1 - Schatten im Wasser
zeigte dabei seine weißen Zähne in einem vergnügten Lächeln.
»Bin ich nicht gut?«
Hottentot John kniff sein milchiges Auge zusammen und grinste. »Der König wird sich dankbar erweisen, er liebt es, bei seinen Frauen zu liegen.«
»Pass nur auf, dass du ihm nicht zu viel von dem Zeug gibst«, brummte Red Ivory. »Mehr als ein geiler Bock ist dabei draufgegan- gen. Es dauert eine Weile, bis das Gift tödlich wirkt, da bleibt ihm sicher genügend Zeit, uns seinen Henkern zu übergeben, und darauf, kann ich dir versichern, bin ich wirklich nicht scharf.«
»Schon Casanova hat sich der Spanischen Fliege bedient. Ich habe die Dosis bereits ausprobiert. - Aber doch nicht an mir«, winkte er ab, als seine Freunde in höhnisches Lachen ausbrachen, und zog sich in die Hütte zurück, die ihm Khayi zur Verfügung stellte, wann immer er dort auftauchte, wusch sich gründlich und rollte sich zum Schlafen in seine Decke ein. Das Feuer, das in der Erdmulde in der Mitte des Runds brannte, knisterte, der Rauch zog in dünnen Fäden ins Rieddach. Er stand noch einmal auf und schürte es, denn die Nacht war kalt.
Silbernes Mondlicht sickerte durch das Flechtwerk der Hütte, und für ein paar Minuten lauschte er den einlullenden Geräuschen der afrikanischen Nacht. Bald hoffte er, Großgrundbesitzer zu sein in diesem Land, das Himmel hieß. Khayi hatte es ihm erklärt, dieser krummbeinige Gauner. Zulu heißt Himmel, hatte er gesagt und war herumstolziert wie ein Pfau, der sein Rad schlägt, wir sind das Volk, das Himmel heißt. Über uns gibt es niemanden.
Es traf in der Tat zu, dachte er, es war ein himmlisches Land. Er seufzte tief. Die jämmerliche Behausung, die er in Durban sein Eigen nannte, war absolut nicht seinem Stand gemäß, und die Frau, die bei ihm den Haushalt führte, war nicht mehr als ein Dienstmädchen, auch wenn sie sein Kind erwartete. Mit dem Bild der saftig grünen Hügel von Inqaba und seiner schönen Herrin vor Augen schlief er ein.
*
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Als türkises Licht den Morgen ankündigte, wurde er von einer Salve von Schüssen geweckt. Er sprang von seinem Lager, packte seine Elefantenbüchse und schlich zum Eingang. Als er sah, was draußen vor sich ging, fluchte er leise. Dieser verdammte Steinach war tatsächlich zurückgekehrt, um seine Rinder zu holen. Begleitet wurde er von einem weißhaarigen Kerl, einem Haudegen von einem Mann, der einen Straußenfederhut und Tierfelle trug, aber auf seinem Pferd saß wie ein spanischer Grande, und einem Haufen kriegerisch aussehender Schwarzer. Als er aber den Mann erkannte, der jetzt hinter Steinach auftauchte, blieb ihm der Fluch im Hals stecken. Pieter, der Bure, Mila Arnims Verwalter. Pieter, der ihn gut kannte, ihn sofort identifizieren konnte.
So nahe war er seinem Tod noch nie gewesen, denn er hegte nicht für eine Sekunde einen Zweifel daran, dass man ihn aufknüpfen würde. Vermutlich sogar hier und jetzt.
Konstantin von Bernitt hatte stets ein feines Gefühl dafür gehabt, wann es Zeit war, von der Bildfläche zu verschwinden, und jetzt war so ein Moment gekommen. Rasch steckte er alles ein, was er nicht zurücklassen wollte, kroch auf allen vieren aus der verdeckten Öffnung, die er für ebensolche Gelegenheiten als Fluchtmöglichkeit zusätzlich in die Hüttenwand hatte schneiden lassen, und schlich sich im Schatten der Hütten am Palisadenzaun entlang. Unter dem Schutz des Geschreis und der Schüsse und dem allgemeinen Durcheinander von blökenden Kühen, kreischenden Frauen und brüllenden Zulus gelang es ihm, aus dem Umuzi zu schlüpfen. Er erreichte sein Pferd, legte ihm die Hand auf die Nüstern, um es ruhig zu halten, schwang sich hinauf und verschwand im Schatten des umliegenden Dickichts. Er hörte noch, wie Johann Steinach seinen Männern befahl, die Rinder zusammenzutreiben, dann war er außer Hörweite. Mit einem weißen Taschentuch tupfte er sich den Schweiß von der Stirn.
Johann stand mitten im Umuzi, seinen Sjambok in der Faust. Er sah sich um. Frauen und Kinder waren geflohen und zum größten Teil im Busch verschwunden, die Männer hatte er in eine Hütte sperren lassen und zwei seiner Zulus vor Khayis
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Unterkunft postiert, damit er ihm nicht wieder durch die Lappen ging. »Die, die und die nehmt ihr auch mit«, brüllte er und zeigte auf die fünf Kühe, bei denen Khayi sein Brandzeichen über das von Inqaba gesetzt hatte. Mehr hatte der elende Kerl vor Einbruch der Dunkelheit wohl nicht geschafft.
»Danach brennt die
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