkt hatte. »Mzilikazi, woher hast du den Hund? Du hast ihn doch gebracht, oder?« Sie kniete sich hin, und auf ihr leises Schnalzen kam der Hund zu ihr, warf sich auf den Rücken und ließ sich den Bauch kraulen. »Sag schon, es ist ein wunderhübsches Kerlchen. Ich danke dir.«
    »Hab ihn gefunden«, murmelte er und schaute weg. »Ich werde jetzt Feuer machen«, erklärte er und entfernte sich eilig.
    Verdutzt sah sie ihm nach, zuckte dann die Schultern und stand auf, um dem Hund ein Schälchen Milch zu geben. Dann
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    schaute sie noch einmal nach den im Rausch schnarchenden Zulus im Hof, rief Jikijiki und wies sie an, ihnen Wasser zwischen die Lippen zu gießen.
    Die Schatten wurden länger, und sie wurde in gleichem Maße unruhiger, denn von Johann war keine Spur zu sehen. Von böser Vorahnung erfüllt, wartete sie bis zum Abend auf ihn, aß kaum etwas und wälzte sich des Nachts schlaflos im Bett, bis das weiße Mondlicht, das stil durchs Zimmer gewandert war, der Morgenröte wich. Khayis Umuzi lag Stunden vom Haus entfernt, und immer wieder sagte sie sich, dass er wohl die Rinder gesucht und von der Dunkelheit überrascht worden war. Dann würde er frühestens am späten Vormittag zurückkehren, beruhigte sie sich, konnte jedoch kaum ihren Frühstückshaferbrei herunterwürgen. Voller Sorge lief sie immer wieder zu der Stelle, wo sie den langen Weg zum Haus überblicken konnte.
    Die fünf Zulus waren offenbar zu sich gekommen, denn sie waren verschwunden.
    Endlich, am späten Nachmittag, kehrte er zurück, und als sie seiner ansichtig wurde, konnte sie einen Schreckenslaut nicht unterdrücken. Seine Kleidung war zerfetzt, er blutete aus einer Armwunde und mehreren Kratzern. Sie rannte ihm aufgeregt entgegen. »Wer hat dich denn so zugerichtet?«
    Er winkte müde ab. »Ich bin quer durchs Dornengestrüpp hinter ihm her, aber der Mistkerl ist mir entwischt und meine Rinder mit ihm. Mein Fehler war es, allein hinzureiten. Morgen werde ich Pieter, Dan de Vil iers und ein Dutzend Zulus mitnehmen.«
    »Du hast noch das Elfenbein, und deine Kühe werden wieder kalben.
    Jetzt lass mich deine Blessuren verbinden«, sagte sie und führte ihn ins Haus. »Khayi wird schon wieder auftauchen. Er wird nicht ewig seinem Umuzi fern

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